Yusuke Hasegawa, Honda: «Zehn Prozent mehr als 2015»
Yusuke Hasegawa: «Wir hatten keine Chance, von irgendwelchen Zwischenfällen im Rennen zu profitieren»
Yusuke Hasegawa, wie sehr schmerzt es, dass McLaren-Honda in Baku keine Punkte holen konnte?
Sehr, denn wir hatten ein gutes Renntempo und ich denke, wir haben unser Bestes gegeben, um das Potenzial des Autos auszuschöpfen. Umso frustrierender ist es, wenn man die Punkte mit dem elften Platz nur knapp verpasst – vor allem, wenn es zum zweiten Mal hintereinander passiert!
Wie bewerten Sie die erste Ausgabe des Europa-GP in Baku?
Das Rennen selbst verlief sehr viel weniger chaotisch als erwartet. Alle Autos, die von den ersten Rängen ins Rennen hatten starten dürfen, kamen ohne Probleme ins Ziel. Deshalb hatten wir keine Chance, von irgendwelchen Zwischenfällen im Rennen zu profitieren. Und deshalb sind wir wieder im Mittelfeld verblieben. Wir haben auch nicht mit so viel Verkehr auf der Strecke gerechnet. Aber wir wussten, dass die langen Geraden sehr schwierig für uns werden würden. Wir mussten mit Blick auf die Rennperformance mit weniger Abtrieb fahren.
Mit welchen Schwierigkeiten haben Sie in Baku sonst noch gerechnet?
Obwohl wir vor dem Rennen fürchteten, dass uns die langen Geraden zusetzen würden, konnten wir mithalten – dank einer speziellen Heckflügel-Konfiguration, die wir in Baku eingesetzt haben.
Was war bei Fernando Alonso los?
Leider erlitt Fernando ein Getriebeproblem, weshalb er sein Tempo gegen Ende des Rennens nicht mehr halten konnte. Wir mussten ihn schliesslich aus dem Rennen nehmen, um keine weiteren Schäden zu riskieren.
Wie läuft die Weiterentwicklung bei Honda ganz allgemein? Lässt sich der Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr beziffern?
Das sind locker zehn Prozent mehr, die wir jetzt leisten. Und wir haben die Lücke zu den anderen Teams verkleinern können. Doch wir sind bei der Power immer noch im Hintertreffen, und es braucht Zeit, um wieder auf Top-Niveau zu kommen.
Was bereitet denn mehr Kopfzerbrechen: Der V6-Turbo oder das Energierückgewinnungssystem?
Gemäss unserer Analyse ist die Energierückgewinnungseinheit ziemlich gut, wenn nicht sogar sehr gut. Unser aktuelles Problemfeld ist demnach der Verbrennungsmotor.
Arbeiten Sie auch an neuen Treib- und Schmierstoffen?
Klar, wir arbeiten da sehr eng mit Exxon Mobil zusammen. Honda hat in diesem Jahr begonnen, einen neuen Treibstoff einzusetzen und im Kanada gab es eine weiterentwickelte Version davon. Wir werden noch mehr Upgrades sehen, und zwar nicht nur beim Benzin, sondern auch bei den Schmierstoffen.
Können Sie kurz umreissen, worum es bei der Entwicklung des Sprits und der Schmierstoffe geht?
Das ist ein sehr komplexes Feld. Das aktuelle Spritlimit sorgt dafür, dass wir letztlich versuchen, mehr Power herauszukitzeln und gleichzeitig den Spritverbrauch zu reduzieren. Mehr Power bedeutet normalerweise auch einen höheren Verbrauch. Doch mit den neuen Technologien wollen wir das ändern.
Wie viele der sogenannten Entwicklungstoken, mit denen die Motorenentwicklung beschränkt wird, bleiben Honda noch?
Wir haben noch zwölf Token, die wir verbrauchen können und haben auch entschieden, sie alle in dieser Saison einzusetzen. Wir haben aber noch nicht festgelegt, an welchen Rennwochenenden die Upgrades folgen sollen. Wir haben in Kanada etwa zwei Token gebraucht.
Wie steht es mit der Motorenentwicklung der Formel-1-Konkurrenz – beunruhigt sie diese?
Die Top-Teams konnten alle einen Schritt nach vorne machen. Doch es ist schwer zu sagen, wie gross dieser jeweils ist.
Wird Honda im nächsten Jahr mit Ferrari oder Mercedes auf Augenhöhe sein?
Das ist natürlich unser Ziel, aber wir brauchen noch etwas Zeit, um dieses zu erreichen.
Was haben Sie bei Honda verändert, seit Sie ihren Posten übernommen haben?
Wir haben das Team vergrössert und versuchen auch, mehr technische Ressourcen bereitzustellen. Wir ziehen auch mehr externe Berater bei, zu denen auch einige europäische Ingenieure gehören. Aber es dauert etwas, bis wir die Früchte dieser Bemühungen ernten und zu einer guten Leistung zusammenführen können. Aber wir kriegen das hin.
Das klingt sehr zuversichtlich...
Ja, wir haben in Baku eine Enttäuschung erlebt, weil wir die Punkte knapp verpasst haben. Aber wie gesagt: Wir wussten, dass es auf dieser Strecke schwierig für uns werden würde, ohne besondere Vorkommnisse, also aus eigener Kraft in die Punkte zu fahren. Wir werden weiterhin an unserem Renntempo arbeiten und konzentrieren uns nun auf die anstehenden Rennen. Ungarn sollte uns besser liegen, oder auch Singapur. Aber wir werden hart kämpfen und nicht erst bis zu diesen Rennen warten, bis wir zurückschlagen.