Haas: Grosjean fix, Gutiérrez erst nach Monza
Haas-Teamchef Günther Steiner und Esteban Gutiérrez
Der Ferrari-Traum von Romain Grosjean ist nicht geplatzt, er liegt eher auf Eis. Der neue Einjahresvertrag für Kimi Räikkönen bedeutet, dass der Weg des Genfers von Ferrari-Kunde Haas nach Maranello verbaut ist. Einhellige Meinung im Fahrerlager von Silverstone: Wenn Ferrari, die über Haas Zugriff auf Fahrerdaten haben, wirklich davon überzeugt wäre, dass Grosjean einen besseren Job machen würde als der Weltmeister von 2007, dann hätte Kimi Räikkönen keinen neuen Vertrag erhalten.
US-Teambesitzer Gene Haas hätte Grosjean ziehen lassen, wie er vor einigen Wochen meinen Kollegen von crash.net bestätigt hat: «Ich würde nie einen Fahrer zurückhalten. Ich weiss, dass Romain bei uns glücklich ist. Aber sollte ein Top-Team wie Ferrari anklopfen, dann wäre er übergeschnappt, würde er dieses Angebot nicht annehmen. Wenn ein Fahrer wie er die Chance erhält, in einem anderen Rennstall Weltmeister zu werden, dann muss er das tun. Aber bis eine solche Offerte vorliegt, sage ich nicht mehr dazu.»
Romain Grosjean selber hat über Ferrari gesagt: «Ferrari war nicht der vorrangige Aspekt, wieso ich bei Haas unterzeichnet habe. Es ist mehr das grosse Ganze, das mir gefällt. Die Art und Weise, wie das Projekt aufgegleist worden ist, der Wille, es zum Erfolg zu führen, die amerikanische Mentalität – da arbeiten Racer, keine Politiker, das gefällt mir. Aber natürlich ist es auch schön zu wissen, auf einen Partner wie Ferrari zählen zu können.»
«Klar gebe ich gleichzeitig auch zu: Alle von träumen von Ferrari – Ingenieure, Mechaniker, Fahrer. Ferrari ist kein Rennstall wie jeder andere, Ferrari ist ein Mythos, also wieso nicht davon träumen, eines Tages Werkspilot von Ferrari zu sein? Aber genau so gut darf ich davon träumen, eines Tages zu Renault zurückzukehren und zu versuchen, als Franzose mit einem französischen Team Weltmeister zu werden. Alles ist offen. Klar erhalten die Ingenieure von Ferrari alle Daten der Haas-Fahrer. Aber es stimmt einfach nicht, dass ich nur wegen Ferrari zu Haas gegangen bin. Ich sehe das als langfristiges Projekt.»
Grosjean bleibt also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei Haas, die Frage ist nun: Was passiert mit dem Mexikaner Esteban Gutiérrez?
Haas-Teamchef Günther Steiner im Rahmen seiner Gruppen-Interviews in Silverstone: «Wir haben vereinbart, dass wir uns erst nach Abschluss der Rennen auf europäischem Boden über das Fahrerduo unterhalten. Bis dahin wollen wir im Detail wissen, woran wir sind.» Das wäre also anfangs September, wenn in Monza der Grand Prix von Italien gefahren wird.
Der Südtiroler kennt die Statistik auch: Romain Grosjean hat 28 Punkte geholt und liegt in der WM-Zwischenwertung auf dem zehnten Platz. Gutiérrez ist noch punktelos und lediglich 19.
Steiner weiter: «Es wäre nicht fair, Esteban Gutiérrez nur aufgrund der ersten Saisonhälfte zu beurteilen, denn es gab einige Rennen, in welchen er schuldlos ausschied – durch Kollisionen oder weil ihn sein Auto im Stich liess. Wir setzen hier niemanden unter Druck. Wir verhandeln auch mit niemandem, weil wir Spekulationen und Verunsicherung vorbeugen wollen. Die Fahrer sollen ihre Leistung in der bestmöglichen Atmosphäre bringen können. Wir fühlen uns nicht in Eile.»