Abt und die Formel E: 15 Millionen für eine Zukunft
Abt gehört zu den Gründungsteams der Formel E
Es gehört zur Maxime eines Teams wie Abt Sportsline, dass aufgeben keine Option ist. Deshalb versucht der Traditionsrennstall aus dem Allgäu auch alles, um die Zukunft in der Formel E zu sichern. Immerhin ist Abt eines der Gründungsteams, ist von Anfang an dabei.
Doch die Zukunft steht nach dem Audi-Ausstieg weiterhin auf sehr wackeligen Füßen. «Das war immer unser kleines Pflänzchen, auf das wir gut aufgepasst haben und das mehr und mehr gewachsen ist. Die Situation müssen wir annehmen. Wir versuchen weiterhin, ein Teil der Formel E zu sein. Ob es Saison 8 oder 9 ist, können wir momentan noch nicht sagen», sagte Abt-Teamchef Thomas Biermaier im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Das Problem: Als reines Privatteam, wie zu Beginn in der Formel E, benötigt Abt ein Budget von 15 bis 16 Millionen, wie Biermaier bestätigt, um sportlich auch eine Rolle spielen zu können. «Es gibt ein, zwei Möglichkeiten. Wir führen Gespräche mit bestehenden Partnern, mit Investoren. Die Gespräche ziehen sich noch ein wenig.»
Allerdings hängen an der Formel E auch Jobs, «über 25 Mitarbeiter klopfen an meine Tür und fragen: ‚Wie geht es weiter?‘», so Biermaier, der deshalb klarstellt: «Bis Ende August muss etwas passieren.» Also sehr bald.
Der Knackpunkt ist das Geld, denn «wenn wir das haben, haben wir unsere Pläne in der Schublade, was den Powertrain betrifft, was das Team betrifft. Es wird aber auf jeden Fall eng.»
Biermaier weiß, dass Glück und Timing auch dazugehören. «Man muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein und jemanden finden, der das mit dir macht. Unsere Stärke ist es, ein Team einzusetzen. Wir sind interessant für Leute, die von Motorsport keine Ahnung haben, aber ein Investment suchen», sagte er.
Dass erst Audi das Aus verkündete, danach BMW und jetzt auch Mercedes (nach Saison 8), sieht Biermaier nicht als Beleg, dass die Formel E auf dem absteigenden Ast ist. «In der Formel E gab es am Anfang lauter Teams. Hersteller kommen und gehen, und das Herz einer Meisterschaft sind meistens die Teams, sie bilden die Basis, sie leben es, sie sind die Racer. Hersteller sehen es oft vor allem als Marketinginstrument», sagte er.
Dass Audi 2017/18 werksseitig einstieg, im Frühjahr 2020 mit Verweis auf die Konzentration auf E-Mobilität den Stecker beim DTM-Programm zieht, um dann ein halbes Jahr später für eine Zukunft bei der Dakar-Rallye und in Le Mans das Formel-E-Engagement zu beenden, sieht auch für Abt «konfus aus, ich verstehe es selbst auch nicht. Sie konzentrieren sich voll auf E-Mobilität und steigen aus der einzigen, namhaften Elektroserie aus? Die Strategie muss man akzeptieren, aber nicht verstehen.»
Das Problem sei es gewesen, dass die Formel E immer Probleme mit der Reichweite gehabt habe, so Biermaier. Auf Eurosport waren es rund 100.000 Fans pro Rennen, seit dem Wechsel zu Sat.1 hat sich die Quote mehr als vervierfacht. Biermaier: «Jetzt kommen wir mit Sat.1 in Sphären, die viel interessanter sind. Das hat gefehlt und kam zu spät. Es sind aber immer noch viele Hersteller da. Dass drei deutsche Premium-Hersteller gehen, ist auffällig, doch die Formel E ist schnell gewachsen, vielleicht auch ein bisschen zu schnell. Jetzt balanciert sich das ein, dass man Schritt für Schritt wachsen kann.»