Michael Götz (IDM STK) über Realitäten im Rennsport
Michael Götz gehört im IDM Fahrerlager vielleicht nicht zu den Piloten, die man permanent auf dem Podest wiederfindet, doch er gehört zu denen, die ihren Sport mit großer Leidenschaft und aus Spaß an der Freude betreiben. Zwölf Jahre war Götz fester Bestandteil des Yamaha-R6-Dunlop-Cup, bei dem er mehr als 100 Rennen fuhr. Nach dem der Cup 2018 eingestellt wurde, hatte er die Wahl. Und entschied sich für den DMSB-Superstock-Cup, der gemeinsam mit der IDM Supersport 600 ausgetragen wurde.
Ab dieser Saison wird aus dem Cup nun eine eigene IDM-Klasse mit eigenem Titel. Allerdings muss nun die A-Lizenz gelöst werden. «Also ich bin mir nicht sicher, ob es die Klasse aufwertet», überlegt Götz. «Generell finde ich die Klasse gut und sie macht Spaß. Wenn man denn das Geld dafür zusammen bekommt.»
«Die Grundidee 2018 war ja, den ganzen gestrandeten Yamaha Cup Fahrern eine vergleichbare Rennserie zu bieten», erinnert er sich. «Was ich grundsätzlich geil fand. Dann wurde aber das Reglement gegenüber dem R6 Cup hier und da gelockert und erlaubte dann schon ein paar Änderungen am Motorrad. Die waren sicher gut, trieben aber letztendlich die Kosten doch in die Höhe. 20.000 bis 25.000 Euro braucht man schon für die Saison. Mit Sturz gehen auch schnell 30.000 Euro drauf. Und das ohne Motorrad und das ganze Grundequipment gerechnet. Und wer hat das schon übrig!?»
«Auch waren die Preisgelder im R6 Cup wesentlich besser», erzählt er weiter. «Da bekam selbst der 15. noch eine Kleinigkeit. Und wenn man es wie ich gerade immer so schafft, und so geht es leider vielen, eine Saison mehr schlecht als recht zu finanzieren, ist man von neuen weiteren Kosten erst mal nicht so begeistert. Ich habe mich mit einem anderen Fahrer unterhalten, der gerne Superstock fahren würde, aber es einfach an der Finanzierung hapert. Der war alles andere als begeistert über die Geschichte mit der A-Lizenz. Wofür, fragte er mich! Ich konnte ihm die Frage nicht beantworten. Was kommt als nächstes, was die Sache wieder teuer macht?»
«Meiner Meinung nach wertet es die Klasse nicht auf», sagt Götz in Bezug auf die neue IDM-Superstock-Regelung. «Die Jungs vorne fahren schon schnell Moped. Und nur, weil sie jetzt eine A-Lizenz haben, fahren sie nicht schneller. Der Titel bringt einem nicht mehr als letztes Jahr. Leider ist das so in Deutschland. Man hat es doch in den letzten Jahren gesehen. Im R6 Cup waren wirklich schnelle Cup-Sieger dabei. Wie oft wurden die von einem Teamchef angesprochen und in ein Team der höheren Klasse geholt und hatten dann mal zwei Jahre Zeit, sich zu beweisen? Das ging doch in der Regel nur, wenn der Fahrer genug Geld mitbrachte. Deswegen, daran wird sich nichts ändern! Ob es sich jetzt Superstock Cup oder IDM Titel schimpft.»
«Wer den IDM-Titel will, der kann ja Supersport fahren. Von daher hätte der Cup ruhig bleiben können wie gehabt. Meine Meinung! Und selbst wenn einer den IDM Supersport Titel holt. Wenn er nicht genügend Geld hat, kommt er eh nicht weiter. Ich erlebe das doch schon seit 20 Jahren mit. Von den jungen Kerlen träumen sicher viele von der WM. Ist ja auch schön. Aber lasst uns realistisch sein. Als Deutscher wirst du das nur mit viel Glück schaffen, bist ein Talent wie Marquez oder hast genügend Geld. Und wer hat das schon? Für die meisten wird nach der IDM Schluss sein.»
«Guckt euch den Reiti an», gehen seine Überlegungen weiter. «Hat in der IDM alles in Grund und Boden gefahren. Und!? Nach einem Jahr in der Superbike WM wurde er schon wieder rausgeschmissen. Oder Sandro Cortese. Zweifacher Weltmeister! Letztes Jahr in seiner ersten Saison wirklich gute Ergebnisse abgeliefert. Und!? Auf den letzten Drücker einen Platz in der WM bekommen. Und Jonas Folger: Vor drei Jahren noch gegen den Außerirdischen Marquez am Sari um den Sieg gekämpft. Also muss Jonas doch schon gut Moped fahren können, oder!? Und selbst er kommt nicht in der WM unter, ganz unabhängig von seinen gesundheitlichen Problemen zwischendurch.»
«Es ist einfach schwierig, schade und fast unmöglich, als Deutscher ganz nach oben zu kommen», glaubt der IDM-Dauerbrenner. «Deswegen wäre es einfach schön, eine kostengünstige Serie zu haben, die trotzdem ein vernünftiges Niveau hat. Und das Niveau im Superstock 600 Cup war letztes Jahr schon gut. Die Veranstalter geben sicher Ihr Bestes, eine gute Rennserie auf die Beine zu stellen und mir gefällt die IDM auch. Aber sie finanzieren zu können, ist nun mal sehr schwierig. Ich gönne es jedem jungen Fahrer, nach oben zu kommen. Aber die Chancen sind einfach sehr gering hoch zu kommen.»
Michael Götz will auch jeden Fall wieder in der Klasse Superstock 600 dabei sein. Doch die eine oder andere Absage von Sponsoren macht die Angelegenheit zu einem mühsamen Unterfangen und sonderlich rosig sieht die Lage nicht aus. Gerade jetzt zu Zeiten von Corona. Sollte es mit der Finanzierung der IDM nicht klappen, wäre als Plan B noch der Deutsche Langstrecken Cup eine Option. Der Auftakt auf dem Hockenheimring am 11.April wurde auf Grunde der Corona-Pandemie allerdings schon abgesagt. Eine Situation, die nichts für schwache Nerven ist.