Norton: Komplett überschuldet an die Wand gefahren
BDO Administrators ist spezialisiert auf Rechnungswesen für Unternehmen. In diesem weiten Geschäftsfeld übernimmt BDO auch Konkursabwicklungen von zahlungsunfähigen Unternehmen.
Seit dem 29. Januar leitet BDO die Geschicke von Norton. Nun hat BDO eine Bestandesaufnahme veröffentlicht. Zusammen Norton Motorcycle gerieten auch das Donington Hall Hotel und das Priest House Hotel in Zahlungsunfähigkeit. Beide Hotels unweit des Norton-Firmengeländes in Doningten/GB gehören zum verzweigten Firmenkonglomerat von Norton-Mehrheitsbesitzer Stuart Garner.
Wie unsere Leser bereits wissen, gibt es in diesem Fall vier Klassen von Gläubigern. Als erstes wird Nortons Hausbank Metro Bank entschädigt. Darum hat die Metro Bank auch eine Kontenüberzeihung gewährt. Die Guthaben der Metro Bank werden mit 4.04 Mio £ plus 550.000 £ Überziehungskredit von Norton beziffert, dazu kommen Guthaben beim Donington Hall Hotel von 3.07 Mio £ und beim Preist House Hotel von 3.6 Mio £.
Bei einem Verkauf von Norton und/oder einem oder beiden Hotels wird zuerst die Metro Bank mit mehr als 11 Mio £ entschädigt. Dann sind die 58 Angestellten an der Reihe, die 800 £ pro Person geltend machen können. Das ergibt vergleichsweise bescheidene 46.400 £.
An dritter Stelle werden etwa Forderungen des englischen Staates für Steuern und Zölle, Zulieferer, Subunternehmer und Kunden, die Motorräder angezahlt haben, bedient. Alleine von 466 Kunden, die bislang nicht gelieferte Motorräder bezahlt oder angezahlt haben, sind Forderungen in der Höhe von 3.375 Mio £ eingegangen. Dazu kommen weitere Forderungen dieser Gläubigergruppe von rund 3.8 Mio £.
Als Norton unter die Verwaltung von BDO kam, waren 14 Motorräder im Bau, alle in einem frühen Stadium der Produktion. Dazu wurden 13 fertiggestellte Motorräder vorgefunden. Weitere fünf Motorräder sind als Ausstellungsmotorräder auf der ganzen Welt verstreut, gehören aber Norton. Dazu befanden sich im Norton Fabrikgebäude 15 Kundenmotorräder für Wartungsarbeiten und neun für Garantiearbeiten.
Im schlimmsten trifft es die Investoren, zu denen 228 Personen gehören, die ihr Pensionskassengeld in eine der drei Pensionskassenfunds investierten, die Garner verwaltete und die ausschliesslich in Norton investierten (Speedweek berichtete detailliert). Sie kommen als letzte dran, falls nach einem Verkauf und der Auszahlung der andren Schuldner noch Geld übrig ist.
BDO hat die Buchwerte von Norton zusammengestellt. Da vorhandenen Sachwerte sind mit 3.5 Mio £ in den Büchern. Dazu repräsentiert die Tochterfirma Norton America LLC einen Wert von 1,5 Mio £. Den intellektuellen Wert von Norton verbucht BDO mit 5.2 Mio £. Das ergibt einen Buchwert von gut 10 Mio £, was nicht einmal die gesicherte Forderung der Metro Bank abdeckt. Die Gesamtschulden von Norton dürften in etwa das dreifache betragen.
Gemäss BDO gingen bis zum Stichtag am 25. März 29 Angebote für Norton ein, von denen die acht vielversprechendsten nun weiterverfolgt werden. Darunter sind auch Motorradhersteller aus Indien und China.