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Crusader, John Cobb und die fatale Sucht nach Speed

Von Mathias Brunner
Was treibt Menschen an, den Geschwindigkeits-Weltrekord brechen zu wollen? Dem Engländer John Cobb war die Bestmarke zu Land nicht genug. Er wollte auch auf dem Wasser der schnellste Mann der Welt sein.

Der Geschwindigkeits-Weltrekord zu Lande fasziniert die Menschen seit mehr als 120 Jahren. Immer wieder gab es tollühne Männer und auch zahlreiche Frauen, die der Versuchung Speed nicht widerstehen konnten. Eine gute Einführung in das Thema ist das Buch «Quest for Speed», auf das wir Ende 2020 eingangen sind.

Bei den wagemutigen Männern und Frauen, welche die Grenzen in vielseitigen Fahrzeugen nach oben verschoben haben, finden wir eine verblüffend grosse Zahl, deren Sehnsucht auf dem Land nicht gestillt werden konnte. Nein, Abenteurer wie Malcolm Campbell und sein Sohn Donald Campell oder John Cobb wollten auch auf dem Wasser der schnellste Mensch der Welt sein. Donald Campbell und John Cobb haben diese Sucht beide mit ihrem Leben bezahlt.

John Cobb, ein hervorragender Rennfahrer und Weltrekord-Fahrer, holte sich für sein Speed-Boat einen alten Wegbegleiter: den Designer Reid Railton. Railton war der kluge Kopf hinter Cobbs Napier-Railton, mit dem er auf der Brooklands-Rennbahn die Gegner niederrang. Und es war auch Railton, der den wunderbaren, tropfenförmigen Railton Mobil Special gebaut hatte, mit welchem Cobb vor und nach dem Zweiten Weltkrieg den Geschwindigkeits-Weltrekord zu Lande niederriss. Sein Rekord von 634 km/h auf dem Salzsee von Bonneville hatte ab 1947 18 Jahre lang Bestand.

Steve Holter zeichnet das Leben von Cobb nach, eines zurückhaltenden Mannes, dessen Aussehen vielleicht auf den Dorf-Pfarrer hätte schliessen lassen können, aber sicher nicht auf einen stahlharten Racer und Speed-Süchtigen. Wir erfahren vom Werdegang des gelernten Pelzhändlers, seinen Erfolgen als Rennfahrer und als Weltrekordler.

Den grössten Teil des Buchs nimmt jedoch das Ziel von Cobb und Railton ein, auf der teils spiegelgleichen Oberfläche von Loch Ness in Schottland den Weltrekord zu Wasser aufstellen zu wollen. Holter erzählt packend, wie Railton und Cobb zur eigenwilligen Bootsform von Crusader (Kreuzritter) kamen und wie sie an der Motorisierung herumtüftelten, um sich schliesslich für ein Jet-Aggregat zu entscheiden. Die beiden bauten sogar ein Mini-Jetboot, um das Verhalten des Bootskörpers zu erforschen.

Holter nimmt uns mit in die Bauphase des eindrucksvollen Bootes und verdichtet die Atmosphäre bis zum tödlichen Lauf vom 29. September 1952. Der Autor geht ausführlich auf die Umstände ein, welche zum struturellen Versagen der Crusader und damit zum Tod von John Cobb führten.

Dies alles wird mitreissend erzählt, von grossen Kenner der Branche. Holter hat sich nicht nur ein Leben lang für Weltrekordversuche interessiert, er arbeitete viele Jahre auch mit Ken Norris zusammen, dem Designer der Bluebird-Weltrekordler von Donald Campbell.

Wer von Weltrekordfahrten fasziniert ist, für den ist Crusader ein echter Leckerbissen. Aber dieses Buch eignet sich auch für Leser, welche sich mehr für Psyche als Technik interessieren; weil sie wissen wollen, was Menschen antreibt, in Bereiche vorzustossen, welche den meisten Anderen verschlossen bleiben.

Das Wichtigste in Kürze

Steve Holter: Crusader – John Cobb’s ill-fated Quest for Speed on Water
Von EVRO Publishing
ISBN: 978-1-910505-61-8
352 Seiten, 200 Abbildungen
Format 23,4 x 15,6 cm
Text in englischer Sprache
Für rund 35 Euro im Fachhandel oder direkt bei Evro Publishing

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