Reid Railton: Der Adrian Newey der Weltrekorde
Geschwindigkeits-Weltrekorde zu Lande und zu Wasser fesseln die Menschen seit mehr als 120 Jahren: Wir haben vor kurzem von John Cobb und seiner fatalen Sucht nach Speed berichtet, wir haben ein Buch vorgestellt, das gute Grundkenntnisse über die Historie der Jagd nach dem Weltrekord vermittelt, wir haben Richard Noble präsentiert und seine spannende Geschichte, wie der Engländer zum schnellsten Mann der Welt geworden ist. Malcolm Campbell, Henry Seagrave, George Eyston, John Cobb, Craig Breedlove, Art Arfons, Gary Gabelich, Richard Noble, Andy Green, das sind die mutigen Männer, welche den Rekord in immer neue Sphären verschoben haben. Aber ein Name fehlt in dieser Liste.
Reid Antony Railton war für die Weltrekordfahrer, was heute Adrian Newey für die Crème de la Crème der Formel-1-Piloten ist – der beste Techniker seiner Ära, unaufdringlich, ein begnadeter Ingenieur, der unermüdlich frische Ideen wälzte.
Diesem Reid Railton (1895–1977) hat Karl Ludvigsen einen würdigen Gedenkstein gesetzt, und das Wort ist mit Bedacht gewählt, denn der Zweibänder über den brillianten Ingenieur tritt in der Schwergewichts-Kategorie an: zwei Bände, 832 Seiten, 1000 Fotos, 260.000 Worte Text. Das sechsfach ausgezeichnete Buch ist in jeder Hinsicht ein Massstab.
Bücher über Rennfahrer finden wir zuhauf, darunter auch wirklich empfehlenswerte, Bücher über Weltrekordfahrer sind ebenfalls in verblüffender Zahl und hoher Qualität zu finden, aber Werke über jene Männer, die hinter den umjubelten Helden am Lenkrad standen, die sind doch eher selten.
Wir begleiten Reid Railton aus seiner Kindheit zu Anfängen mit dem heute so gut wie unbekannten Rennwagenhersteller Thomson & Taylor. Die Firma war in Brooklands zuhause, und so lernte Railton die schnellsten Männer der englischen Vollgasbranche kennen, Tim Birkin und Malcolm Campbell, John Cobb und Raymonds Mays und Goldie Gardner.
Wir reisen mit Railtons legendären «Bluebird»-Weltrekordautos von Malcolm Campbell um die Welt, wir erfahren alles über die zeitlos eleganten Napier-Railton von John Cobb, mit welchen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg neue Bestmarken aufgestellt wurden. Wir stehen an der Seite Railtons in einer der dunkelsten Stunden seiner Karriere, als John Cobb mit dem Boot Crusader ums Leben kommt. Zuvor hatte Railton schon die Bluebird-Boote von Campbell gebaut, die erfolgreichen Modelle K3 und K4.
Autor Ludvigsten geht auch ausführlich auf die zahlreichen Arbeiten von Railton für Automobilindustrie und Rennwagenhersteller ein – ERA, MG, Hudson.
Mit dem Wort Genie sollten wir sparsam umgehen. Aber wenn wir uns stundenlang in das gewaltige Lebenswerk von Reid Railton vertiefen, drängt sich für diesen brillianten Mann dieser Begriff auf.
Wir hätten uns für die grandiose Geschichte von Reid Railton keinen besseren Autor wünschen können als Karl Ludvigsen: In fast 60 Jahren Karriere als Journalist und Buchautor ist er zu einem weltweit renommierten Experten für Autoindustrie und Motorsport geworden, Dutzende von Büchern beweisen sein enormes Wissen. Seine Arbeiten über Stirling Moss, Dan Gurney, Juan Manuel Fangio, Ferdinand Porsche, BRM, Emerson Fittipaldi und Bruce McLaren, um nur ein paar Wenige zu nennen, gehören zum Besten, was über Pioniere des Sports verfasst worden ist.
«Reid Railton – Man of Speed» reiht sich nahtlos in die tollen Arbeiten von Ludvigsen ein; eine Biographie, welche den schwierigen Spagat schafft, den technisch Interessierten zu befriedigen, jedoch auch einen Leser, der bislang über frühere Rennwagen und Weltrekordautos nicht viel gewusst hat. Besser geht das nicht.
Das Wichtigste in Kürze
Karl Ludvigsen: Reid Railton – Man of Speed
Von Evro Publishing
Zwei Bände in einem Schuber
ISBN: 978-1-910505-25-0
832 Seiten, mehr als 1000 Abbildungen
Format 28 x 23,5 cm
Text in englischer Sprache
Für rund 175 Euro im Fachhandel oder direkt bei Evro Publishing