Ford GT40: Der Ferrari-Bezwinger unter der Lupe
Die Verleihung der Oscars 2020 endete mit einer fetten Überraschung – denn es kommt nur ganz selten vor, dass ein Film zum Thema Motorsport Beachtung findet, geschweige denn den begehrtesten aller Filmpreise erhält. Le Mans 66 (Originaltitel Ford v Ferrari) erhielt Auszeichnungen für den besten Schnitt und den besten Tonschnitt. Aufgestellt war er zudem in den Kategorien bester Ton und bester Film.
Der Streifen von Regisseur James Mangold thematisiert den jahrelangen Kampf des Ford-Konzerns, die Vorherrschaft von Ferrari in Le Mans zu brechen. Der Film war im November 2019 in die Kinos gekommen und hatte von Kritikern wie Zuschauern gleichermassen Lob erhalten.
Im 152 Minuten langen, überaus unterhaltsamen Film spielte Matt Damon den legendären Rennfahrer und Konstrukteur Carroll Shelby, der Waliser Christian Bale gab den charismatischen britischen Rennfahrer Ken Miles, der aus dem Ford GT40 einen Sieger machte.
Klar monierten Fans gewisse Freiheiten, die sich Mangold beim Stoff erlaubt hatte. Wer es etwas genauer haben will, dem empfehlen wir das tolle Buch «The Ford that beat Ferrari – A Racing History of the GT40» von John S. Allen und Gordon J. Jones.
Die beiden Autoren legen ihr ganzes Wissen über die Geschichte dieser Rennwagen-Ikone in die Waagschale, und gerade in diesen Wochen, wenn in der Sarthe die 24 Stunden von Le Mans ausgetragen werden, ist das Werk über den Renner, der Ferrari schlug, so aktuell wie nie zuvor. Denn in Le Mans schlug die grösste Stunde des zeitlos eleganten Rennwagens.
Auf fast 500 Seiten staunt der Laie und der Fachmann wundert sich, was Allen und Jones alles ans Tageslicht befördert haben. Diese erweiterte Version des erstmals 1985 veröffentlichten Buchs lässt in Sachen Text und Bild wahrlich keine Wünsche offen.
Das Werk ist in jeder Hinsicht ein Schwergewichtler und kein Schnäppchen: Die Bebilderung ist mit mehr als 850 Fotos überaus üppig, viele Bilder waren zuvor nie zu sehen. Wir verfolgen die spannende Geschichte, wie Ford dem legendären Enzo Ferrari die Rennabteilung abkaufen wollte, schliesslich wegen einer Lappalie die kalte Schulter gezeigt erhielten und sich die Amerikaner daraufhin stinksauer schworen, es dem verdammten Italiener eines Tages schon noch zu zeigen.
Ford triumphierte schliesslich 1966 in Le Mans (siehe Film), das Finale verlief überaus kontrovers, und in den drei darauf folgenden Jahren gewann der GT40 in Le Mans weiter. Erst Porsche beendete mit dem mächtigen 917 die Siegesserie.
Allein die Entwicklung des GT40 ist packend wie ein Krimi und gespickt von falschen Entscheidungen und Rückschlägen. Allen und Jones legen dar, wie Ford schliesslich die Kurve kriegte, auch mit unerwarteter Hife.
Wir erfahren alles über die Siebenliter-Renner, die so schnell waren, dass sie von den französischen Veranstaltern mit Hilfe eines Reglements-Tricks gestoppt wurden. Wir gehen nahtlos über in die Gulf-Ära, als die GT40 in der weltberühmten Farbkombination Puderbla und Orange antraten.
Allen und Jones gehen auch ausführlich auf die 68 Privat-Rennställe ein, welche mit GT40-Rennern antraten. Ein reichhaltiger Daten-Teil beantwortet so gut wie alle Fragen in Sachen Chassis-Historie.
Zum Schluss des gewaltigen Buchs gehen die Autoren darauf ein, wie die Legende GT40 bis heute am Leben erhalten wird.
Über den Ford GT40 sind zahlreiche Bücher geschrieben worden. Wenn wir uns davon nur eines herausgreifen dürften, dann wäre es «The Ford that beat Ferrari – A Racing History of the GT40» von John S. Allen und Gordon J. Jones.
Das Wichtigste in Kürze
John S. Allen und Gordon J. Jones: The Ford that beat Ferrari – A Racing History of the GT40
Mit einem Vorwort von Jacky Ickx
Von EVRO Publishing
ISBN: 978-1-910505-47-2
496 Seiten, mehr als 850 Abbildungen
Format 28 x 23 cm
Text in englischer Sprache
Für rund 105 Euro im Fachhandel oder direkt bei Evro Publishing