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KTM AG steht vor der Insolvenz – was jetzt getan wird

Von Johannes Orasche
Die KTM AG kämpft gegen die Zahlungsunfähigkeit

Die KTM AG kämpft gegen die Zahlungsunfähigkeit

Über das Vermögen der Pierer Mobility Group, dem Mutterkonzern der KTM AG, wurde in Österreich ein europäisches Restrukturierungsverfahren eröffnet. Ziel ist, die Insolvenz abzuwenden.

Über das Vermögen der Pierer Mobility Group AG mit Sitz in Wels in Oberösterreich wurde das erste Europäische Restrukturierungsverfahren Österreichs eröffnet. Dies wurde am Dienstag vom Kreditschutzverband (KSV) von 1870 kommuniziert. Bei einem Europäischen Restrukturierungsverfahren handelt es sich um ein Sonderverfahren. Es geht darum, dass insolvenzgefährdete, aber noch nicht zahlungsunfähige Unternehmen in einem gerichtlichen Restrukturierungsverfahren die Möglichkeit haben, sich wirtschaftlich zu erholen, bevor sie Insolvenz anmelden müssen.

Das Verfahren im Sinne der Restrukturierungsordnung (ReO) ist am 17. Juli 2021 in Kraft getreten. Das weitere Prozedere schaut wie folgt aus: Anleihe- und Schuldscheingläubiger werden dazu aufgefordert, ihre Forderungen bis spätestens 31. Januar 2025 am Landgericht Wels anzumelden, sowie dem Schuldner eine Ausfertigung ihrer Forderungsanmeldung zu übersenden.

Die Pierer Group muss für die KTM AG bis zum 27. Dezember 2024 einen Restrukturierungsplan vorlegen. Als Restrukturierungsbeauftragter ist der Linzer Anwalt Dr. Thomas Zeitler bestimmt worden, Stellvertreter ist sein Kollege Dr. Norbert Mooseder, ebenfalls aus Linz.

Das Verfahren kann nur dann in Anspruch genommen werden, wenn die Zahlungsunfähigkeit droht, beziehungsweise bald wahrscheinlich ist. Zur Vorbereitung auf das Verfahren hat der Unternehmer ein Restrukturierungskonzept auszuarbeiten. Darin muss er glaubhaft beschreiben, wie er den zukünftigen Fortbestand des Unternehmens sichern will und welche Maßnahmen er dafür plant.

Der Plan bedarf der Zustimmung der vom Schuldner miteinbezogenen Gläubiger. Welche das sind, entscheidet der Unternehmer. In der Regel wird er auf jene zugehen, die für den Fortbestand beziehungsweise die Umsetzung des Restrukturierungsplans entscheidend sind. Die Forderungen der nicht involvierten Gläubiger bleiben vom Verfahren unberührt und müssen in vollem Umfang bezahlt werden. Dazu gehören auch Arbeitnehmerforderungen. Eine Verständigung der bevorrechteten Gläubigerschutzverbände durch das Gericht ist nicht vorgesehen. Aber der Schuldner oder ein Gläubiger kann einen Verband aktiv ins Verfahren holen.

Das Europäische Restrukturierungsverfahren wird von den Gerichten öffentlich bekanntgemacht. Auch haben Gläubiger auf Antrag des Schuldnerunternehmens in diesem Verfahren ihre offenen Forderungen wie im Insolvenzverfahren bei Gericht anzumelden. Das Europäische Restrukturierungsverfahren entspricht den Anforderungen der EU-Insolvenzverordnung und ist insbesondere für jene Unternehmen zu empfehlen, die über Vermögenswerte im EU-Ausland verfügen, da es auch dort anerkannt wird.

Laut dem KSV steht als weitere Folge die KTM AG, ein Tochterunternehmen der Pierer Mobility, vor der Insolvenz. Es soll ein Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eingebracht werden. Laut Aussage der Pierer Mobility beläuft sich der Finanzierungsbedarf der KTM AG auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Gleichzeitig sollen auch die Tochterunternehmen KTM Components GmbH und KTM F&E GmbH betroffen sein. Ziel ist es, den Bestand der KTM-Gruppe nachhaltig zu sichern.

Seit Monaten laufen Verhandlungen mit Großaktionären, Banken und möglichen Investoren, um das Finanzloch zu stopfen. Betrug die Nettoverschuldung 2022 noch 300 Millionen Euro, ist sie in diesem Jahr auf 1,5 Milliarden Euro in die Höhe geschossen. Die Aktie von Pierer Mobility sank am 26. November zeitweise auf unter 8 Euro, vor einem Jahr lag sie noch bei über 60 Euro.

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