Erik Riss über Deutschlands taktische Meisterleistung
Erik Riss ist nach seinem DM-Sieg auch Team-Weltmeister
Im finnischen Forssa, 115 Kilometer nordwestlich von Helsinki, gewann die deutsche Nationalmannschaft vergangenen Samstag mit Erik Riss, Jörg Tebbe, Stephan Katt und Enrico Janoschka zum siebten Mal Gold – im achten Rennen! Herausragender Pilot war der erst 18-jährige Deutsche Meister Erik Riss, der 24 der 45 deutschen Punkte eroberte. Dass es trotzdem eine Teamleistung war, erklärte der Schwabe im Interview mit SPEEDWEEK.com.
Erik, du bist mehr als die Hälfte der deutschen Punkte gefahren. Ohne dich wäre Deutschland nur Fünfter geworden?
Nicht unbedingt. Ich hatte einen guten ersten Lauf, alle haben gesehen, dass ich gut drauf war. Innerhalb des Teams darf man die Startplätze tauschen. Unser Teammanager hat mich dann immer gefragt, wo ich starten will. Wenn ich einen guten Start hatte, konnte ich vorneweg fahren. Wir wussten, das sind sichere Punkte. Deshalb haben wir uns immer so abgesprochen, dass ich einen guten Startplatz nehme und sichere Punkte einfahre und die anderen von hinten kämpfen. Das haben auch die anderen Fahrer so gesagt. Es lag nicht nur an mir, es lag an allen. Die anderen haben mir den guten Startplatz gegeben, damit ich vorneweg brennen kann, das ist was wert, wenn die das sagen.
Wäre es taktisch nicht klüger gewesen, den besten Mann vom schlechtesten Startplatz losfahren zu lassen, damit der von hinten kommen kann?
Aus taktischer Sicht schon. Aber es war nicht so einfach auf der Bahn zu überholen, das war ziemlich schwierig. Das habe ich auch gemerkt, als ich einmal Zweiter geworden bin. Wenn ich vorne war, hat mich niemand mehr eingeholt, das waren sichere Punkte. Meine Starts sind nicht immer so sicher. Wenn ich von ganz hinten nach vorne fahren muss, dann fahre ich vielleicht nur zwei Punkte ein oder nur einen. Dann wäre es vielleicht doch besser, wenn man mich vom guten Startplatz hätte starten lassen.
Natürlich haben wir uns das auch überlegt, grade vor dem letzten Lauf. Ob ich den schlechten Startplatz nehme und von hinten angreife. Ich habe gewusst, dass ich schnell bin, das haben mir auch die anderen gesagt. Sie haben mir vorgeschlagen, dass ich von hinten angreifen soll. Dann haben wir uns aber entschieden, dass ich von gelb starte. Das war auch gut, ich war direkt vorne.
Wie fühlt sich dein erster WM-Titel an im Vergleich zum DM-Sieg?
Schon etwas anders. Bei der DM waren nur Deutsche dabei. Ich will jetzt nicht sagen, dass das nicht dasselbe Niveau ist, aber das Topniveau in der WM war enger beisammen. Bei der Deutschen Meisterschaft waren fünf Leute, die hätten gewinnen können, bei der Team-WM war jeder der dabei war gut.
Du hast deinen einzigen Punkt gegen Kauko Nieminen abgegeben. Der fuhr noch keine fünf Langbahnrennen in seinem Leben, wie kann das sein?
Auf einer 1000-Meter-Bahn kommt es nicht so auf die Technik an. Nieminen hat die Technik vom Speedway her sowieso und einen guten Motor hatte er auch. Für einen Speedway-Fahrer ist es nicht schwer, auf einer 1000-Meter-Bahn zu fahren. Als ich gehört habe, dass er da fährt, habe ich damit gerechnet, dass er schnell ist.
Wie bist du mit dem WM-Titel finanziell rausgekommen?
Großartig gelohnt hat es sich nicht, draufzahlen mussten wir aber glaube ich nicht. Ganz ausgerechnet habe ich es noch nicht.
Wir hatten ein Budget vom DMSB mit 3000 Euro und das Preisgeld waren 5000 Euro oder so. Wir mussten die Flüge und den Transport selber bezahlen. Die Motorräder hat Klaus-Peter Gerdemann rübergebracht, da war jeder froh drum. Er hat das auch freiwillig gemacht für das deutsche Team, ihn kann man als Sponsor betrachten.
Das DMSB-Budget konntet ihr vier unter euch aufteilen?
Richtig. Davon wurde aber auch die Teamkleidung bezahlt sowie die Flüge und Zimmer für die drei Offiziellen Hukelmann, Ohmer und Weber. Dann blieben glaub ich noch 1400 Euro übrig.