Team-WM: Großbritannien überrumpelt Deutschland
Mehr Krimi geht nicht: Beim Stand von 34 für Frankreich, 33 für Finnland und jeweils 32 Zählern für Deutschland und Großbritannien ging es am Sonntag in Mühldorf vor rund 4000 Zuschauern in den letzten von sechs Durchgängen.
Die Finnen trafen im ersten Rennen auf Tschechien und den vermeintlich schwächsten Gegner. Doch Josef Franc versalzte den Skandinaviern den in der Luft liegenden, ganz großen Coup. Finnland holte nur 8:7 Punkte.
Deutschland – Frankreich lautete das nächste Duell, das über alles oder nichts entscheiden konnte. Doch dann rutschte Michael Härtel in der ersten Kurve weit vorne liegend weg und wurde disqualifiziert. Im Re-run stach Erik Riss als Erster aus der Kurve und gab die Führung nicht mehr ab. Hinter ihm lieferte Jörg Tebbe das Rennen seines Lebens – und knackte in der letzten Runde den bis dato Zeitplatzierten Stéphane Trésarrieu. «Ich bin fast Steilwand gefahren, um den nötigen Schwung aufzubauen», sagte Tebbe später. Damit zog Deutschland mit Finnland gleich. Ein Stechen war sicher.
Selbst in der Hand hatten es zu diesem Zeitpunkt nur noch die Briten. Und: Sie nutzten ihre Chance. Richard Hall machte sich nicht nur zum Matchwinner, sondern gleichzeitig auch zum Mann des Tages. Glen Phillips und Andrew Appleton hielten ihre dritten und vierten Plätze. Zehn Gesamtpunkte die genügten, um an Deutschland und Finnland vorbeizuziehen.
Für Deutschland holte Erik Riss im Stechen gegen Aki-Pekka Mustonen die Kohlen aus dem Feuer, kreuzte am Ende der ersten Runde des Finnens Linie und gab den Sieg nicht mehr ab. Glücklich waren am Ende beide: Der Punktegarant aus Deutschland und der Finne, der mit seinem Team einen für viele überraschenden Podestplatz errang.
«Was uns betrifft, hat heute in Mühldorf einfach nur das Quäntchen Glück gefehlt, das man für Gold immer auch haben muss», erklärte DMSB-Teammanager Josef Hukelmann nach dem WM-Finale. Nach einem Auftaktsieg gegen die Niederlande mit 9:6 und demselben Ergebnis gegen Tschechien griff anstelle von Tebbe Stephan Katt im deutschen Team ins Geschehen ein. Ihm bracham Start eine Speiche. Riss und Härtel mussten sich den Finnen mit einem 7:8 geschlagen geben. 7:8 hieß es auch nach dem Aufeinandertreffen mit den Briten. Riss und Härtel fanden kein Mittel gegen ein mächtig auftrumpfenden Richard Hall. Was folgte, war das 9:6 gegen Frankreich, das Deutschland in letzter Minute noch einmal zurückkatapultierte.
Nach sieben gewonnenen Langbahn-WM-Titeln hielt sich die Enttäuschung der DMSB-Piloten in Grenzen. «Ich habe gewusst, es geht im letzten Lauf um viel und habe daher viel riskiert», erklärte Nationalmannschafts-Debütant Michael Härtel: «Wir werden jetzt aber den Kopf nicht hängen lassen und wollen nächstes Jahr wieder ein Treppchen weiter nach oben.»
Ähnlich sieht es auch Erik Riss: «Im Sport ist nie etwas klar. In der entscheidenden Situation haben wir einfach etwas unglücklich agiert.»
Des einen Pech, war des anderen Glück: Großbritannien reihte sich als dritte Nation neben Deutschland und den Niederlanden in die Reihe der Sieger der Team-Weltmeisterschaft ein, die in Mühldorf zum neunten Mal ausgetragen wurde.
Ergebnisse Langbahn-Team-WM Mühldorf/D:
1. Großbritannien, 42 Punkte: Glen Phillips 14, Andrew Appleton 8, Richard Hall 20, James Shanes 0.
2. Deutschland, 41+5 Punkte: Jörg Tebbe 9, Michael Härtel 14, Stephan Katt 0, Erik Riss 18+5.
3. Finnland, 41 Punkte+Ausfall: Jesse Mustonen 14, Aki Pekka Mustonen 23+Ausfall, Aarni Heikkilä 3, Matias Maenpää 1.
4. Frankreich, 40 Punkte: Stéphane Trésarrieu 14, Mathieu Trésarrieu 18, Dimitri Bergé 4, Théo di Palma 4.
5. Niederlande, 31 Punkte: Jannick de Jong 23, Henry van der Steen 3, Sjoerd Rozenberg 5.
6. Tschechien, 30 Punkte: Josef Franc 18, Richard Wolff 7, Michal Dudek 5, Michal Skurla 0.