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Neue Ideen der Ahnungslosen

Kolumne von Ivo Schützbach
Sehen in Zukunft alle hinteren Kotflügel so aus?

Sehen in Zukunft alle hinteren Kotflügel so aus?

Jahr für Jahr überraschen uns die Offiziellen der FIM mit neuen technischen Bestimmungen. Dass einige davon nicht umsetzbar sind, überrascht nicht.

Im technischen Reglement 2011 kündigte der Motorrad-Weltverband FIM neue Bestimmungen für die hinteren Langbahn-Kotflügel an. Der Abstand zwischen Hinterreifen und Kotflügel soll am Kotflügelende nur noch maximal 35 mm betragen. Im Speedway-Sport ist diese Regelung bereits für 2012 verbindlich.

Der Gedanke hinter der Idee: Mehr Sicherheit. Vereinzelt passierte es in den letzten Jahren, dass sich ein Fahrer den Arm oder Fuss zwischen Hinterrad und Kotflügel einklemmte und sich schlimme Verletzungen zuzog. Prominentestes Opfer war Speedway-Star Jason Crump.

Doch was an einem Speedwaymotorrad einfach umzusetzen ist, sorgt bei einem Langbahn-Bike für grösste Schwierigkeiten. Problem Nummer 1: Ein Langbahn-Motorrad ist hinten gefedert. Der Kotflügel kann zukünftig also nicht mehr am Rahmen befestigt werden, sondern muss an der Schwinge angebracht werden. Problem 2: Es gibt weltweit keinen Anbieter für solche Kotflügel. Problem 3: Auf nassen und tiefen Bahnen wird sich das Hinterrad durch den vielen Schlamm kaum noch drehen, der Kotflügel wird zu einem Sicherheitsrisiko. Problem 4: Auf der Langbahn wird stellenweise mit einem Luftdruck unter einem Bar gefahren, die Reifen walken dadurch extrem. Ob sie dann an den niedrig montierten Kotflügeln anstehen, hat noch niemand probiert.

In einem Info-Brief hat die FIM nun mitgeteilt, dass sie gemäss Artikel 43.03 des technischen Reglements für 2012 empfiehlt, den Kotflügel entsprechend zu montieren. Die Vergangenheit hat uns gelehrt: Der Empfehlung folgt im Jahr darauf die Pflicht.

Dass die neue technische Lösung nicht praktikabel ist, scheint den Mitgliedern der FIM-Bahnsport-Kommission CCP entgangen zu sein. Aber das kennen wir ja schon von angeblichen Innovationen wie Blockreifen, auf Plus gepolte Zündunterbrecher, nicht funktionierende Dirt-Deflektoren, die Liste liesse sich fortsetzen.

Wir fragen uns: Weshalb werden nicht beidseitige Scheiben im Hinterrad zur Pflicht gemacht, was einen echten Beitrag zur Sicherheit darstellen würde? Es kommt öfters vor, dass Fussrasten Räder ausspeichen, als dass Fahrer-Extremitäten zwischen Rad und Kotflügel geraten.

Ein Blick über den Tellerrand zeigt: Im Motocross-Sport sind Kotflügel noch viel höher als an einem Langbahn-Motorrad montiert, die Speichenräder sind nicht durch Scheiben geschützt, MX-Bikes haben nicht einmal einen Zündunterbrecher, der den Motor nach einem Unfall abstellt. Die Sicherheitsbekleidung der Fahrer ist ab und zu mangelhaft.

Genau auf diese wollen die Bahnsport-Oberen nun auch ein Auge haben und denken ernsthaft darüber nach, Lederkombi zur Pflicht und Anzüge aus Kevlar, Nylon, Lycra und ähnlichem zu verbieten. Was wirklich zur Sicherheit beitragen würde, wäre Knieorthesen und Nackenschutz zur Vorschrift zu machen. Ebenso vernünftige Protektorhemden.

Wieder einmal ist es an den Fahrern den Offiziellen aufzuzeigen, wie sehr sie mit ihren Ideen auf dem Holzweg sind. Keine einfache Aufgabe: CCP-Boss Roy Otto ist erstaunlich beratungsresistent.

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