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KTM-Stahlrahmen: Immer noch ein Konzept mit Zukunft?

Kolumne von Günther Wiesinger
KTM beweist mit dem exklusiven Gitterrohrstahlrahmen-Konzept jetzt in drei GP-Klasse Mut. Andere Hersteller kamen von diesem Weg ab, Aluminium dominiert.

Jahrzehntelang galt der Gitterohrstahlrahmen in der Motorrad-WM als technisches Nonplusultra, dann kamen die Aluminium-Deltaboxrahmen, die Japaner machten daraus Siegermaschinen am laufenden Band. Zwischendurch haben wir auch Aluminium-Monocoque-Rahmen (zum Beispiel vom Schweizer Gespann-Hersteller LCR) gesehen, das Team Roberts experimentierte anfangs der 1990er-Jahre an der Yamaha 250 von Weltmeister John Kocinski sogar einmal mit einem Voll-Karbon-Chassis. Ducati setzte weiter auf den Stahlrahmen, Casey Stoner gewann 2007 damit die MotoGP-WM.

Aber nachher vertraute Ducati-Konstrukteur Ing. Filippo Prezioso auf ein Karbon-Monocoque, der Motor diente als tragendes Teil.

Loris Capirossi beklagte sich damals verzweifelt: «Der Motor ist so verwindungssteif wie ein Felsblock.»

Nach Rossis Ankunft bei Ducati verschwanden 2011 alle Chassis-Experimente, er verlangte nach einem Alu-Deltaboxrahmen – wie bei Yamaha.

Aber die Idee der Gitterrohlstahlrahmen starb nicht aus.

Zuerst kam MZ 2010 mit einem Moto2-Stahlchassis. Aber diese Technologie war nicht der Überzeugung wie jetzt bei KTM geschuldet, sondern aus der Not geboren.

Firmenchef Martin Wimmer fand in irgendeiner Ecke seiner Bankrottfirma rund 1000 Meter Stahlrohre mit einer Dicke von 2 mm, die sein Vorgänger Korous für das MZ 1000 S Superbike herstellen hatte lassen. MIt diesen Rohren hätte Wimmer rund 500 Moto2-Fahrwerke basteln können... Eine Wandstärke von 0,8 mm hätte aber auch gereicht.

Um Geld beim Bau des Bikes von Anthony West zu sparen, ließ Wimmer aus diesen schweren Rohren die ersten Moto2-Chassis für Anthony West für die WM-Saison 2010 bauen. Doch diese Rahmen führten zu einem Übergewicht von rund 15 kg.

Deshalb wurde dann bem Sachsenring-GP ein Aluchassis von Martial Garcia getestet, später wurde mit britischen FTR-Alu-Chassis und einmal (Portugal 2011) sogar mit einem ostdeutschen IAMT-Alu-Chassis gefahren.

Ralf Waldmann, in der Anfangsphase 2009 eine Zeit lang Miteigentümer von MZ: «Der alte MZ-Rahmen hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem von KTM. Natürlich war die MZ nicht so perfekt, aber wir hatten ja nur ein Materialbudget von rund 10.000 Euro...»

Dietmar Franzen baute dann für 2011 ein Aluchassis für MZ Engineering, die Fahrer waren damals Max Neukirchner und Anthony West. Aber im September 2012 war Wimmer mit seiner Firma schon wieder insolvent.

Als KTM die Stahlrahmen-Idee für die neue Moto3-WM 2012 wieder aufleben ließ, wurde die Mannschaft aus Oberösterreich dafür zuerst belächelt. Doch dieses Rahmenkonzept konnte den Siegeszug von KTM nicht stoppen, es wurden inzwischen vier von fünf Moto3-Konstrukteurs-WM-Titel gewonnen, dazu drei Fahrer-WM-Titel (Sandro Cortese, Maverick Viñales und Binder).

Inzwischen bewährt sich der Stahlrahmen be KTM auch in der Moto2-WM, wie der vierte Platz von Oliveira beim KTM-Debüt in Katar zeigte.

Auch in der MotoGP-WM scheint das Konzept konkurrenzfähig zu sein. Die Zeitrückstände von Pol Espargaró und Bradley Smith haben eher mit dem aggressiven Motor zu tun.

Ralf Waldmann schätzt die Herstellungskosten für ein Moto2-Stahlchassis von KTM auf rund 1000 Euro.

Die Kostenkalkulation steht jedoch für KTM nicht im Vordergrund, denn allein in die MotoGP-WM werden in diesem Jahr 30 Millionen Euro gepumpt.

«Wir sind Weltmarktführer bei Stahlrahmen, wir haben auf diesem Gebiet das meiste Knowhow», betont Firmenchef Stefan Pierer.

Und nach dem vierten Moto2-Platz von Miguel Oliveira in Katar betonte Pierer: «Ich bin überzeugt, dass der Stahlrahmen auch für die MotoGP das bessere Konzept ist.»

Bei aller Bewunderung dürfen wir nicht vergessen: Kalex hat in der Moto2-WM seit 2010 mit einem herkömmlichen Alu-Chassis 71 GP-Siege errungen, die Firma aus Bobingen ist seit zwei Jahren ungeschlagen und hat in der Moto2-Klasse fünf Fahrer-WM-Titel gewonnen – mit Bradl, Pol Espargaró, Rabat und zweimal mit Zarco.

Und in der Moto3 sicherte sich Honda 2014 und 2015 mit Alex Márquez und Danny Kent zwei WM-Titel. In der MotoGP befindet sich das Alu-Chassis seit 2008 auf dem Siegeszug, der nicht so rasch gestoppt werden wird.

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