Rossi-Schüler gegen Márquez: Die WM-Chancen von Balda
Lorenzo Baldassarri im Gespräch mit Mentor Valentino Rossi
Márquez-Manager Emilio Alzamora würde den zweifachen Moto2-Saisonsieger Alex Márquez gerne in der MotoGP-WM sehen und soll deshalb bereits den Kontakt zu Pramac Ducati gesucht haben. Als Moto2-Leader ist natürlich auch Lorenzo Baldassarri ein heißer Kandidat auf einen Aufstieg in die Königsklasse.
«Es wäre ein wahr gewordener Traum, ich möchte das natürlich so schnell wie möglich erreichen», gab der dreifache Saisonsieger aus dem Flexbox HP 40 Team von Sito Pons zu. «Ich bevorzuge aber mit guten Chancen aufzusteigen, nicht nur für ein Jahr, um dann in die Moto2-WM zurückzukehren. Wir werden sehen, was in den nächsten Rennen passiert. Ich werde mich zu 100 Prozent auf die Moto2-WM konzentrieren und dann schauen wir», gab sich der Italiener geduldig.
«Balda» kämpfte sich bei seinem Heim-GP in Mugello von einem enttäuschenden 15. Startplatz bis auf Rang 4 nach vorne. Den Sieg schnappte sich aber Alex Márquez mit einer souveränen Vorstellung. Der jüngere Bruder des fünffachen MotoGP-Weltmeisters liegt in der Moto2-WM damit nur mehr zwei Punkte hinter dem Rossi-Schüler aus der VR46 Riders Academy. Was sagen die beiden Superstars zum Kalex-Piloten?
«Ich kenne Balda schon seit der Zeit in der spanischen Meisterschaft, weil er gegen meinen Bruder gefahren ist. Er zeigt eine großartige Saison», meinte der Repsol-Honda-Pilot. «Ich unterstütze natürlich meinen Bruder und versuche ihm zu helfen zu verstehen, was er [Baldassarri] richtig macht. Er hat einen speziellen Fahrstil, wenn es um die Position auf dem Motorrad und all diese Dinge geht. Er ist auch sehr groß.» Tatsächlich ist der 22-Jährige aus den Marken mit seinen 1,83 m um einiges größer als zum Beispiel Marc Márquez selbst (1,69 m).
«Er hat aber den Speed und er wird ein harter Gegner für Alex sein. Ich versuche einfach nur zu verstehen, was er besser macht, um Alex zu helfen», fügte der MotoGP-WM-Leader hinzu, der am Sonntag den Erfolg seines Bruders so ausgelassen bejubelte, als sei er selbst ganz oben gestanden. Die emotionalen Augenblicke gingen später auch in den sozialen Netzwerken um die Welt: «Brüderliche Liebe», kommentierte Marc.
Baldassarri kann unterdessen auf die Unterstützung von Valentino Rossi zählen: «Balda arbeitet sehr hart, wenn wir zusammen trainieren, und er ist immer sehr schnell. Er hat einen speziellen Stil, aber er ist technisch sauber und smooth unterwegs. Ich glaube, dass er auch für die MotoGP-WM bereit sein kein. Mit seiner Größe passt er vielleicht besser auf ein MotoGP-Bike als in die Moto2-WM. Aber wie er selbst schon gesagt hat, er muss sich jetzt konzentrieren. Er hat in diesem Jahr eine großartige Chance, um zu versuchen, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. In Zukunft kann er dann an die MotoGP denken.»
Der neunfache Mugello-Sieger Rossi erlebte ein Wochenende, das er am liebsten ganz schnell vergessen würde. Seine Schützlinge bereiteten ihm aber Freude, allen voran sein Bruder Luca Marini, der am Sonntag als Zweiter erstmals in dieser Saison auf dem Podest stand.
Die 2013 ins Leben gerufenen VR46 Riders Academy trägt ihre Früchte: «Für uns ist es ein großartiges Feeling. Ich glaube, dass wir nun gut organisiert sind und mehr oder weniger alle Aspekte einer Karriere eines Top-Fahrers abdecken. Wir versuchen, den italienischen Fahreren zu helfen, zuerst richtig zu trainieren. Dabei nutzen wir meine Erfahrung, die ich in diesen ganzen Jahren gesammelt habe. Dann geht es auch darum, ein gutes Team und ein gutes Bike zu finden, damit sie versuchen können, das Maximum herauszuholen. In den letzten Jahren war es in Italien schwierig, ein gutes Team für einen jungen Fahrer zu finden. Ich glaube, dass es gut funktioniert und die Ergebnisse sehr gut sind, vor allem in der Moto2, zunächst mit Franco und Pecco und in diesem Jahr mit Balda. Wir sind wirklich happy.»
Mit Franco Morbidelli und Francesco «Pecco» Bagnaia kürten sich in den vergangenen zwei Jahren jeweils VR46-Absolventen zum Moto2-Weltmeister. Baldassarri kann die Serie 2019 fortführen. Aber nicht nur Alex Márquez will die Serie unterbrechen, auch der Schweizer Tom Lüthi liegt mit nur vier Zählern Rückstand in Schlagdistanz. Sein Teamkollege aus dem Dynavolt Intact GP Team, Marcel Schrötter, weist als WM-Fünfter nach sechs Rennen 24 Punkte Rückstand auf.
Der WM-Stand nach 6 von 19 Rennen: 1. Baldassarri 88. 2. Márquez 86. 3. Lüthi 84. 4. Navarro 73. 5. Schrötter 64. 6. Marini 58. 7. Fernandez 54. 8. Bastianini 45. 9. Gardner 41. 10. Binder 39.