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Aki Ajo: «Es ist noch eine komplette WM möglich»

Von Günther Wiesinger
Der finnische Weltmeister-Macher Aki Ajo beobachtet die Coronakrise mit Besorgnis. Aber der Red Bull-KTM-Teamchef bleibt trotzdem zuversichtlich. «Wir können ab Juni noch viele Rennen durchziehen», meint er.

Der Finne Aki Ajo hat als Teambesitzer mit Mike di Meglio (Aprilia) und Marc Márquez (Derbi) die 125er-WM gewonnen, dann die Moto3-WM mit Red Bull-KTM 2012 (mit Sandro Cortese) und 2016 (mit Brad Binder). Dazu errang das Ajo Motorsport-Team 2015 und 2016 den Moto2-WM-Titel mit Johann Zarco und bildete zuletzt drei Jahre lang das Red Bull-KTM-Werksteam mit Fahrern wie Miguel Oliveira, Brad Binder und Jorge Martin. Die Fahrer von Ajo sorgten für 50 Prozent der 100 GP-Siege von KTM im Straßenrennsport.

Nach dem Rückzug von KTM als Moto2-Chassis-Hersteller bestreitet Ajo die Moto2-WM mit Kalex. Die Fahrer: Jorge Martin und Tetsuta Nagashima, der am 8. März seinen ersten sensationellen Sieg in Katar feierte. Der Japaner war schon 2016 für Ajo unterwegs – im Junior-Team in der Repsol-CEV-Moto2-Europameisterschaft.

Jetzt erlebt der Finne Aki Ajo im gesetzten Alter von 51 Jahren die größte Krise seiner Motorsport-Laufbahn. «Wir sind in Finnland bisher nicht so stark betroffen wie viele andere Länder in Europa», stellte Ajo im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Aber unsere neue Regierungschefin Sanna Mirella Marin und ihre drei gleichaltrigen weiblichen Kabinettsmitglieder erleben wenige Monate nach ihrem Amtsantritt eine riesige Bewährungsprobe. Sie müssen jetzt ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und werden eine Lektion lernen. Aber sie kommunizieren sehr offen, das ist in dieser Situation wichtig und wohltuend. Bisher bekommen wir täglich aktuelle Updates, das halte ich für sehr wichtig. Da unterscheiden sie sich positiv von vielen «Old Style»-Politikerinnen und Politikern in anderen Ländern.»

Finnland meldet aktuell 450 bestätigte Covid-19-Fälle, bisher gab es kein Todesopfer zu beklagen.

Aki Ajo gehört nicht zu jenen unverbesserlichen Optimisten, die sich einbilden, die Weltmeisterschaft könnte am 3. Mai in Jerez neu gestartet werden. «Ich stimme Hervé Poncharal zu, wenn er sagt, wer auf Grand Prix im Mai hofft, ist mehr als ein Träumer. Wenn man die Entscheidungen in anderen Sportarten verfolgt, verstehen wir, dass sich die Situation nicht innerhalb weniger Wochen normalisieren wird. Zuerst müssen wir analysieren und verstehen, wie es in zwei, drei Wochen aussieht. Es wird sicher noch viele, viele Wochen dauern. Der April steht vor der Tür, der Mai ist nicht so viele Wochen entfernt. Wir müssen jetzt alle einsehen, dass im Mai keine Großveranstaltungen stattfinden können. In vielen Ländern existieren unterdessen sehr, sehr strenge Vorschriften. Und niemand weiß, wann sie wieder gelockert werden. Niemand kann jetzt einschätzen, wann der richtige Zeitpunkt für eine Lockerung kommen wird. Aber ich hoffe immer noch, dass wir im Juni wieder Wettbewerbe fahren können.»

Zuerst wurde in Finnland vorhergesagt, dass sich bis zu 65 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus infizieren könnten. «Seit es die Isolationen gibt, rechnet man in Finnland nur noch mit bis zu 40 Prozent an Corona-Erkrankten», berichtet Aki Ajo. «Aber es kann von 95 bis zu 188 Tage dauern, bis die Kurve der Infizierten abflacht. Also drei bis sechs Monate. Ein halbes Jahr! Das wird uns im Moment prophezeit. Natürlich steht die Gesundheit der Bevölkerung im Vordergrund. Aber für die Wirtschaft wird es nach sechs Monaten Stillstand richtig mühselig.»

«Momentan weiß niemand, was passiert. Alles ist Spekulation, was die Neuerstellung des GP-Kalenders betrifft», ist sich Ajo bewusst. «Wir haben jetzt bereits den MotoGP-Event in Doha gestrichen und drei weitere Grand Prix verschoben. Auch viele andere Sportarten können bis Ende Mai nicht stattfinden. Wir können jetzt alle froh sein, dass wir mit der Dorna einen umsichtigen und einsichtigen WM-Promoter haben. Die Dorna prüft jetzt alle Möglichkeiten, zusammen mit der FIM. Das Wichtigste für die Teams ist, dass wir die restlichen Grand Prix austragen und nachholen können. Oder zumindest einen Großteil der Rennen. Für mich ist es nebensächlich, wann wir neu starten. Wichtig ist, dass wir eine Meisterschaft über die Bühne bringen können.»

«Ich widerspreche KTM-Rennchef Pit Beirer nicht, wenn er meint, wir können auch mit zehn Rennen würdige Weltmeister in allen Klassen küren», sagt Ajo gegenüber SPEEDWEEK.com. «Aber ich bin etwas zuversichtlicher. Ich kann mir vorstellen, dass wir die meisten geplanten Grand Prix abwickeln können und in den zwei kleinen Klassen vielleicht sogar die komplette Saison. Denn inzwischen haben alle Länder auf die Bedrohung durch den Coronavirus reagiert. Selbst wenn wir noch zwei Monate warten müssen, können wir ab Juni in sieben Monaten viele Grand Prix abwickeln. Es wird dann zwar hektisch werden im zweiten Halbjahr für alle Beteiligten, denn wir würden dann viele Rennen haben. Aber das müssen wir dann in Kauf nehmen.»

Der aktuelle Motorrad-GP-Kalender 2020

08. März: Doha/Q (ohne MotoGP)
03. Mai Jerez/E
17. Mai: Le Mans/F
31. Mai: Mugello/I
07. Juni: Barcelona/E
21. Juni: Sachsenring/D
28. Juni Assen/NL
12. Juli: KymiRing/SF
09. August: Brünn/CZ
16. August: Red Bull Ring/A
30.
August: Silverstone/GB
13. September: Misano/I
27. September: Aragón/E
04. Oktober: Buriram/TH
18. Oktober: Motegi/J
25. Oktober: Phillip Island/AUS
01. November: Sepang/MAL
15. November: Texas/USA
22. November: Las Termas
29. November: Valencia/E

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