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125 GP-Siege: Kalex dominiert die Moto2

Von Günther Wiesinger
Kalex blieb 2020 nach dem Rückzug von KTM als Chassis-Hersteller aus der Moto2-Klasse ungeschlagen. Bisher durfte der deutsche Hersteller 125 GP-Siege in der Moto2-WM feiern.

Kalex erlebte 2016 die erste Moto2-Saison ohne GP-Niederlage, bekam 2017 mit dem KTM-Werk aber einen mächtigen neuen Gegner. Beim GP von Deutschland 2017 geriet Kalex engineering erstmals knapp an den Rand einer Niederlage: Red Bull KTM-Pilot Miguel Oliveira wurde von Franco Morbidelli nur um 0,066 sec besiegt. Seit dem Texas-GP im April 2015 war Kalex damals in der Moto2-WM ungeschlagen.

Die Siegesserie schien dann in Misano 2017 nach 46 Kalex-Siegen in Folge gerissen zu sein. Denn Domi Aegerter gewann an der Adria im Regen auf der Suter MMX2 vor Tom Lüthi (Kalex). Aber Aegerter wurde später wegen eines unerlaubten Ölzusatzes disqualifiziert, Lüthi auf Kalex zum Misano-Sieger erklärt.

Kalex gewann dann auch in Aragón und Motegi, ehe Miguel Oliveira in Phillip Island 2017 den ersten von drei Grand Prix hintereinander für KTM gewann und so die seit April 2015 andauernde Siegesserie von Kalex unterbrach.

2018 dominierte Kalex, wieder wurde die Mehrheit der Rennen gewonnen. Kalex siegte bei elf von 18 WM-Rennen, KTM gewann mit Oliveira und Binder je dreimal, Speed-up mit Fabio Quartararo einmal. Die WM spitzte sich auf ein Duell Bagnaia/Kalex gegen Oliveira/KTM zu. Der Italiener wurde Weltmeister – mit 9 Punkten Vorsprung auf den Portugiesen.

2019 triumphierte Kalex mit Weltmeister Alex Márquez (5 Siege), Baldassarri (3), Fernandez (3), Marini (2) und Lüthi (1) 14 Mal. KTM räumte fünf Siege mit Brad Binder ab – Spielberg, Aragón, Phillip Island, Sepang und Valencia.

Insgesamt hat KTM 14 Moto2-GP-Siege errungen. Trotzdem zogen sich die Oberösterreicher nach der Saison 2019 als Chassis-Hersteller wieder aus der Moto2-Klasse zurück. Seither gewann Kalex alle Rennen.

Insgesamt 125 Moto2-GP Siege wurden von den Kalex-Piloten seit 2010 bereits eingefahren. Während mit KTM von 2017 bis 2019 starke Konkurrenz heranwuchs, stellte Suter Industries schon 2017 mit zwei Teams und vier Piloten (Aegerter und Mackenzie bei Kiefer, Schrötter und Cortese bei Intact) keine große Bedrohung mehr dar.

Suter ging 2018 mit Forward unter und zog sich nachher ganz aus der WM zurück. Auch das Tech3-Team zog sein Eigenbau-Motorrad zurück, wechselte 2019 zu KTM und 2020 in die Moto3-Klasse. Der japanische Hersteller NTS wird stärker, MV Agusta ist seit 2019 neu dabei.

Viele namhafte deutsche Motorradhersteller (DKW, Maico, Kreidler, MZ, Zündapp, Kramer, Simson, Münch und so weiter) sind längst untergegangen, doch Kalex eilt in der Moto2-WM seit Jahren von Sieg zu Sieg. 22 von 27 WM-Stammpiloten vertrauten in der Saison 2016 auf das deutsche Fabrikat. Im Jahr davor sah es nicht viel anders aus: 19 von 30 Fixstarter sassen auf Kalex-Maschinen. 2019 waren 17 von 30 Fixstartern auf Kalex unterwegs, in der Saison 2020 waren es 22 von 30.

Der deutsche Motorradhersteller Kalex engineering aus Bobingen beteiligt sich seit 2010 an der Moto2-Weltmeisterschaft. Das Unternehmen von Alex Baumgärtel (sein Vorname trägt vier Buchstaben zum Firmennamen bei) und Partner Klaus Hirsekorn (er steuert das K von Kalex bei) hat erstmals 2011 mit Stefan Bradl im Viessmann-Kiefer-Team die Fahrer-WM gewonnen, danach 2013 mit Pol Espargaró, 2014 mit Tito Rabat, 2015 und 2016 mit Johann Zarco, 2017 mit Morbidelli, 2018 mit Bagnaia, 2019 mit Alex Márquez und 2020 mit Enea Bastianini. 2020 wurde zudem zum achten Mal in Serie die Konstrukteurs-WM gewonnen.

Regelmäßige Jubiläumssiege

Am 18. Oktober 2015 feierte Kalex auf Phillip Island ein denkwürdiges Jubiläum: 50. Moto2-GP-Sieg dank Alex Rins. In Assen 2016 gab es bereits den 60. GP-Triumph zu bejubeln – dank Nakagami.

Beim Valencia-Finale im November 2016 jubelte Kalex über den 70. Moto2-Triumph, es war der 34. hintereinander.

In Brünn wurde am 6. August 2017 bereits der 80. GP-Erfolg errungen. Den 90. Kalex-Moto2-Sieg stellte 2018 Pecco Bagnaia in Le Mans sicher.

Nach dem Japan-GP 2017 blickte Kalex auf 49 Moto2-WM-Laufsiege hintereinander, das hat noch kein Fabrikat seit 1949 geschafft. Denn 2017 hat Franco Morbidelli sieben von 13 WM-Rennen gewonnen, Marc-VDS-Teamkollege Alex Márquez triumphierte in Jerez, Barcelona und Motegi, Pasini in Mugello, Tom Lüthi siegte 2017 in Brünn und Misano, Nakagami in Silverstone.
2019 in Katar feierte Kalex bereits den 100. Moto2-GP-Sieg.
Die Gegner verzweifeln: Kalex gewann die Marken-WM 2016 mit 450 Punkten haushoch überlegen vor Speed-up (136), Tech3 (47) und Suter (8).

Auch 2018 blieb die Marken-WM für Kalex eine klare Sache: Mit 407 Punkten wurden KTM (345), Speed-up (142), Tech 3 (40), Suter (8) und NTS (8) klar distanziert.

Unglaublich: Von den Top-15-Fahrern in der finalen Moto2-WM-Tabelle 2016 saßen nicht weniger als 14 Piloten auf Kalex-Maschinen. Bester Nicht-Kalex-Fahrer war Simone Corsi auf Speed-up als WM-Zehnter.

Auch 2019 setzte sich die Vorherrschaft fort: Luca Marini sorgte in Motegi für den 110. Sieg. In der Marken-WM hängte Kalex (442 Punkte) die Konkurrenz von KTM (281) und Speed-up (259) einmal mehr ab. Und 2020 blieb Kalex ungeschlagen und behielt mit 375 WM-Punkten klar die Nase vor Speed-up (118), MV Agusta (32) und NTS (22).

Deutlicher lassen sich die Vorzüge und die drückende Überlegenheit deutscher Ingenieurskunst nicht zur Schau stellen.

Sam Lowes: Der Kalex-Störenfried

Schon die Moto2-WM-Saison 2014 war überaus erfolgreich für Kalex. Erstmals fuhren damals die Top-3-Piloten der WM-Gesamtwertung auf Kalex, es wurden 14 Saisonsiege errungen in 18 Rennen, einer mehr als 2013, als 17 Wettbewerbe stattfanden. Nur vier Moto2-GP-Siege 2014 gingen an die Kalex-Rivalen Suter (Lüthi 2x, Aegerter 1x) sowie Speed-up (West 1x).

Die Dominanz in der Saison 2015 fiel noch deutlicher aus: Kalex gewann 17 von 18 Rennen, nur der Triumph von Sam Lowes auf Speed-up in Texas fiel buchstäblich aus dem Rahmen und vereitelte die totale Vorherrschaft. Aber: Von 54 möglichen Podestplätzen 2015 hat Kalex 49 errungen! Nur Sam Lowes (ein Sieg, einmal Zweiter, dreimal Dritter) betätigte sich fünfmal als Kalex-Störenfried.

Die Bilanz in der Saison 2016 sah ähnlich aus: Von den 54 Podestplätzen hat Kalex nicht weniger als 51 sichergestellt! Corsi besorgte zwei für Speed-up, Julián Simón einen. 2017 pfuschte nur Oliveira (KTM) ins Kalex-Handwerk – von 27 möglichen Podestplätzen eroberte Kalex bisher 23, KTM mit Oliveira vier.

Auch in der Moto3-WM hat Kalex Erfolge vorzuweisen: Der inzwischen tödlich verunglückte Luis Salom gewann 2012 zwei WM-Rennen auf der Kalex-KTM, Jonas Folger eines.

Aus der Moto3-WM zog sich Kalex Ende 2014 zwangsweise zurück, weil KTM keine Motoren mehr lieferte, sondern alle Fahrer mit den hauseigenen Gitterrohrstahlrahmen ausrüstete und keine anderen Chassis mehr homologierte.

Die MotoGP-Bemühungen von Kalex wurden im Sommer 2014 ebenfalls ad acta gelegt. Die Moto2-Teams von Marc VDS und Sito Pons hatten überlegt, für 2015 Yamaha-M1-Motoren in Kalex-Chassis zu stecken. Immerhin baut Kalex dann bis 2019 die Aluschwingen für die MotoGP-KTM RC16. Auch in der Superbike-WM ist Kalex mit Hinterradschwingen vertreten.

Die drei Moto3-GP-Siege von Kalex im Jahr 2012

Luis Salom auf Kalex-KTM in Indianapolis und Aragón?
Jonas Folger auf Kalex-KTM in Brünn

Die bisher 125 Moto2-GP-Siege von Kalex:

2020: 15?
2019: 14?
2018: 11?
2017: 15
2016: 18?
2015: 17?
2014: 14?
2013: 13?
2012: 4
2011: 4

Übrigens: Kalex hat am 20. März 2011 in Katar mit Stefan Bradl den ersten GP-Sieg gefeiert.

In der Saison 2016 siegten Zarco (7x), Rins (2x), Lowes (2x), Lüthi (4x), Folger (1x), Nakagami (1x) und Baldassarri (1x) auf Kalex.

Folgende Fahrer haben Beiträge für die bisherigen 125 Moto2-GP-Siege von Kalex geleistet: Zarco (15), Rabat (13), Pol Espargaró (10), Bagnaia (8), Morbidelli (8), Lüthi (8), Alex Márquez (8), Marini (6), Baldassarri (5), Lowes (5), Bradl (4), Viñales (4), Rins (4), Kallio (4), Redding (3), Fernandez (3), Folger (3), Pasini (2), Nakagami (2), Bastianini (3), Martin (2), Bezzecchi (2) sowie Siméon, Nagashima und Gardner (je 1).

Diese bemerkenswerten Erfolge machen sich auch bei den Stückzahlen bemerkbar: Fuhren 2014 noch 14 Kalex im Moto2-WM-Feld, traten in der Saison 2015 bereits 22 von 31 Stammfahrern auf Kalex an. 2016 rückten 22 von 27 Stammpiloten auf Kalex aus, 2017 waren es 19, 2019 immerhin 17 und in der Saison 2020 wieder 22.

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