Krummenacher: Vergebliches Warten auf Entschuldigung
Randy Krummenacher (4): Zwei Stunden nach dem Fingerbruch im Renneinsatz
«Der 18. Rang ist nebensächlich. Bei diesem Sturz hatte ich einiges Glück, und es war gut, dass ich am Rennen teilnehmen konnte. Es wäre schlecht gewesen, mit einem solchen Sturz in die Sommerpause gehen zu müssen», sagte Randy Krummenacher nach einem dramatischen Renntag auf dem Sachsenring. Das Drama um den Schweizer hatte sich bereits im Warm-up am Sonntagmorgen abgespielt, als der Suter-Pilot auf der Start-Zielgeraden in die Maschine von Alex Mariñelarena prallte, der versehentlich den Killschalter für seinen Motor gedrückt hatte.
Krummenacher: «Es ist alles sehr schnell gegangen. Ich habe mich beim anderen Fahrer im Windschatten angesogen, doch auf einmal steht dieser praktisch still auf der Geraden. Ich kam da mit rund 240 km/h daher, ich konnte noch ein kleines bisschen nach rechts ziehen, aber ich habe ihn voll getroffen. Zum Glück konnte ich mich vom Motorrad lösen, denn dieses knallte in die Boxenmauer. Ich bin dann ziemlich lange neben der Mauer entlang geschlittert. Dabei habe ich mir die Finger gebrochen, die ich zum Bremsen benötige.»
Die Knochen der rechten Hand am Zeige- und Mittelfinger waren entzwei, für das Rennen wurden über dem Handschuh ein stützender Tapeverband um beide Finger angebracht. Das Motorrad wurde vom Team Technomag-carXpert in zwei Stunden komplett aufgebaut, was der Crew ein Lob von Teamchef Fred Corminboeuf einbrachte.
Auch noch ein defekter Hinterreifen
Den wohl schlimmsten Moment des Tages erlebte der 23-Jährige nach dem Rennen beim Ausziehen des Handschuhs. Die gebrochenen Finger waren nach 29 Runden angeschwollen, nur unter grossen Schmerzen ging der Handschuh wieder ab.
«Das war alles andere als einfach gewesen im Rennen. Es war eine extreme Behinderung, denn diese Strecke ist eine grosse Beanspruchung für den Körper. Ich musste mich umstellen und habe mit den beiden anderen Fingern gebremst. Beim Gasgeben konnte ich den Lenker quasi nicht festhalten, weil nur zwei Finger zur Verfügung standen. Dazu kam, dass wir auch noch einen defekten Hinterreifen hatten. Nach drei Runden begann es, hinten wild zu rutschen. Ganz am Schluss war der Reifen komplett kaputt. Die Fetzen flogen davon. Heute hat es nicht sein sollen», blieb Krummenacher nach dem 18. Rang als Fazit.
«Am liebsten hätte ich ihm eine geknallt»
Auf eine Entschuldigung von Mariñelarena, der ansonsten die Spanische Moto2-Meisterschaft bestreitet und in Sachsen mit einer Wildcard unterwegs war, wartete «Krummi» vergeblich. «Am liebsten wäre ich zu dem hin und hätte ihm eine geknallt… Zum Glück hat mich Fred beruhigen können», meinte der Schweizer, der nach dem Zwischenfall sichtlich aufgewühlt war.
Nach vier Rennen in Serie in den Punkten musste sich Krummenacher mit einem Nuller begnügen, was angesichts der Verletzung aber niemanden überraschen konnte. Der Suter-Fahrer erklärte, dass er wenigstens auf der mentalen Seite punktete: «Ich konnte das Rennen fahren, und so schlecht war ich gar nicht unterwegs gewesen. Daher kann ich das Positive mitnehmen nach Indianapolis. Jetzt kommen vier Wochen Pause, in dieser Zeit können die Knochen wieder zusammenwachsen.»