Stefan Keckeisen (Intact): «Die MotoGP ist ein Ziel»
Das Dynavolt Intact GP-Team ist mit den Zielsetzungen zeitlich in Verzug geraten. Denn Sandro Cortese wollte bereits in seiner ersten Moto2-Saison 2013 den ersten Podestplatz erobern und 2014 um den Titel fighten.
Aber als im ersten Jahr nur ein Top-Ten-Rang (10. in Aragón) in der Bilanz stand, wurden die Ziele etwas verschoben.
2014 wurde das Team aus Memminingen mit Lichtblicken und Rückschlägen konfrontiert. Sandro Cortese (25) gelang zwar im August 2014 in Brünn der erste Podestplatz in der Moto2-Klasse, aber in der ersten Saisonhälfte liessen die Resultate oft zu wünschen übrig. Der Berkheimer beendete die WM 2014 als Neunter, beim letzten Test in Jerez landete er auf Platz 6.
Stefan Keckeisen ist Besitzer der Firma Keckeisen Akkumulatoren in Memmingen und der Batteriemarke Intact?. Dazu hat er das Moto2-Team Dynavolt Intact-GP vor drei Jahren gemeinsam mit Wolfgang Kuhn (Kuhn Bau AG) und Technik-Direktor J?ürgen Lingg gegründet. Stefan Keckeisen nahm ?im Gespräch mit SPEEDWEEK.com Stellung zu Vergangenheit und Zukunft.
Herr Keckeisen, wie sieht Ihr Resümee nach den ersten zwei Moto2-Jahren aus?
Wir sind mit den ersten beiden Jahren eigentlich schon zufrieden. Man darf nicht vergessen, dass wir bei Null angefangen haben und wir mit viel Einsatz unser Team und die dazugehörigen Strukturen hart erarbeiten mussten.
Unsere Ziele haben sich aber nicht dramatisch verschoben, wir hatten von Anfang an einen Drei-Jahres-Plan und natürlich möchten wir jetzt im dritten Jahr auch ganz vorne mit dabei sein.
Im ersten Jahr hatten wir uns nichts anderes erwartet, als dann eingetroffen ist. Wir wollten viel lernen und uns an die hart umkämpfte Moto2-Klasse gewöhnen.
Das zweite Jahr war schon sehr intensiv, sow?ohl für den Sandro als auch für alle Teammitglieder. Wir hatten Höhen und Tiefen und das hat uns alle sehr geprägt.
Technik-Direktor Jürgen Lingg hat einmal erwähnt, bei Sandro Cortese dauere alles ein bisschen länger. Haben Sie mit einem rascheren Vordringen zur Moto2-Weltspitze gerechnet?
Natürlich hatten wir im Frühjahr 2014, beflügelt durch die sehr gute ?Sainvorbereitung bei den Tests erhofft, schneller den Anschluss nach ganz vorne zu schaffen. Wir mussten aber ein paar Rückschläge verkraften und haben enorm viel dazu gelernt.
Ich denke, es ist aber auch wichtig, aus diesen Situationen gestärkt herauszukommen und mit vereinten Kräften Schritt für Schritt unsere Ziele zu erarbeiten. Wenn es dann bei uns vielleicht etwas länger dauern sollte, dann soll es so sein.
Jetzt spricht Sandro Cortese für 2015 ganz deutlich davon, dass er sich den Weltmeistertitel zutraut. Bisher fehlte es dem Moto3-Weltmeister von 2012 aber oft an der nötigen Konstanz, oft wurde er durch Stürze zurückgeworfen. Trauen Sie Sandro den WM-Titel 2015 zu?
Auch ich bin davon überzeugt, dass Sandro in diesem Jahr zum erweiterten Favoritenkreis zählt. Er hat im Winter hart an sich gearbeitet und ist auf diese kommende Saison unheimlich fokussiert.
Sandro Cortese hat auch letztes Jahr in den ersten Rennrunden oft gepatzt und Fehler gemacht. Aus dem Team ist zu hören, er sei vor den Rennen sehr nervös. Haben Sie diesen Eindruck auch?
Ich glaube nicht, dass er nervöser als andere Fahrer ist. Ich denke, eine gewisse Anspannung gehört hier dazu. Natürlich will er immer das maximal beste Ergebnis erzielen. Dazu muss er halt auch manchmal über das Maximum drüber gehen, nur so kann er seine Grenzen erkennen.
Sie haben für 2014 überlegt, einen zweiten Fahrer ins Team zu holen, für 2015 wurde diese Überlegung neuerlich angestellt. Aber bisher reichte das Budget nicht für zwei Fahrer. Wird für 2016 ein Team mit zwei Piloten angestrebt?
Ja, wir möchten sehr gerne unser Team für die Saison 2016 weiter ausbauen. Diesbezüglich haben wir auch von unseren beiden wichtigsten Partnern Dynavolt und Liqui Moly ein entsprechend positives Feedback erhalten. Wir werden uns aber erstmals zu 100 Prozent auf die bevorstehende Saison 2015 konzentrieren. Alles Weitere wird sich bis zum Sommer ergeben.
Soll der zweite Fahrer in der Moto2-Fahrer oder in der Moto3? Soll es vorzugsweise ein deutscher Fahrer sein?
Wenn, dann kommt für uns im Moment nur ein weiterer Moto2-Fahrer in Frage. Ob es ein deutscher Fahrer oder ein internationaler Fahrer sein wird, wird sich zeigen. Wir wünschen uns dann einen Fahrer, der menschlich zu uns passt und mit dem wir auch sportlich etwas erreichen können.
Wird sich am Design der Kalex für die Rennsaison etwas ändern? Gibt es neue Sponsoren?
Wir werden nur kleine Details am Design des Bikes ändern. Wir möchten, dass der Wiedererkennungswert erhalten bleibt. Auch unsere wichtigsten Partner möchten, dass wir keine großen Änderungen am Design vornehmen, da wir alle sehr glücklich damit sind. Ein größerer Schritt wird dann mit Sicherheit erst zur Saison 2016 vollzogen werden.
Wir sind ja in der glücklichen Lage, dass wir auch im dritten Jahr alle Sponsoren bei der Stange halten konnten. Wir haben mit «OCC – One Call Collection» noch einen weiteren Partner dazugewonnen; einige Partner haben ihr Budget erhöht und ein größeres Paket mit uns vereinbart.
Zudem wird es in diesem Jahr auch beim Heimrennen auf dem Sachsenring einen zusätzlichen «One Event» Sponsor geben. Hier sind wir aktuell in Verhandlungen und haben bereits eine mündliche Zusage bekommen.
Sandro möchte am liebsten 2016 in die MotoGP-Klasse aufsteigen, er würde das gerne mit dem Intact-Team machen. Trauen Sie sich diesen Schritt zu? Das Budget müsste wohl von ca. 1,6 auf 6 Millionen erhöht werden. Ausserdem werden keine neuen Teams akzeptiert. Man müsste sich wohl mit einem existierenden Team verbünden?
Grundsätzlich ist die MotoGP-WM natürlich ein Traum und ein Ziel, das bei allen von uns irgendwo existent ist. Zudem haben wir auch richtig gute Partner im Boot, die hier mit Sicherheit auch Interesse hätten und das gemeinsam mit uns stemmen könnten, wenn alles passt.
Wir müssen und werden uns aber jetzt auf unsere Saison konzentrieren und erstmals unsere Hausaufgaben machen. Alles andere interessiert uns überhaupt nicht. Wir haben Ziele und diese möchten wir gemeinsam mit Sandro und unserem Team erreichen. Wir machen einen Schritt nach dem anderen und werden sicherlich keine emotionalen und nicht durchdachten Aktionen starten.