Race Direction neu besetzt, Chaos in Mugello
Ralph Bohnhorst am Startplatz in Mugello
Der ehemalige deutsche Seitenwagen-GP-Pilot Ralph Bohnhorst, Europameister 1989 und 1991 triumphaler Sieger beim ausverkauften Hockenheim-GP vor 120.000 Zuschauern, ist jetzt im Rahmen seiner Tätigkeit als FIM-Funktionär Teil der seit dem Sepang-GP 2015 neu strukturierten Race Direction.
Das Gremium besteht jetzt nicht mehr nur aus Race Director Mike Webb, der auf die Mitarbeit von Franco Uncini und Loris Capirossi zählen kann, sondern auch aus dem amerikanischen AMA-Mann Bill Cumbow, der als «permanent steward» agiert. Dazu kommen weitere FIM-Funktionäre, die einander bei den Grand Prix abwechseln. Ursprünglich waren inklusive Cumbow acht FIM-Delegierte vorgesehen. Die Anzahl wird aber reduziert – etliche ehrenamtliche Funktionäre haben sich offenbar als unfähig erwiesen.
Der fünffache deutsche Gespann-Meister «Bohni» Bohnhorst, jetzt 53 Jahre alt, zählt ganz offenbar zu jenen Funktionären, die ihre Aufgabe professionell, geschickt und diplomatisch erledigen.
«Ich bin jedenfalls jetzt zum dritten Mal hintereinander nach Jerez und Le Mans aufgeboten worden», erklärte der deutsche Seitenwagen-Promoter, der auch für die Arena in Oschersleben tätig ist.
«Es läuft mit dem neuen System ganz gut», freute sich Bohnhorst in Mugello. «Ich wechsle mich in der Race Direction mit sechs anderen Stewards ab. Wir kommen jetzt schneller zu Entscheidungen. Wir sind jetzt vernünftig aufgestellt.»
Neben Bohnhorst und Cumbow waren auch Patrick Coutant (FFM), Rafa de Fabritijs (FMI), Igor Eskinja (ACU), Paul King (ACU), Arjan van Eekelen (KNMV), und Frank Vayssie (QMMF) vorgesehen.
Von der Dorna und von der Teamvereinigung IRTA kam jedoch der Wunsch, die Anzahl der Stewards schrittweise und auf jeden Fall für die Saison 2017 auf vier zu reduzieren: Das wären dann Bill Cumbow und drei rotierende Stewards, zu denen aller Voraussicht nach auch Bohnhorst gehören wird.
Das unwürdige Schauspiel vor dem Neustart des Moto2-Rennens in Mugello hatte übrigens nichts mit der Race Direction zu tun. Da wurden die Funktionäre der IRTA auf die Probe gestellt, weil sich die Teams und Fahrer anscheinend nie darüber informiert hatten, was unter «quick re-start procedure» nach einem Abbruch zu verstehen ist.
Im Reglement für 2017 steht neu, dass die Boxengasse nach einem Abbruch nur 60 Sekunden geöffnet wird, damit es keine langen Verzögerungen kommt, da die MotoGP-Startzeit (14 Uhr) nicht gefährdet weden soll.
Manche Fahrer haben aber einen weiten Weg von ihrer Box bis zur Ampel... Und manche Teams liessen sich mit dem Entfernen der Reifenwärmer gemütlich Zeit. Fünf oder sechs Fahrer verliessen dann n der Hektik die Boxengasse bei Rotlicht, was natürlich strikt untersagt ist.
Diese Rotlicht-Sünder hätten wegen ihres Zuspätkommens das Rennen von der Boxengasse aus in Angriff nehmen müssen.
«Die Teams haben die neuen Vorschriften alle schriftlich erhalten», sagt FIM-Steward Ralph Bohnhorst. «Aber anscheinend hat sich monatelang niemand wirklich damit beschäftigt. Und bei den Briefings haben die Fahrer anscheinend auch nicht richtig zugehört.»