Todessturz von Luis Salom: Technischer Bericht
Der tragische Tod von Luis Salom am Freitag in Barcelona schwebt noch immer wie eine dunkle Wolke über den Köpfen der Piloten und Teams. Nun liegt der FIM der von Danny Aldrige, Technical Director der MotoGP-WM, verfasste Abschlussbericht zum Unfall beim Barcelona-GP vor.
«Dieser Bericht basiert auf der Inspektion des Motorrades durch den Technical Director und den Director of Technology sowie auf der Auswertung der Telemetrie-Daten, die direkt nach dem Unfall an der Rennstrecke von Montmeló durchgeführt wurden. Im Anschluss wurde die Maschine mit manipulationssicheren Siegeln versehen und dem Rechtsexperten Angle Calzada Gomez übergeben. Eine weitere Untersuchung der Maschine fand im Beisein des SAG-Teams, der Familie Salom und dem unabhängigen Telemetrie-Experten Lluis Lleonart Gomez statt, als das Motorrad am 29. Juni 2016 an das Team zurückgegeben wurde», heißt es im Bericht des Technical Director.
Der Zustand der Maschine nach dem Sturz wird so zusammengefasst: «Es wurde festgestellt, dass der Gasgriff locker war und sich leicht von der Verbindung zur Vorderradgabel lösen ließ. Es ist wahrscheinlich, dass dies ein Resultat des Sturzes war. Das Hinterrad wies große Schäden auf, ein Teil war stark in sich selbst verformt. Diese Art von Schaden ist üblich, wenn ein Rad bei meinem Highspeed-Sturz auf ein hartes Objekt aufschlägt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass das Rad fehlerhaft war oder den Unfall verursachte. Der Druck des Hinterreifens lag vor dem Sturz bei den empfohlenen 1,4 bar, wie die Daten zeigten. Das Motorrad zeigte insgesamt Schäden, die durch einen Sturz bei Highspeed verursacht werden. Es wurden keine weiteren mechanischen Probleme gefunden, die Bedenken verursachen. Die anfänglichen Ergebnisse wurden auch bei der zweiten Inspektion bestätigt.»
Auch die Daten der Maschine, die in der Unfallkurve aufgezeichnet wurden, waren erneut Gegenstand einer Untersuchung. «Herr Gomez verglich die Daten der schnellsten Runde des Fahrers mit jenen der Runde, in welcher der Sturz passierte. Die obere Grafik (gelb) zeigt den normalen Vorgang beim Gas zudrehen, bevor vor dem Kurveneingang der Bremsdruck einsetzt. Die untere Grafik sieht ungewöhnlich aus, denn sie zeigt, dass das Gas für etwa 0,3 sec nur zu ungefähr 45 Prozent zugedreht wurde, bevor es völlig geschlossen wurde. Nachdem das Gas komplett weggenommen worden war, setzte der Bremsdruck ein (pink). Die großen Bewegungen in der Suspension vorne und hinten (rot und grün) während des Bremsvorgangs in der unteren Grafik zeigen die Instabilität der Maschine, bevor die Geschwindigkeit sich vorne schnell verringert, was den Verlust der Kontrolle über die Front der Maschine zeigt, der zum Sturz führte. Auch Herr Gomes konnte die anfänglichen Analysen bestätigen. Die Maschine war beim Unfall 4 km/h langsamer als bei der schnellsten Runde, aber als er bremste, war der Fahrer sieben oder acht Meter näher an der Kurve 12 als auf seiner schnellsten Runde. Auf der Gerade zwischen den beiden Kurven ist in den Daten ein kleiner Einschnitt beim Gas zu sehen. Herr Gomez vermutet, dass sich der Fahrer umgesehen haben könnte und seine Position falsch einschätzte, als er den Blick wieder nach vorne richtete, oder sich etwas abseits der Linie befand. Das Resultat davon könnte der höher als gewöhnliche Bremsdruck gewesen sein, der in den Daten sichtbar ist. Da sich die Maschine abseits der Linie befand, das Vorderrad stark belastet wurde und so die Traktion verlor, kam es zum Sturz.»
«Herr Gomez bestätigte, dass er nichts Ungewöhnliches oder Besorgnis erregendes feststellen konnte. Er bestätigte auch, dass es in den Daten keine Hinweise darauf gibt, dass ein Problem mit der Asphaltoberfläche – eingeschlossen sind mögliche Bodenwellen – vorlag.»
Bisher wurde noch nicht entschieden, ob die Rennen der MotoGP-Weltmeisterschaft in Barcelona auch 2017 auf dem Formel 1-Layout austragen werden, wie es nach dem tödlichen Unfall von Luis Salom in diesem Jahr der Fall war.