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Nach dem Valencia-Test: Intact-Team 2017 auf Suter?

Von Günther Wiesinger
Jonas Folger beim Suter-Test in Valencia

Jonas Folger beim Suter-Test in Valencia

Unter der Regie des neuen Suter-Racing-Managers Maurizio Bäumle soll der Schweizer Hersteller wieder zu neuer Blüte in der Moto2-WM geführt werden. Das Intact-Team überlegt einen Umstieg von Kalex.

Wie am Montag in SPEEDWEEK.com angekündigt, testete Jonas Folger am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche in Valencia einen 2017-Moto2-Prototyp von Suter Racing Technology.

Jürgen Lingg, Teammanager und Technical Director des Dynavolt Intact GP-Teams, schaute sich den von Suter Racing organisierten Test aufmerksam an.

Und dann machte sich Jürgen Lingg unschlüssig auf die Heimreise. «Ich werde jetzt am Wochenende ein paar schlaflose Nächte haben und mich dann bis zum Aragón-GP entscheiden. Die Bestellfrist von Kalex läuft eigentlich heute ab. Aber man lässt mir Zeit bis nächste Woche», schilderte Lingg.

Jonas Folger legte am ersten Tag ungefähr 60 Runden zurück, am zweiten rund 40. Auch Franco Morbidelli und Sam Lowes waren gleichzeitig im Einsatz. Während Lowes hohe 1:35er-Zeiten vorlegte, schafften Folger und Morbidelli mittlere 1:35er-Zeiten. «Der Jonas hat sogar mit Reifen, die schon 35 Runden hinter sich hatten, noch wirklich gute Zeiten vorgelegt», erzählte Jürgen Lingg.

Jürgen, wie ist deine Bilanz und dein Eindruck nach diesem ersten Test mit Suter? Du wolltest die Arbeitsweise der Schweizer kennenlernen, das neue Motorrad genau beobachten und natürlich auch die Rundenzeiten mit Kalex vergleichen?

Die Arbeitsweise von Suter ist gut, völlig professionell. Man merkt schon, dass sie vom Fach sind.
Die Arbeitsweise hat mich überzeugt.
Das Motorrad ist halt anders als die Kalex. Nicht schlechter, aber anders. Der Jonas hat eine Weile gebraucht, aber nachher ist er recht gut klar gekommen damit.

In welcher Hinsicht ist die Suter anders?

Die Geometrie und dadurch die Gewichtsverteilung sind anders, dazu der Lenkkopfwinkel. Genau Zahlen habe ich dazu nicht. Auch die Sitzposition ist ganz anders, deutlich höher hinten.

Der Test ist offenbar so ausgefallen, dass du noch stärker am Grübeln bist als vorher – werdet ihr umsteigen oder nicht?

Ja, ich bin ganz schwer am Überlegen. Ich bin hin- und hergerissen. Wir sind jetzt drei Jahre mit Kalex gefahren; das funktioniert, das ist gut. Aber mein Eindruck ist, dass die Suter auch nicht schlechter ist.

Was kann Suter für Schrötter und Cortese leisten, was Kalex nicht leisten kann?

Für Suter spricht, wie ich schon einmal erwähnt habe, dass wir eine gewisse Exklusivität hätten. Suter kann schneller reagieren, weil sie 2017 viel weniger Kunden haben werden als Kalex. Kalex behandelt alle Teams gleich, was super ist, aber dadurch können sie während der Saison nicht so schnell mit Updates reagieren und nicht so individuell auf jeden Fahrer eingehen. Zumindest nicht mit der Geschwindigkeit von Suter.
Was man bei Suter auch merkt und was mir gefällt: Die wollen unbedingt wieder zurück an die Weltspitze in der Moto2. Die sind motiviert ohne Ende.

Und wie sieht es finanziell aus? Der hohe Franken und die geringen Stückzahlen müssten das Suter-Projekt ja verteuern?

Finanziell ist das absolut okay, was uns von Suter angeboten wurde. Es war klar, dass sie uns finanziell ein bisschen entgegen kommen mussten. Das habe ich ihnen auch gesagt, denn wir haben bei Kalex nach drei Jahren einen Grundstock an Material, wir müssten für 2016 nicht alles neu kaufen. Da müssten wir nur Chassis und Schwinge umrüsten.
Wenn wir auf Suter umsteigen, brauchen wir alles neu. Aber sie würden uns finanziell entgegen kommen. Die Kosten sind eigentlich vergleichbar.
Suter hat ein sehr verlockendes Konzept vorgelegt. Reto Karrer soll Projektleiter werden, für die Technik wird Alex Giussani verantwortlich sein.

Wenn du jetzt vor deinem schlaflosen Wochenende ein Urteil abgeben müsstest: Geht die Tendenz eher Richtung Suter?

Ich kann es dir wirklich nicht sagen. Ich bin hin- und hergerissen.

Schrötter und Cortese liegen jetzt mit Kalex auf den WM-Rängen 14 und 19. Solche Ergebnisse werden sie auch mit Suter erreichen. Spielen solche Überlegungen eine Rolle? Hast du Jonas gefragt, wie er sich entscheiden würde?

Ja, das sehen wir auch so. Nein, ich habe Jonas absichtlich nicht gefragt. Aber Jonas hat Spaß gehabt an den zwei Tagen. Das hat man gemerkt. Es hat ihm richtig Freude gemacht, mit diesem Ding zu fahren.

Es stellt sich natürlich die Frage. Warum durfte Jonas Folger fahren, der weggeht, und nicht Sandro Cortese, der im Team bleibt?

Das hat zwei einfache Gründe. Erstens ist der Jonas im Moment der Schnellere. Und zweitens halte ich die Aussagen von Jonas für neutraler, denn der geht in die MotoGP und sitzt bald auf einer Yamaha.

Bei Kalex hast du bewährtes Material, mit dem in den letzten zwei Jahren alles gewonnen wurde. Suter birgt ein Risiko. Anderseits steigt auch Ajo-Motorsport trotz Titelgewinns mit Zarco und Kalex auf KTM um. Suter kann auch eine Chance auf Besserung sein?

Ja, so ist es. Der Suter-Aufritt hat mich auf jeden Fall beeindruckt. Deshalb müssen wir ernsthaft über einen Umstieg nachdenken.
Und Eskil Suter sagt ja manchmal, die meisten Fahrer sind nach dem Umstieg auf Kalex nicht wirklich besser geworden. Da kann man ihm schwer widersprechen.

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