Jesko Raffin: «Dann höre ich mit dem Motorsport auf»
Jesko Raffin, der 2016 seine zweite Moto2-Saison im SAG-Team absolviert, erreichte bisher nur in Jerez (Platz 14) und im Regenrennen auf dem Sachsenring (Platz 8) die Punkteränge. Er belegt WM-Rang 24. Bisher haben der 20-Jährige und sein Manager Marco Rodrigo noch keinen Platz für den Schweizer in einem Moto2-WM-Team für die kommende Saison gefunden. SPEEDWEEK.com sprach mit Raffin über seine Chancen, seine Zukunft im Motorradsport und Plan B.
Jesko, im SAG-Team wurde für 2017 bereits Isaac Viñales engagiert. Wie stehen deine Chancen auf den Platz als sein Teamkollege?
Mein Team wird mit zwei Fahrern antreten, einer ist bereits bestätigt, der zweite Platz ist noch offen. Wir verhandeln, damit ich noch ein weiteres Jahr in diesem Team fahren kann. Ich gebe mein Bestes, um mich durch gute Resultate bestmöglich zu verkaufen. Noch ist es nicht vorbei, die Verhandlungen laufen noch. Es gibt noch Möglichkeiten. Das Problem ist, dass schon fast alle Teams besetzt sind. Die Teams, die noch freie Plätze haben, sind entweder nicht interessiert oder verlangen zu viel Geld. Wir haben auch kein unbegrenztes Budget. Wie viel Geld ich mitbringen müsste, unterscheidet sich bei den unterschiedlichen Teams. Doch ich muss mich auf das Fahren konzentrieren und muss einen guten Job machen.
Wäre für dich eine Rückkehr in die Moto2-EM denkbar, wenn sich in der Weltmeisterschaft alle Türen schließen sollten?
Nein. Für mich persönlich ist es so: Ich glaube, wenn ich aus der Weltmeisterschaft draußen bin, mache ich nichts mehr mit Motorsport. Wo soll ich schon fahren? Hier fahren die Schnellsten der Welt. Mit 20 Jahren bin ich sicher nicht alt, aber wenn du mal draußen bist aus der Weltmeisterschaft, dann ist es sehr schwierig, wieder rein zu kommen. Du kannst nochmal die Moto2-EM gewinnen, aber selbst dann wäre es schwierig. Denn ich war schon Meister und hatte trotzdem große Probleme, einen Platz in der Weltmeisterschaft zu finden. Das bringt mir nichts. Doch ich mache mir noch keine großen Gedanken darüber, denn momentan habe ich noch ein Team und fahre in der Weltmeisterschaft. Darauf konzentriere ich mich. Wenn dann feststeht, dass kein Platz mehr frei ist, dann kann ich mir darüber mehr Gedanken machen.
Du hast auch einen Plan B?
Ja, ich habe im letzten Oktober begonnen, eine Schule für Fitnesstrainer zu besuchen. Das machte ich als Ausgleich und um mich weiterzubilden. Jeden Montag muss ich in die Schule, deshalb fliege ich immer schon am Sonntag heim. Wenn ich am Ende des Jahres alles bestanden habe, bin ich dann diplomierter Fitnesstrainer.
Was hast du in deinen fast zwei Jahren in der Moto2-Weltmeisterschaft gelernt?
Ich denke, ich habe mich auch sehr als Persönlichkeit entwickelt und auch, was die Professionalität betrifft. Ich habe die Welt gesehen. Es ist natürlich ein Privileg, hier zu sein und die Moto2-WM zu bestreiten. Man lernt dadurch sehr viel und lernt auch zahlreiche Leute, Kulturen und geile Strecken kennen. Es ist schon ein Traum, hier mitzufahren.
Was ist das Schwierigste in dieser Klasse?
So schnell wie der Schnellste der Welt zu werden. [lacht] Das ist das Schwierigste. Das ist die Herausforderung, die es auch spannend hält. An jedem Wochenende will ich näher dran sein und mich weiterentwickeln. Fortschritte zu machen, obwohl du schon am Limit bist, ist besonders schwierig. Doch all das ist mit Spaß verbunden.
Siehst du bei dir eine Weiterentwicklung in diesen zwei Jahren?
Ja. Wenn ich mir anschaue, wie weit ich im letzten Jahr von der Spitze weg war und es mit jetzt vergleiche... Auch meine Arbeitsweise ist nun anders. Einige Punkten haben sich verändert und mussten sich verändern, damit ich weiter vorne bin. 2015 kam ich ganz neu in diese Meisterschaft und kannte einige Strecke nicht. Zudem kannte ich es aus der Spanischen Meisterschaft nur so, dass du nur mal eine schnelle Runde brauchst, aber hier kannst du nicht nur eine Runde schnell fahren und dann wieder langsam, das geht hier nicht. Das musste ich lernen, damit hatte ich Mühe. Auch die Umstellung auf die Reifen war 2015 schwer, nun fühlt es sich an, als wäre ich schon seit Jahren auf Dunlop-Reifen unterwegs. Auch meinen Fahrstil musste ich ändern, mehr Gewicht auf die Front bringen, das Motorrad mehr Laufen lassen. Das sind alles kleine Punkte, aber sie sind sehr wichtig, da es hier nur um Zehntel geht. Alles ist wichtig.
Kannst du noch einen größeren Sprung machen, falls du die Chance auf ein drittes WM-Jahr bekommst?
Es bleibt nichts anderes übrig. [lacht] Wenn ich noch ein Jahr bekomme, muss ich ganz klar einen größeren Schritt machen als von 2015 auf 2016. Das ist mir bewusst. Ich müsste Punkte und Top-10-Plätze erreichen. Dafür fehlt noch ein Schritt, ja.