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Eskil Suter (Moto2): «Wir haben ein anderes Konzept»

Von Günther Wiesinger
Nach einer einjährigen Zwangspause kehrt Suter Racing in die Moto2-WM zurück. Firmenchef Eskil Suter spricht über gemachte Fehler und die Aussichten für 2017.

In der Saison 2016 trat kein Moto2-WM-Team mit einer Suter MMX2-Maschine an, Kalex rüstete nicht weniger als 24 Fahrer aus.

Doch 2017 könnten bis zu sechs Moto2-Fahrer auf Suter-Maschinen ins Rennen steigen. Die Teams von Dynavolt Intact (Schrötter, Cortese) und Leopard Kiefer (Kent, Aegerter) haben bereits zugesagt. Jetzt wartet Suter noch auf eine Entscheidung von Italtrans mit den Piloten Mattia Pasini und Andrea Locatelli.

Bei der Engineering-Company von Eskil Suter in Turbenthal/Schweiz gibt es auch anderweitige Neuigkeiten. Die Firma «Suter Racing Technology» (SRT) wird auf «Suter Industrie» umbenannt, deren neuer CEO wird Maurizio Bäumle.

Die Tochterfirma Suter Racing wird sich neu um alle Rennsport-Aktivitäten kümmern. «Ich werde mich künftig bei Suter Racing um die neuen Geschäftsfelder und um das Aquirieren neuer Business-Partner kümmern, was meine Stärke ist», erklärte Eskil Suter. «Maurizio Bäumle wird mich beim Bürokram entlasten.»

Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com sprach Firmengründer Eskil Suter über das Comeback in der Moto2-WM, seine Pläne, die gemachten Fehler, die Vorzüge der neuen Suter MMX2 und den Rivalen Kalex.

Eskil, Domi Aegerter wechselt zu Leopard, weil er bei CarXpert 2017 keine Suter fahren durfte. Hast du Verständnis dafür, dass Kalex-Chef Alex Baumgärtel nicht zwei unterschiedliche Fabrikate in der Box von CarXpert sehen wollte?

Ja, gut, das wäre auch für auch für uns keine tolle oder gewollte Situation gewesen.

Was könnte sich ein Hersteller in so einem Fall vom anderen abschauen? Muss man da mit Betriebsspionage rechnen? Werden dann Radstände nachgemessen, werden womöglich Schwingenlängen und Fahrwerksgeometrien kopiert?

Generell wird gar nichts kopiert. Die Kalex-Jungs haben ihr Konzept, wir haben unser Konzept. Ich glaube nicht, dass man da irgendetwas transferieren könnte. Wir können jetzt keine Kalex ausmessen und diese Erkenntnisse dann für unser Motorrad übernehmen, denn wir verfolgen ein anderes Konzept und eine andere Philosophie.
Ich glaube nicht, dass es zum Erfolg führen würde, wenn man so arbeiten würde.
Ich glaube auch nicht, dass die Kalex-Jungs so etwas machen würden oder dass das ihr Arbeitsstil ist. Sie verfolgen ihre Route, wir die unsere.

Wenn man die letzten vier Jahre als Massstab nimmt, müsste sich eher Suter etwas bei Kalex abschauen.

Das glaube ich nicht.
Dass die Nachfrage nach unseren Maschinen gesunken ist, war eher eine Kopfsache der Fahrer. Unser Motorrad ist anders, aber definitiv nicht schlechter als eine Kalex. Und auch nicht wirklich viel besser.
Es ist einfach ein anderes Konzept. Manche Fahrer kommen mit dem einen Konzept besser zurecht, die anderen mit dem anderen Konzept.
Das ist gut möglich.

Johann Zarco hat sich enorm gesteigert, als er 2015 bei Ajo statt der Suter eine Kalex bekam. Bei anderen Umsteigern war der Unterschied weniger deutlich zu spüren.

Bei Zarco kommt ein anderer wichtiger Faktor dazu. Wer Zarco kennt, der weiss, wie wichtig für ihn ein funktionierendes Team ist und ein professioneller Crew-Chief. Aki Ajo hat schon oft genug bewiesen, dass er fähig ist, aus verschiedenen Fahrern Weltmeister zu formen. Das ist bei Zarco der springende Punkt gewesen, Aki Ajo, nicht das Motorrad. Zarco ist im letzten Saisondrittel 2014 auch mit unserer Maschine bereits mehrmals brutal schnell unterwegs gewesen. Aber mit dem Ajo-Team ist es bei ihm dann richtig vorwärts gegangen.

Seit 2012 und 2013 sind immer mehr Teams und Fahrer von Suter zu Kalex übergelaufen. Das Kiefer-Team ist schon 2011 auf Kalex umgestiegen, es folgten Marc VDS, CarXpert, SAG, AGR und viele andere. Manche Teams waren bei Suter mit dem Geschäftsgebaren oder mit dem Support nicht zufrieden – oder mit den Ergebnissen.

Ja, klar, bei Marc VDS gab es Ärger, weil wir 2012 Marc Márquez bei den Updates bevorzugt haben. Das war ein Fehler, den wir damals gemacht haben. So einen Fehler würden wir heute nicht mehr machen.

Du hast vor zwei Jahren auch einmal erwähnt, dass bei der Suter das ideale Set-up-Fenster schmaler sei als bei der Kalex?

Das hat sich ziemlich relativiert. Fahrer wie Tom Lüthi, die bei unserem Motorrad gejammert haben, sie würden keine Abstimmung finden, die reden jetzt bei Kalex über das genau gleiche Problem. Sie finden auch dort keine Abstimmung.
Ich sage: Es war gut, dass einmal alle Kalex gefahren sind. Jetzt haben die Teams und Fahrer gemerkt, dass an der Kalex nichts «magic» ist, sondern dass der Fahrer Gas geben und mit dem Crew-Chief ordentlich zusammenarbeiten muss.

Du wolltest für 2017 sechs Fahrer. Italtrans hat sich noch nicht endgültig entschieden. Wird das klappen?

Ich hoffe es schwer. Ich kann aber dazu noch nichts sagen. Unterschrieben ist noch nichts.

Ist es erstaunlich, dass vor einem Jahr niemand eine Suter wollte? Es gab also ein Jahr Zwangspause, plötzlich ist wieder Interesse zu spüren. Ein Comeback, das überraschend kommt?

Generell war es so, dass bei Fahrern wir Tom Lüthi und Domi Aegerter die Resultate nicht besser wurden nach dem Umstieg auf Kalex. Irgendwann hat man gesehen, dass unser Motorrad nicht so schlecht gewesen sein konnte.
Was sicher auch viel dazu beigetragen hat, das waren die zwei Tests mit Pasini in Misano und Folger in Valencia. Pasini war mit der neuen Maschine brutal schnell. Jonas Folger ist nachher in Valencia auch sofort auf tolle Zeiten gekommen.
Da hat man deutlich gesehen, dass unser 2017-Motorrad ein gesunder Schritt nach vorne ist. Unsere Jungs haben einen tollen Job gemacht.
Es kann sein, dass einem Cortese oder Schrötter unser Motorrad besser taugt als die Kalex. Denn es ist definitiv ein anderes Konzept; der eine kommt mit der Kalex besser zurecht, der andere mit der Suter. Das werden wir sehen.

Du hast oft betont, die Suter MMX2 sei ohnedies konkurrenzfähig. In welcher Hinsicht wurde sie jetzt trotzdem verbessert und weiterentwickelt?

Wir haben ein komplett neues Konzept gemacht. Die Hinterradaufhängung ist etwas ganz Neues. Wir haben sie 2016 schon beim MV Agusta-Superbike das ganze Jahr im Einsatz gehabt. Wir haben bei MV Agusta sehr positive Auswirkungen auf den Grip gesehen. Dieses Konzept und System scheint bei der Moto2 auch richtig gut zu funktionieren.

Suter Racing hat für MV Agusta Entwicklungsarbeit gemacht?

Ja, wir haben bei MV für das Superbike-WM-Werksmotorrad die ganze Schwinge und die Hinterradaufhängung gemacht.

Welche Ziele verfolgt Suter Racing in der Moto2-WM 2017? Welche Fahrer sollen die Kastanien aus dem Feuer holen und Suter wieder zum Sieg führen?

Rein von der Papierform her ist Aegerter sicher ein starker Kandidat. Ich denke, auch ein Schrötter und ein Cortese haben ein sehr gutes Potenzial.
Wenn wir Domi wieder dorthin bringen, wo er 2014 gewesen ist,  wenn Schrötter weiter Fortschritte macht und mit unserem Motorrad gut zurechtkommt, dann haben wir zwei ganz heisse Kandidaten.
Es kann auch sein, dass ein Cortese oder Kent auf unserem Motorrad aufblüht. Das ist schwer zu sagen.

Domi Aegerter sucht noch einen neuen Crew-Chief.

Ja, da sind wir jetzt dran. Wir werden eventuell Massimo Capanna vorschlagen, er war mit Jorge Lorenzo schon zweimal 250-ccm-Weltmeister. Ein richtig guter Mann.

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