Jonas Folger: «Habe mit meinen Fehlern leben müssen»
Mit 13 Jahren gewann Jonas Folger seinen ersten IDM-125-Lauf, der Teenager galt damals als kommender Weltmeister. Aber in seinen fünfeinhalb Jahren in der 125-ccm- und der Moto3-WM erreichte der Bayer bisher lediglich zwei Siege und acht weitere Podestplätze, Folger war nie ernsthaft in den Titelkampf involviert. Seit einem Jahr ist der 20-Jährige bei Mapfre Aspar der unumstrittene Topfahrer im Moto3-Team des spanischen Ex-Weltmeisters Jorge Martinez, Folger kampft mit der Kalex-KTM gegen die Übermacht der Werks-KTM. Folger misst mittlerweile 1,80 m, ein Aufstieg in die Moto2-WM ist absehbar.
Jonas, du willst 2014 in die Moto2-WM wechseln. Hast du dich damit abgefunden, dass du ohne den Moto3-WM-Titel aufsteigen wirst?
Abgeschlossen habe ich damit noch nicht. Natürlich ist der Titel so gut wie unmöglich, aber ich bin absolut motiviert und will das Beste daraus machen. Ich will noch in die Top-3 kommen und einfach zeigen, dass wir vorne mitfahren können. Abgeschlossen habe ich damit noch ganz und gar nicht.
Oder gibt es vielleicht doch nächstes Jahr nochmals einen Angriff in der kleinen Klasse?
Ich glaube, eher nicht. Ich tendiere zu Moto2, weil ich doch schon ziemlich gross bin. Durch die Grösse und das Gewicht habe ich halt viele Nachteile. Davon lasse ich mich jetzt nicht ablenken, aber es ist einfach Fakt. Wir wissen, was die drei Spanier mit Leder und Helm wiegen, es ist ein ziemlich grosser Unterschied.
Du wirst damit im Gegensatz zu Sandro Cortese ohne Titelgewinn die kleinste WM-Klasse verlassen, obwohl du früher als grösseres Talent gegolten hast. Denkst du manchmal darüber nach, ob du genug aus deinem Talent gemacht hast?
Ich bin mir sicher, dass ich mich dieses Jahr nochmals gesteigert habe. Es ist ja nicht so, dass wir auf dem Level geblieben sind. Klar, von der Position her ist es identisch wie letztes Jahr, aber wir haben uns eindeutig gesteigert, die ganze Moto3 hat sich gesteigert. Wenn man mal bedenkt, dass Sissis und Khairuddin letztes Jahr (Anm.: jetzt belegt dieses Duo die WM-Ränge 11 und 12) ganz vorne mitgefahren sind, dann sieht man, wo das Level jetzt wirklich ist. Daher mache ich mir keine Sorgen, ich bin sicher, dass ich das Maximum aus dem Jahr rausgeholt habe. Respektive, ich werde es noch aus diesem Jahr herausholen. Da bin ich mir ganz sicher, ich mache mir keine Vorwürfe.
War Sandro letztes Jahr einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort?
Ja, der Sandro hat einfach alles richtig gemacht. Sonst wird ma´ nicht Weltmeister. Bei ihm hat alles gepasst.
Du hast schon mit 13 Jahren ein IDM-Rennen gewonnen, es wurde vom kommenden Champion gesprochen. Kam der Erfolg zu früh? Waren die Lobgesänge eher kontraproduktiv?
Hmm… Weiss ich, ehrlich gesagt, nicht. Natürlich gibt es immer zwei verschiedene Arten von Fahrern. Der eine hat Talent und muss wenig machen dafür, er ist von Haus aus schnell. Die anderen haben weniger Talen, aber arbeiten dafür mehr und sind im Endeffekt schneller. Das war vielleicht irgendwo ein Punkt, aber ich bin dafür dankbar, dass ich ein solches Talent habe und wenn ich jetzt noch was dafür mache – das mache ich ja – dann schauen wir mal, wo das hinführt.
Du warst ein Jahr zuvor noch im Team von Aki Ajo, in dem Cortese 2012 Weltmeister wurde. Hast du Fehler gemacht, die dich den Verbleib gekostet haben?
Sicher habe ich bei Aki Fehler gemacht. Natürlich hätte ich es besser machen können, aber ich habe es schon oft gesagt, dass ich daraus gelernt habe. Der Aki hatte es mir damals nicht verziehen. Damit habe ich leben müssen. Jetzt bin ich wieder in einer Position, in der ich glücklich bin und Spass am Fahren habe. Ich habe aus dem Fehler gelernt.
Es gab diesen Vorfall mit dem Diskothekenbesuch 2011 in Brünn von Mittwoch auf Donnerstag, nach dem du wegen Schwindelanfällen Startverbot bekommen hast. Du hast in den Monaten zuvor auch an einer Chlamydien-Infektion gelitten. Nach Brünn hat Danny Kent deine Aprilia RSA bekommen, du musstest den Rest der Saison die RSW fahren…
Ach… (Er lächelt gequält.) Das habe ich schon oft besprochen. Sicher geht es nicht, dass ich in der Diskothek war. Aber die Leute haben es falsch verstanden, sie haben gemeint, dass ich wegen des Diskothekenbesuchs nicht fahren hab können. Es wurde so dargestellt. Aber im Endeffekt war ich krank gewesen, deshalb habe ich nicht fahren können. Das war das wahre Problem. Ich hatte an dem Abend auch keinen Alkohol getrunken oder sonst irgendwas gemacht.
Es hat mich damals brutal getroffen, als das damals passiert ist und es hatte mich ziemlich runtergezogen und mitgenommen, weil es mir einfach weh getan hat, dass die Leute so etwas von mir denken; dass ich so ins falsche Licht gestellt worden war. Aber jetzt weiss ich, dass ich so etwas einfach komplett sein lasse. Dann kann so etwas nicht mehr passieren, dass es irgendwie anders dargestellt wird.