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Skandal: Stefano Manzi schaut zu, Quartararo fährt

Von Günther Wiesinger
Mahindra-Pilot Stefano Manzi wird am Renntag von Katar 16 Jahre alt, also darf er nicht teilnehmen. Honda-Star Fabio Quartararo ist 22 Tage jünger, für ihn gelten andere Gesetze.

«Notfalls lasse ich Stefano Manzi beim Saisonauftakt in Katar nur das Warm-up am Sonntag fahren und dann gleich das Rennen», scherzte San-Carlo-Team-Italia-Manager Alfredo Mastropasqua im Herbst 2014 manchmal.

Der italienische Moto3-WM-Rennstall stand nämlich vor einem kleinen Dilemma: Neuzugang Stefano Manzi, Gesamtdritter im Red Bull Rookies-Cup 2014, erreicht erst am Renntag auf dem Losail Circuit das für die Weltmeisterschaft vorgeschriebene Mindestalter von 16 Jahren.

Doch FIM, Dorna und IRTA liessen sich nicht erweichen: Manzi kann am Katar-GP 2015 nicht teilnehmen.

Zur Erinnerung: Jorge Lorenzo hat 2002 in Jerez den ersten Trainingstag verzichten müssen, er wurde erst am Samstag 15 Jahre alt, das war damals das Mindestalter für die 125er-WM.

Jetzt hat das Team Italia gehandelt und den 16-jährigen Italiener Marco Bezzecchi, 2014 Zweiter in der Italienischen Moto3-Meisterschaft CIV, für den Katar-GP als Ersatz für Manzi nominiert.

Bezzecchi kommt wie Manzi aus der Gegend um Rimini, er fuhr schon 2014 eine Mahindra und hat das WM-Mindestalter bereits erreicht, er wurde 1998 geboren.

Die ganze Geschichte hat freilich einen befremdlichen Schönheitsfehler: Der 15-jährige Franzose Fabio Quartararo, Ausnahmetalent erster Güte, Spanischer Moto3-Champion 2013 und 2014 auf Honda, wird am 29. März qietschvergnügt in der Startaufstellung zum GP von Katar stehen. Dabei wird er erst am 20. April 16 Jahre alt.

Aber Quartararo fährt 2015 im Honda-Werksteam von Emilio Alzamora, er soll als erster Franzose seit Olivier Jacque (250 ccm im Jahr 2000, auf Yamaha) Weltmeister werden und als erster Fahrer seit ?Mike di Meglio (125 ccm im Jahr 200?8, auf Derbi) in der kleinsten Klasse.

Quartararo hat zuletzt beim grossen IRTA-Test in Jerez bereits mit einer Bestzeit geglänzt, der Titelgewinn wird ihm von manchen Experten bereits in der Rookie-Saison zugetraut.

Dorna und FIM sind bekanntlich vor dem mächtigen Honda-Konzern in die Knie gegangen. Als Quartararo für die WM nominiert wurde, wurde flugs das Gesetz geändert. Sonst wäre der gute Fabio 2015 bei den ersten zwei Rennen nicht startberechtigt gewesen.

Wer die Spanische Moto3-Meisterschaft gewinnt, darf auch vor dem Erreichen des gesetzlichen Mindestalters an der WM teilnehmen.
Aber: Wer im Rookies-Cup mit neun Podestplätzen in 14 Rennen Gesamtdritter wird, muss zuschauen.

Merke: Die Gesetze werden gebogen, dass jedem Beteiligten übel wird. Und Mahindra ist halt nicht so einflussreich wie Honda.

Andere Marke, andere Sitten.

In der MotoGP-WM sieht es nicht anders aus. Ducati hat seit 2010 kein Rennen gewonnen, also bekamen sie quasi zur Belohnung weichere Hinterreifen, vier Liter mehr Sprit, zwölf statt fünf Motoren pro Saison, die Motorenentwicklung ist bei Ducati nicht eingefroren, die Testverbote wurden gelockert.

Diese Privilegien waren eigentlich für die armen Privatteams vorgesehen, die mit Superbike-Rennmotoren (Claiming Rule-Teams) fahren.

Aber jetzt profitiert halt auch Ducati davon.

Und wenn Aprilia noch lange hinterher fährt, wird man den Italienern vielleicht bald 1200 statt 1000 ccm zubilligen.

Wundern dürfte es niemanden.

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