Peter Öttl: «Top-Ten sind für Philipp machbar»
Philipp Öttl beim GP von Valencia 2015
Der 19-jährige Philipp Öttl (KTM) hat beim Moto3-WM-Lauf 2015 in Indianapolis mit Platz 3 seinen ersten Podestplatz errungen und die WM 2015 mit 63 Punkten und insgesamt sieben Top-Ten-Plätzen als Gesamt-Fünfzehnter beendet.
Papa Peter Öttl, selbst fünffacher GP-Sieger (80 und 125 ccm), hat das Team Schedl GP Racing jetzt übernommen.
Peter, dein Sohn Philipp hat die Saison 2015 als WM-Fünfzehnter beendet. Wie sehen die Ziele für 2016 aus? Podestplätze erzielen und in der Gesamtwertung unter die Top-Ten fahren?
Ja, wir sind eher noch ein bisschen zurückhaltend. Aber wenn ich den Saisonverlauf von 2015 und die Resultate anschaue, dann sollten die Top-Ten eigentlich schon ein Ziel sein. Aber ich möchte jetzt noch nicht näher ins Detail gehen, was unsere Zielsetzungen betrifft.
Zum zehnten WM-Rang hat in diesem Jahr gar nicht so viel gefehlt. Aufgrund der bisherigen Leistungen würde ich sagen: Die Top-Ten sind machbar. Der Rest wird sich im Laufe der Saison 2016 herausstellen.
Das KTM-Chassis hatte in der ersten Saisonhälfte 2015 gewisse Schwächen, es war zu steif ausgefallen. Seit dem Misano-GP Mitte September haben alle Fahrer eine verbesserte, schlagkräftigere Version. Also habt ihr eine bessere Ausgangsbasis für 2016?
KTM hat brutal gut gearbeitet übers Jahr, das muss man schon sagen. Sie haben das Motorradl permanent verbessert und dann in Misano noch einmal einen grossen Schritt gemacht.
Am Anfang waren wir ein bisschen hinter Honda. Aber das ist einfach passiert, weil Honda ein ausgereiftes Motorrad gehabt hat und KTM ein ganz neues gebaut hat. Es hat danach einige Zeit gedauert, bis wir wussten, wie man dieses Motorrad einstellt. Aber im letzten Saisondrittel war die KTM wirklich ein perfektes Motorrad.
Man muss damit rechnen, dass Honda und auch Mahindra jetzt im Winter fleissig arbeiten. Ich habe aber gesehen, dass auch KTM emsig arbeitet und entwickelt. Ich gehe davon aus, dass unser Material konkurrenzfähig sein wird. Da zweifle ich nicht daran.
Hast du jetzt als Teambesitzer die Ideallösung gefunden? Oder wäre es dir lieber gewesen, wenn Philipp in einem anderen Spitzenteam hätte fahren können? Das Team Italia stand ja beispielsweise zur Debatte, aber daraus wurde schliesslich nichts. Jetzt hast du mehr Verantwortung, ausserdem trägst du das finanzielle Risiko für ein Jahresbudget von 700.000 Euro.
Am Anfang war schon der Gedanke, eine Kooperation weiterzuführen, weil dann die Aufgaben und das finanzielle Risiko verteilt gewesen wären. Ich wollte aber auf jeden Fall, dass wir unsere Technikcrew weitgehend beisammen halten können. Nachdem sich aber keine gute Lösung abgezeichnet hat, war es für mich eine sinnvolle Lösung, das Schedl-Team von Terrell Thien zu übernehmen.
Man hat als Teambesitzer mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Wir können das Team künftig so gestalten, wie wir es für das Beste halten.
Die zusätzlichen Möglichkeiten kann man dann gegenüber den Sponsoren auch besser umsetzen.
Es gibt zwei weitere deutsche Moto3-Rennställe – Leopard Kiefer und das Racing Team Germany. Dort stand Philipp nie zur Diskussion?
Bei Kiefer trifft der Sponsor die Entscheidungen. Der Sponsor wollte als dritten Fahrer neben Quartararo und Mir einen Italiener. Und diesen Wunsch haben wir nicht erfüllen können.
Das Racing Team Germany hätte seinem Namen endlich wieder einmal alle Ehre machen und einen Deutschen verpflichten können – statt John McPhee oder Alexis Masbou?
Racing Team Germany, das wäre nicht gegangen. Denn sie sind 2015 Honda gefahren und steigen jetzt auf Peugeot um. Und bei uns kommt ausser KTM kein anderes Fabrikat in Frage. Denn Pit Beirer hat Philipp geholfen, als wir in einer schwierigen Situation waren. Daher ist für uns ein Materialwechsel nie zur Diskussion gestanden.
Hat euch das RTG jemals kontaktiert? Dein bisheriger Teamchef Terrell Thien ist dort seit 15. Oktober Teammanager. Gab es Kontakte oder Interesse?
Nein, das hat sich eigentlich nicht angeboten. Denn viele Leute wissen, dass wir unbedingt mit KTM weitermachen wollten. Vielleicht hat man uns aus diesem Grund nicht kontaktiert.