Philipp Öttl: «Barcelona-Start nicht ausgeschlossen»
Nach einem Bruch der Speiche nahe des rechten Handgelenks und einem Knochenabbruch am Griffelfortsatz der Elle konnte Philipp Öttl in der letzten Woche sein Training wieder aufnehmen. In Mugello wurde Öttl durch den Italiener Lorenzo Dalla Porta ersetzt, der durch die finanziellen Probleme des LaGlisse-Teams seinen WM-Platz für 2016 verloren hatte und nun in der Junioren-WM antritt. Dalla Porta belegte Platz 15, nachdem er das Rennen kurzzeitig sogar angeführt hatte.
In Mugello war Philipp Öttl nicht vor Ort, doch er wird zum nächsten Rennwochenende von 3. bis 5. Juni in Barcelona reisen. «Seit Anfang letzter Woche kann ich wieder trainieren, es geht einigermaßen gut. Meine Ärztin sagte am letzten Montag in Stuttgart, dass man nicht mehr hätte erwarten können, als passiert ist. Das zeigte das neue Röntgenbild. Der Knochenabbruch fängt an, wieder anzuwachsen. Ich hätte die große Schiene noch zwei Wochen tragen müssen, aber für das Training habe ich nun eine kleinere Schiene, mit der das Rad fahren gut funktioniert. Ich war am Wochenende schon ein paar Mal unterwegs. Auch im Fitnessstudio und so geht es gut, das Problem ist einfach die Beweglichkeit des Handgelenks. Sie fehlt noch. Die Schmerzen, wenn ich Druck auf das Handgelenk ausübe, sind weniger ein Problem. Ob ich die Beweglichkeit bis zum Wochenende ausreichend verbessern kann, weiß ich noch nicht. Ich werde aber auf jeden Fall in Barcelona vor Ort sein.»
Der 20-Jährige trainiert täglich mit seinem Trainer und Physiotherapeuten Franz Dietzinger. «Ich würde einen Start in Barcelona nicht ausschließen, denn wenn die Beweglichkeit bis zu einem gewissen Punkt gegeben ist, werde ich versuchen zu fahren. Wenn es keinen Sinn macht, dann werde ich das akzeptieren.»
Kann man in Prozentzahlen ausdrücken, wie beweglich dein Handgelenk im Moment ist und wie beweglich es sein müsste, um antreten zu können? «Puh, das ist schwierig. Ja, ich bräuchte schon die doppelte Beweglichkeit. Mehr als 30 oder 40 Prozent sind es noch nicht. Ich kann alle Bewegungen machen, die mir meine Ärztin auch erlaubt hat. Dr. Zasa und meine Ärztin Dr. Hoegele waren sich einig, dass die Operation sehr gut verlaufen war. Doch wenn die Beweglichkeit noch nicht da ist, macht es keinen Sinn, wenn ich mich hinter dem Motorrad nicht klein machen kann. Wenn ich das Handgelenk bis zur Grenze biege, dann tut es nicht sonderlich weh, aber es geht einfach nicht weiter. Ich kann es nur bis zu einem gewissen Punkt bewegen. Ich würde sagen, dass es unwahrscheinlich ist, dass ich in Barcelona fahre, aber es ist auch nicht komplett ausgeschlossen.»
Wann wird die Entscheidung fallen? «Ich denke, dass die Entscheidung wohl am Donnerstagabend fallen kann. Die Situation am Montag oder Dienstag zu testen, macht keinen Sinn, denn in zwei Tagen kann sehr viel passieren. Es wird immer besser, man muss aber Geduld haben. Ich habe keine Bedenken, dass es bis Assen wieder gut ist. Denn in dieser Woche habe ich schon große Fortschritte gemacht. Ich kann wieder draußen Rad fahren, meine Finger sind nicht mehr ganz so pelzig. Meiner Meinung nach haben wir alles gemacht, was möglich ist. Ich werde sicherlich nochmal untersucht, aber man spürt als Fahrer selbst sehr gut, ob es geht oder nicht. Doch ich werde mir auf jeden Fall den Rat von Dr. Zasa am Mittwoch einholen.»
Öttl ist bewusst, dass ein Comeback nur unter gewissen Umständen sinnvoll ist. «Wenn man seinen Arm auf der Gerade nicht richtig reinbringt, dann macht es keinen Sinn. Wenn ich nur Schmerzen habe, dann ist das in Ordnung. Doch wenn es gar nicht geht, dann ist man gleich vier oder fünf Sekunden langsamer. Dann ist ganz klar, dass ich keine Punkte machen kann. Irgendwo muss man da vernünftig sein. Der Knochenabbruch ist noch nicht ganz angewachsen, das wird noch etwas dauern. Am Dienstag nach dem Barcelona-GP habe ich nochmal einen Arzttermin. Dann wird die Geschichte schon wieder anders aussehen.»
Falls Öttl in Barcelona nicht antreten kann, wird erneut Lorenzo Dalla Porta zum Zug kommen. «Ja, Lorenzo wird mich ersetzen, falls ich nicht fahren kann. Er hat seinen Job wohl ganz gut gemacht. Man weiß ja, dass er gut fahren kann. Für das Team ist das sicher nicht schlecht. Wir brauchen einen Ersatzfahrer, das ist wie in anderen Teams, da gibt es keine Sonderregelung bei uns. Natürlich ist ein Fahrer nicht begeistert, wenn ein anderer auf dem eigenen Motorrad sitzt, aber so ist es eben. Damit muss man umgehen.» Beim Assen-GP von 24. bis 26.6. will Öttl spätestens sein Comeback feiern.
Hast du dir das Rennen in Mugello wie geplant nicht angesehen? «Ich habe versucht, das ganze Rennwochenende nicht zu verfolgen. Das mag ich nicht. Es ist egal, was ich mache. Wenn ich bei einem Radrennen oder Triathlon zuschaue, dann interessiert es mich nur kurz, denn dann will ich es selber machen. So ging es mir auch bei einem Supermoto-Rennen in der Woche nach Le Mans, an dem ich eigentlich teilnehmen wollte. Ich habe es mir angesehen, aber es ist immer blöd, denn ich will selbst mitfahren. Es ist immer dasselbe. Ich habe mich am Mugello-Wochenende dann anderweitig abgelenkt.»