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Mit Video: Jaroslav Falta Memorial in Kostelec

Von Thoralf Abgarjan
Im tschechischen Kostelec fand am vergangenen Wochenende die zweite Ausgabe des Jaroslav Falta Gedächtnisrennens statt. Mit dabei waren auch frühere Weggefährten wie Zdenek Velky, der USA Trans-AMA Champion von 1974.

Am vergangenen Wochenende (10. August) fand im tschechischen Kostelec nad Černými lesy bei Prag die zweite Auflage des Falta Gedächtnisrennens statt. Diese Strecke hat für den tschechischen Motocross-Sport eine ganz besondere Bedeutung, denn in Kostelec befand sich die Test-und Trainingsstrecke von Dukla-Praha. Aus diesem staatlich geförderten Sportverein kamen alle namhaften tschechoslowakischen Fahrer: Jaroslav Falta, Zdenek Velky, Jiri Churavy, Antonin Baborovsky, Miroslav Halm, Vladimir Navacek und weitere Fahrer, die in den 1970er und 1980er Jahren erfolgreich in der WM unterwegs waren.

Für die CSSR hatte die staatliche Förderung des Motocross-Sports höchste Priorität, denn die Marke CZ revolutionierte Ende der 1960er-Jahre nicht zuletzt Dank der Erfolge des dreifachen deutschen Weltmeisters Paul Friedrichs die Motocross-Szene. CZ setzte ab Mitte der 1960er Jahre konsequent auf Zweitakt-Technik und die Vorteile dieses Motorenkonzepts im Motocross machten die tschechische Marke weltweit bekannt.

Damals wie heute war der US-Markt von größter Bedeutung und für die wirtschaftlich und militärisch in den Ostblock integrierte Tschechoslowakei waren die Motorräder aus Strakonice eine willkommene Devisenquelle.

Dank der staatlichen Förderung wuchs in Prag zu jener Zeit eine ganze Generation von Weltklasse-Fahrern heran, die mindestens Top-10-Niveau hatten. Organisatorisch war der Sportverein Dukla in das Militär eingebunden. Formell waren die tschechischen Motocrosser (ähnlich wie die sowjetischen Fahrer) also Militärangehörige. Ihr Berufsalltag war allerdings allein auf den Sport fokussiert. Die CSSR dürfte damit auch das einzige Land gewesen sein, welches dem Motocross-Sport eine gezielte staatliche Förderung zukommen ließ. In der Sowjetunion waren die Motocrosser zwar ebenfalls ins Militär integriert, aber es gab keine absatzfähigen Motorräder aus der UdSSR für den Export. In den USA machte CZ Furore, nachdem die tschechische Armada die US-Szene aufgemischt hatte. Mehr dazu erfahren Sie im Film.

«Kostelec war die Trainingsstrecke von Dukla und es war Vaters Lieblingsstrecke», erklärte Martina Faltova, die Tochter von Jaroslav Falta gegenüber SPEEDWEEK.com. 1974 wurde Jaroslav Falta im schweizerischen Wohlen Weltmeister der 250er Klasse, doch sein Titel wurde ihm später am grünen Tisch aberkannt. Die ganze Geschichte können Sie in diesem Artikel nachlesen. Trotz der Tatsache, dass tschechische Fahrer international sehr erfolgreich waren (Zdenek Velky wurde 1974 in den USA Trans-AMA Champion) und Motocross in Tschechien extrem populär war, haben sie in der langen Geschichte des Sports keinen einzigen Weltmeister hervorgebracht – mit Ausnahme des 'Weltmeisters der Herzen', Jaroslav Falta im Jahre 1974. Die einzige gewonnene WM war der Mannschaftserfolg beim Motocross der Nationen 1975 in Sedlcany.

Falta muss ein fahrerisches Ausnahmetalent gewesen sein. Seinen Erfolg von 1974 konnte er aber trotzdem nicht wiederholen und das hatte mehrere Gründe: Die CZ war Ende der 1970er Jahre nicht mehr konkurrenzfähig. Die japanischen Marken (insbesondere Suzuki, Yamaha, Honda und Kawasaki) und auch die europäischen Hersteller Maico, Husqvarna, Puch, Bultaco und nicht zuletzt KTM zogen nach. Jaroslav Falta hielt sich körperlich zwar stets fit, doch ab Mitte der 1970er Jahre litt er zunehmend unter Erschöpfungserscheinungen. Wie sich Anfang 1975 herausstellte, waren diese Probleme durch eine Lebererkrankung verursacht.

«Er war ein Ausdauersportler», erklärte Martina. «Er konnte stundenlang durch den Wald laufen und hat immer gesagt, dass er Langstreckenläufer geworden wäre, wenn er nicht beim Motocross hängengeblieben wäre.» Falta war, wie man an der Originalausrüstung in Kostelec sehen konnte, von schlanker, schmaler Statur und seine Erscheinung war das ganze Gegenteil der meisten bulligen Typen jener Zeit, welche die Zweitakt-Monster mit enorm viel Krafteinsatz bewegten. Faltas Fahrstil war elegant, spielerisch leicht und vor allem technisch.

Die mehr als 150 Classic-Piloten, die in Kostelec am Start standen, lieferten nicht nur spannende Rennen, sondern zeigten, dass sie noch immer topfit sind. Einige Fahrer starteten sogar in mehreren Klassen: Roman Majer zum Beispiel ging mit einer recht modernen Honda CR-250 mit Wasserkühlung und Zentralfederung in der Klasse Super EVO an den Start, um direkt nach dem Rennen auf eine CZ380 der Classic-Klasse umzusteigen. Majer wurde in dieser Klasse übrigens Europameister.

Zurück zu Jaroslav Falta: Am 27. März 2022 verstarb er im Alter von nur 71 Jahren. Während seiner zehn WM-Jahre fuhr er ausschließlich auf CZ und beendete die Saison achtmal unter den Top-10 der 250er WM. Trotz seiner gesundheitlichen und technischen Handicaps haderte er nicht mit seinem Schicksal. Im Gegenteil. Er besann sich immer auf seine eigenen Stärken und suchte nie nach Ausreden oder Erklärungen. Er stellte an sich selbst die höchsten Ansprüche. Das Material war für ihn Mittel zum Zweck. War das Motorrad nicht konkurrenzfähig, dann musste er eben selbst mehr leisten – so seine Einstellung.

Faltas Tochter Martina, die zwischenzeitlich in den USA lebt, reiste auch in diesem Jahr aus North Carolina an, um in Kostelec die zweite Auflage des Falta-Memorials zu organisieren. Allein die Zahl der Zuschauer zeigte, dass 'Jarda' für die Tschechen ein wahrer Volksheld war und bis heute ist.

Sohn Jaroslav (jr.) fuhr in Kostelec mit einer CZ Replika des Jahres 1974 in der Montur des berühmten Vaters mit Original-Helm und Stiefel eine Ehrenrunde um die Dukla-Praha-Trainingsstrecke. Anwesend waren auch frühere Weggefährten wie Zdenek Velky und viele einheimische Fahrer, die teilweise heute noch aktiv sind und an den Classic-Rennen teilnahmen.

Das Wochenende von Kostelec war Geschichte zum Anfassen und Erleben. Neben den verschiedenen Generationen von CZ-Zweitaktern gab es auch andere technische Meisterwerke zu bestaunen: Eine von Charly Tonus vorbildlich restaurierte Yamaha HR500, die im Jahre 1977 die Rückbesinnung zur Viertakt-Technik vorweg nahm. Auch eine KTM, wie sie Heinz Kinigadner fuhr, war zu bestaunen.

Das Falta Gedächtnisrennen soll künftig eine feste Größe im Classic-Kalender werden. In der Film-Dokumentation sind Impressionen von der Veranstaltung mit zahlreiche Interviews festgehalten.

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