MotoGP-WM: Kundenteams suchen nach neuen Partnern
Mika Kallio mit der KTM RC16
Im Frühjahr wurde von Dorna, dem Weltverband FIM, der Teamvereinigung IRTA und dem Herstellerbündnis MSMA vereinbart, dass in der MotoGP-Saison 2018 insgesamt 24 Fixstarter in antreten sollen.
In der Saison 2016 sind es 21, nächstes Jahr kommt das Red Bull KTM Factory Racing Team mit Pol Espargaró und Smith dazu.
Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta schwebt vor, dass für 2018 auch LCR ein Team mit zwei Fahrern einsetzt (LCR ist jetzt und 2017 nur mit Cal Crutchlow unterwegs) und dann jedes Werk ein Kundenteam betreibt.
Es wurde im Juni 2016 ein Masterplan ausgerollt und überlegt, wie man die existierenden Kundenteams auf die Hersteller verteilen könnte.
Da kamen folgende Ideen für 2018 ans Tageslicht:
Pramac mit Ducati
Suzuki mit Avintia
LCR mit Aprilia
Tech 3 mit Yamaha
Marc VDS mit Honda
Aspar Pull & Bear mit KTM
Aber es regte sich bald Widerstand. Denn Lucio Cecchinello will seine langjährige Zusammenarbeit mit Honda nicht ohne weiteres beenden, er sucht nach dem schlagkräftigsten Paket und nach einem langfristig agierenden Partner. «Deshalb ist es mein vorrangiges Ziel, auch künftig mit Honda zusammenzuarbeiten.»
Wie lange Aprilia in der MotoGP-WM zu sehen sein wird, lässt sich schwer einschätzen. Aprilia ist das einzige Werk, das bei der Dorna keinen eigenen Platz beansprucht, sondern ein Joint Venture mit Gresini abgeschlossen hat. Dieser Deal läuft bis Ende 2018.
Auch Suzuki hatte 2016 ein Auge auf LCR geworfen. Jetzt mit Cal Crutchlow, dem zweifachen GP-Sieger, wird LCR eine besonders attraktive Braut. Cecchinello ließ deshalb durchblicken, dass er mit Crutchlow bereits über 2018 verhandle.
Pramac-Teambesitzer Paolo Campinoti arbeitet mit Ducati seit zwölf Jahren zusammen, aber auch dieses Bündnis ist nicht für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt. Suzuki hat längst auch bei Pramac angeklopft.
KTM will 2018 unbedingt ein MotoGP-Kundenteam einsetzen, aber der Partner wurde bisher nicht ausgekundschaftet. Denn die Teambesitzer wollen sich zuerst von der Schlagkraft der KTM RC16 überzeugen, die jetzt in Valencia mit Wildcard-Fahrer Mika Kallio in der Weltmeisterschaft debütiert.
Jorge «Aspar» Martinez könnte ein KTM-Partner werden, man hat schon zu Kalex-KTM-Zeiten 2012 und 2013 zusammengearbeitet, aber momentan hat Aspar in der Moto3-Klasse einen Deal mit Mahindra, keine ideale Basis.
Tech-3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal lobt zwar die seit dem Jahr 2000 stattfindende Zusammenarbeit mit Yamaha, er fühlt sich als Junior-Team für den Werksrennstall, Yamaha vermittelt ihm Sponsoren, die Zusammenarbeit gilt als harmonisch.
Trotzdem schließt Poncharal nicht aus, eines Tages über einen Markenwechsel nachzudenken. «Wir haben konkurrenzfähige Motorräder, die sehr nahe an den Werksmaschinen dran sind. Seit 2015 haben wir auch einSeamless-Getriebe, das mit dem des Werksteams identisch ist. Yamaha liefert uns auch sehr rasch immer alle Updates für die Software. Wir haben immer zwei Yamaha-Ingenieure bei uns in der Box. Ich kann mich also in keiner Hinsicht beklagen. Wir haben unsere Fahrer auch im Yamaha-Werksteam beim 8-h-WM-Lauf in Suzuka mitfahren lassen. Aber ich bin für insgesamt 40 Mitarbeiter verantwortlich. Deshalb werde ich mir künftig jedes seriöse Angebot anhören, das von einem anderen Hersteller kommt», betont der Franzose. «Wenn zum Beispiel KTM kommt und sagt, sie möchten, dass wir künftig bei Tech-3 junge Talente für die MotoGP-WM für sie ausbilden, dann werde ich mir diese Pläne genau anhören und sorgfältig abwägen.»
Schon jetzt zeichnet sich ab: Der Idealzustand von sechs Werken mit je einem Kundenteam wird 2018 kaum erreicht werden.
Ducati verfügt jetzt über drei Kundenteams, Honda über zwei, Yamaha hat eines, Aprilia, Suzuki und KTM betreiben noch keines.
Die Materialkosten pro Fahrer und Saison sind 2017 erstmals bei 2,2 Millionen Euro gedeckelt.
Die Teambesitzer können also für 2018 feilschen und die besten Angebote auswählen. Durchaus möglich, dass Honda und Ducati 2018 noch je sechs Maschinen im Feld haben werden. Aprilia und KTM müssen vielleicht noch gedulden, bis sich ein renommiertes und finanzkräftiges Team zu einem Wechsel überreden lässt. Suzuki ist bereits jetzt ein attraktiver Partner.