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Pit Beirer (KTM): «Wir müssen jeden Stein umdrehen»

Von Günther Wiesinger
«Wir müssen kein neues Motorrad bauen, das ist schon mal positiv», sagte KTM-Renndirektor Pit Beirer am ersten MotoGP-Testtag in Valencia.

Während Valentino Rossi kurz vor der Mittagspause stürzte, aber beim Valencia-Test weiter mit 1:30,950 min an der Spitze liegt, halten sich die beiden KTM-Neulinge Pol Espargaró und Bradley Smith mit Rückständen von 1,663 sec und 1,856 sec auf den Rängen 16 und 18, immerhin liegen acht Fahrer hinter ihnen.

Zu ihrer Freude auch die beiden Tech3-Yamaha-Neulinge Folger und Zarco.

Nach den ersten Runs zeigten sich die beiden KTM-Piloten recht angetan von ihren neuen Arbeitsgeräten.

Beide Fahrer sprachen deckungsgleich aus, dass sie bei der KTM RC16 ein extrem cooles Gefühl am Vorderrad haben. Ausserdem sagten beide Piloten, sie wünschen sich weniger «engine brake» als Mika Kallio, deshalb sanken die Zeiten von Pol rasch unter die 1:33-min-Grenze.

Man bekam als Boxengast mit, dass sich das KTM-Duo auf dem Bike wohl fühlte, die Sitzpositionen passten, sie konnten sich tadellos hinter die Verkleidungen schmiegen, sie spürten keine Turbulenzen an den Helmen.

Und es zeichnet sich ab: KTM kann mit der exklusiven WP Suspension und dem einzigartigen Gitterrohrstahlrahmen in der MotoGP-WM weit nach vorne kommen.

Übrigens: Um 14.17 Uhr bescherte Pol Espargaró dem KTM-Werksteam vor dem Turn 11 auch den ersten Sturz, er blieb aber unverletzt.

Pit Beirer, Motorsport Director von KTM, beobachtet die MotoGP-Tests aufmerksam, hört bei den Technical Debriefs aufmerksam zu, er darf sich aber gegenüber den Medien nur über Bradley Smith äußern, denn Pol steht noch bis 31. Dezember bei Yamaha unter Vertrag.

Pit, was sind jetzt die wichtigsten Aufgaben an diesen beiden Testtagen mit den neuen Werkspiloten?

Das Allerwichtigste ist jetzt, welche Kommentare wir von den beiden Fahrern zu hören bekommen. Mika Kallio hat sich sein Gefühl selber erarbeiten müssen, ohne einen direkten Vergleich wegen einer unmittelbaren MotoGP-Vergangenheit zu haben.
Diese zwei Jungs haben jetzt drei oder vier MotoGP-Jahre hinter sich, sie wissen wovon sie reden.
Wir waren heute natürlich extrem gespannt auf die Aussagen der beiden, auf den ersten Aha-Effekt, er war Gott sei Dank sehr positiv. Somit sind wir jetzt schon einen kleinen Schritt weiter als am Wochenende, weil die Fahrer uns bescheinigen, dass das Motorrad sehr gut einlenkt und sich sicher anfühlt. Sie haben ein Gefühl fürs Vorderrad, es fühlt sich also auch schon mal an wie ein MotoGP-Motorrad.
Das erste Zwischenziel haben wir also schon erreicht.
Aber wir haben Rückstand, es muss also noch weiter vorwärts gehen. Wir müssen jetzt noch einmal jeden Stein umdrehen.

Du warst gerade bei einem Boxenstopp von Pol als Zuhörer dabei. Welche Aussagen macht er bisher?

Diese Aussagen darf ich leider nicht kommentieren und nicht kommunizieren.

Der Rückstand von Pol ist jedenfalls schon deutlich geringer als jener von Kallio, der Fahrer macht also die vermutete Sekunde aus. Stimmt die Aussage von Kallio, dass der Motor der starke Punkt der KTM ist?

Den Bradley Smith darf ich ja interviewen, ich darf auch seine Kommentare vom heutigen Vormittag weitergeben. Mika Kallio wollte zum Beispiel aufgrund seines Moto2-Fahrerstils mehr Motorbremse beim Reinfahren in die Kurven. Der Bradley will das komplett heraussen haben.
Man sieht, wir betreiben bei der Abstimmung noch Grundlagenforschung. Aber ich denke, dass wir zumindest mit einem Fahrer bis Mittwochabend hier noch ordentliche Rundenzeiten vorlegen werden. Da bin ich mir ziemlich sicher.

Man spürt, dir ist heute schon mal ein Stein vom Herzen gefallen?

Ja, mir ist heute ein Stein vom Herzen gefallen, weil man sagen kann: Wir sind auf dem richtigen Weg.
Stell dir vor, es kommt heute ein wirklich erfahrener MotoGP-Pilot neu zu uns in die Box, steigt auf unser Motorrad du sagt dann: «Das fühlt sich grausam an. Ich krieg kein Gefühl fürs Vorderrad.»
Wenn ein Fahrer in dieser Liga kein Gefühl fürs Vorderrad hat, kannst du das ganze restliche Motorrad vergessen, dann nützt dir der beste Motor nichts. Aber wenn das Gefühl fürs Vorderrad da ist, kannst du anfangen zu arbeiten. Das haben wir hingekriegt.
Für mich dauert das Rennwochenende noch an. Es hat am Freitag angefangen und dauert bis Mittwoch 18 Uhr. Wir müssen dann das Gesamtbild betrachten, wir müssen schauen, was ist am Rennwochenende passiert, wo waren mir mit Mika Kallio? Das sind einmal die Fakten. Da waren wir am Samstag mit einer ordentlichen Rundenzeit unterwegs.
Jetzt geht’s weiter, jetzt folgt der nächste Schritt, jetzt kriegen wir fundierte Aussagen von aktuellen MotoGP-Fahrern. Wir werden beim Heimfahren eine Lawine von Informationen haben, die wir bearbeiten müssen.
Aber wir müssen kein neues Motorrad bauen, das ist schon mal positiv.

Du kannst also die Telefonnummer von Kalex-Geschäfsführer Alex Baumgärtel aus deinem Smartphone löschen?

Grundsätzlich nicht, weil ich den Alex sehr schätze, sehr gern mag und auch in Zukunft immer wieder gern mit ihm reden werde.
Aber ich werde ihn definitiv nicht anrufen, um bei ihm ein MotoGP-Alu-Chassis zu bestellen.

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