Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Hervé Poncharal: «Wenn nötig, Regentanz für Folger»

Von Günther Wiesinger
Tech3-Teamchef Hervé Poncharal ist nach den ersten beiden MotoGP-Tests mit Jonas Folger erleichtert: «Die Tests haben dem Selbstvertrauen und dem Kopf von Jonas gut getan.»

Die deutschsprachigen Fans und Journalisten stellten während der Moto2-Saison 2016 auch deshalb manche kritische Fragen zu Jonas Folger, weil er sich selbst für das dritte Moto2-Jahr den WM-Titel zum Ziel gesetzt hatte.

Auch Tech3-Yamaha-Teamchef Hervé Poncharal spekulierte im Mai mit diesem Titelgewinn, aber dann war der schnelle und talentierte Kalex-Pilot plötzlich nur WM-Siebter und WM-Achter hinter Fahrern wie Syahrin.

Folger gelangen 2016 vier von fünf Podestplätzen auf feuchter oder nasser Piste. Selbst Hervé Poncharal kritisierte nach dem Australien-GP, Teamkollege Sandro Cortese habe ihn dort zerstört.

Hervé, du hast wegen Jonas Folger 2016 mehrmals verwundert den Kopf geschüttelt. Du warst manchmal ratlos?

Ja, sicher das bestreite ich nicht.

Als wir den Vertrag in Le Mans besiegelt haben, zählte Jonas noch zu den Titelanwärtern. Damals war es mathematisch noch möglich, den Titel zu gewinnen. Es wäre das ideale Szenario gewesen, als Weltmeister in die MotoGP zu kommen. Aber es ist nicht passiert. Die Gründe kenne ich nicht, wie gesagt, ich habe in diesem Team nicht mitgearbeitet.

Ich denke, das Team war sehr gut, ich mache dem Intact-Team keine Vorwürfe, das ist eines der besten Moto2-Teams. Aber manchmal bist du in einem starken Team, aber die Dinge entwickeln sich nicht so, wie man sich das gewünscht hätte.

Aber ich gebe zu: Wenn man sich das Potenzial von Jonas vor Augen hielt und wenn man manche Rennen 2016 von ihm beobachtet hat, dann war er ganz klar nicht dort, wo er dank seines Fahrkönnens hätte sein sollen oder sein können.

Für mich ist wichtig, dass Jonas jetzt mit viel Vertrauen in die Saison 2017 geht. Denn nach einer Saison, wie sie Jonas erlebt hatte, könnte das Selbstvertrauen des Fahrers angeknackst sein. Er könnte sich viele Fragen stellen. Denn das Jahr 2016 war für ihn, für die Fans und für mich enttäuschend.

Aber die zwei MotoGP-Tests waren gut, das hat dem Selbstvertrauen und dem Kopf von Jonas gut getan. Er hat gute Arbeit geleistet und konnte mit einem positiven Gefühl in die Winterpause gehen. Ich bin überzeugt: Diese zwei Tests haben das angeknackste Feeling von 2016 komplett ausgelöscht. Denn jetzt hat er ein Yamaha-MotoGP-Motorrad mit Michelin-Reifen, und das ist ein völlig neues Package für ihn, mit dem er gut zurechtkommt. Die Vergangenheit zählt nicht mehr.

Die Saison 2017 hat am Dienstag nach dem Valencia für Jonas und mich begonnen. Unsere Zusammenarbeit war von Beginn an eindrucksvoll und hat uns viel Freude gemacht. Nicht nur, weil Jonas sehr schnell ist, sondern weil auch seine Einstellung sehr gut ist. Er geht bescheiden an die Aufgabe heran, mit einer gewissen Demut. Er bildet sich nicht ein, alles zu wissen.

Bisher bin ich wirklich happy. Es freut mich, dass wir einen deutschen Fahrer haben, der die deutsche Flagge in der MotoGP-WM 2017 hochhalten wird.

Auch der MotoGP-Einstieg von KTM ist wichtig für den deutschsprachigen Motorradsport. Jeder neue Hersteller ist wichtig, aber wenn ein Fabrikat mit der Erfolgsbilanz von KTM einsteigt, dann freut mich das doppelt. Ich halte das KTM-Projekt für eine spannende Sache. Alle Leute, die dort mitarbeiten, sind super Jungs. Ich wünsche ihnen vom ganzen Herzen viel Erfolg und viel Glück. Ganz ehrlich.

Jonas Folger hört es zwar nicht gern, wenn er als Regenspezialist bezeichnet wird, Aber vier seiner Podestplätze 2016 kamen auf nasser oder feuchter Fahrbahn zustande.

(Er schmunzelt). Ja, aber das war auf einem Moto2-Motorrad auf Dunlop-Reifen... Ich kann nur sagen: Im Trockenen war Jonas mit der MotoGP-Yamaha auf den Michelin-Reifen schnell. Wie es im Nassen aussehen wird, weiß ich nicht. Aber wenn es nötig ist, kann ich jederzeit einen Regentanz aufführen.

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