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Pol Espargaró (KTM): «Warum wir so langsam sind»

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró büsste mit der Red Bull-KTM im ersten MotoGP-Training in Katar 3,3 sec auf Viñales ein und schilderte dann in aller Ausführlichkeit die Kinderkrankheiten der RC16.

Rätselhaft: Vor zwei Wochen beim IRTA-Test in Losail büsste Red-Bull-KTM-Werkspilot Pol Espargaró als 22. auf der 5,380 km langen Strecke 2,141 Sekunden auf die Bestzeit von Viñales ein, gestern am Abend fehlten ihm gehörige 3,314 Sekunden.

Beim mangelnden Grip wegen der schmutzigen Fahrbahn litt das KTM-Duo, die Mängel kamen verstärkt zum Vorschein, denn Teamkollege Bradley Smith blieb sogar 3,798 Sekunden hinter dem überragenden Maverick Viñales.

Trotzdem wirkte Pol alles anderes als verzweifelt.

«Ich fühle mich jetzt viel mehr Zuhause auf der KTM», schilderte der Moto2-Weltmeister von 2013. «Sie ist viel einfacher zu fahren als die Yamaha, Aber das Problem ist: Wir sind langsam! Dieses Motorrad unterscheidet sich stark von den andern. Wenn du pusht, kommt eine gute Zeit heraus. Bei der Yamaha war das anders, dort mussten wir sanft und behutsam fahren, wenn wir die Rundenzeit senken wollten. Die Philosophien der beiden Werke sind so unterschiedlich wie schwarz und weiß.»

«Das Stahlchassis ist ganz sicher anders, denn du kannst damit nicht so rasch einlenken wie mit der Yamaha», ergänzte Pol. «Und der Motor – wow! – ist ganz anders. Es sieht so als, als funktionierte dieses V4-Triebwerk bei hohen Drehzahlen besser, während die Yamaha bei niedrigen Drehzahlen ihre Stärken ausspielte. Deshalb konnte ich früher am Kurvenbeginn Profit schlagen, die M1 hat ja den Hinterreifen weniger beansprucht. Wir haben also noch Arbeit vor uns, aber wir stehen erst am Anfang. Dem Motorrad fehlt es noch an Persönlichkeit – die bauen wir jetzt auf. Wir verbessern uns und wissen, wo wir hinwollen.»

«Der aggressive KTM-Motor verlangt auch eine körperlich anstrengendere Fahrweise als mein früheres Motorrad. Das heißt aber auch, dass der Fahrer den Ausschlag geben kann… Bei der Yamaha sah es so aus, als würdest du damit wie auf Schienen fahren. Ich weiß nicht, ob sich das jetzt mit Maverick dort ändern wird. Aber als ich bei Tech3 war, hat es sich so verhalten. Es gab für die Yamaha nur eine Linie, und auf dieser musstest du bleiben. Die KTM lässt dir mehr Freiheit. Du kannst auf der Piste fahren, wo du willst.»

Pol Espargaró weiter: «Zum Glück habe ich im vergangenen Winter mehr Konditionstraining gemacht als vor einem Jahr. Deshalb bin ich stärker. Ich konnte beim Test die Rennsimulation durchstehen.  Das Hinterrad dreht sehr stark durch, und ich bin überzeugt, wir belasten den Hinterreifen nicht ausreichend. Deshalb können wir den weichen Hinterreifen länger nützen. Ich weiß, dass Yamaha und die anderen Werke Mühe haben, mit diesem Reifem über die 22-Runden-Distanz zu kommen. Für uns fühlt sich die weiche Mischung normal an. Noch weicher, dann wäre es perfekt! Wir beanspruchen also die Reifen nicht stark genug.»

«Mit diesem Bike ist es fast unmöglich, in jeder Runde in jeder Kurve dieselbe Linie zu halten», erzählt Pol Espargaró. «Das ermüdet dich körperlich, du musst auch mental damit fertig werden. Das stellt höhere Ansprüche als bei Yamaha, wo alles gleich geblieben ist von der ersten bis zur letzten Runde. Auf der KTM ändert sich jede Runde alles! Es ist wie ein Kampf, und du musst diesen Kampf bis zum Ende durchstehen.»

Aber Pol Espargaró hat einen Zwei-Jahres-Vertrag, er lässt sich deshalb nicht aus der Ruhe bringen.

«Als ich das Projekt von KTM gesehen habe, wurde mir bewusst, ich muss 200 Prozent professionell sein», betont er. «Ich habe meine Mentalität geändert und hole jetzt im Training das Maximum aus mir heraus. Ich weiß, dass wir im ersten Jahr einiges durchmachen müssen. Ich bin dafür bereit. Ich bin happy mit meiner Wahl, zu KTM gewechselt zu sein. Natürlich hatte ich anfangs bedenken, mein altes Team zu verlassen, Menschen bewegen sich oft nicht so gern aus ihrer Komfortzone heraus. Aber manchmal muss man Wagnisse eingehen im Leben und Träumen nachgehen.»

«Es war nicht einfach, diese Entscheidung für KTM zu treffen, denn wir beginnen hier mit einem ganz neuen Projekt. Aber als ich gesehen habe, welcher Geist und welche Leidenschaft bei KTM dahinter steckt, dass sie unbedingt gewinnen wollen, da habe ich natürlich geahnt, dass hier etwas Vielversprechendes entsteht. Ich wollte das kennenlernen und dabei sein. Ich habe mir letztes Jahr das Werk angeschaut und dann gesehen, wie die Jungs arbeiten. Als ich unterschrieben habe, kannte ich noch nicht jedes Detail... Aber nach dem Besuch bei KTM habe ich zu meinem Teamkollegen Bradley Smith gesagt: Wir haben die richtige Wahl getroffen. Wir sind am richtigen Ort angekommen.»  

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