MotoGP-Test: KTM und die Causa Reiterberger
Markus Reiterberger
Es war ein gut gehütetes Geheimnis, das einige Insider lange im MotoGP-Paddock mit sich herumtrugen: Markus Reiterberger war im Frühling, nach seinem bitteren Aus bei Althea BMW in der Superbike-WM, bei KTM von Teammanager Mike Leitner höchstpersönlich ein Test auf der MotoGP RC16 in Aussicht gestellt worden. Man verständigte sich dann vom Termin her und je nach Situation entweder auf den Privat-Test in Barcelona oder jenen in Aragón.
Dieses formlose Agreement wollte niemand rausposaunen. Einerseits um die Eminenzen bei BMW nicht zu provozieren und um der weiteren Karriere von «Reiti» nicht zu schaden. Bei KTM wurde der Ball ebenfalls flach gehalten, denn die Bringschuld der Freigabe lag ohnehin nur bei Reiterberger selbst. Der 23 Jahre alte Bayer wollte deswegen bereits vor Monaten gemeinsam mit seinem belgischen Manager Werner Daemen bei BMW vorsichtig um eine Erlaubnis für einen MotoGP-Test bei KTM nachfragen. Der Obinger wartete dafür nach eigenen Angaben einen günstigen Moment ab.
Ende Mai erklärte Mike Leitner gegenüber SPEEDWEEK.com: «Man hat mal darüber geredet, aber da ist im Moment nichts Fixes eingeplant. Außerdem ist er bei BMW unter Vertrag. Das war in erster Linie eine Idee von Ralf Waldmann.»
Am Sachsenring bestätigte Leitner dann im kleinen Kreis, dass man den Reiterberger-Test gar nicht mehr auf dem Zettel habe. Schon davor wurde der Oberösterreicher regelmäßig leicht mürrisch, wenn der Name Reiterberger irgendwo fiel, denn man wartete sehr lange auf eine Zusage des Deutschen. Nach Speedweek-Recherche soll Reiterberger das Okay von BMW zu spät erhalten haben. KTM musste aber planen.
Der Rest ist bekannt: Beim großen Aragón-Privattest saß dann längst Miguel Oliveira auf der vierten RC16. Von Reiterberger war - genauso wie zuvor in Barcelona beim Test nach dem GP im Juni - keine Spur. Oliveira seinerseits hat sich diese Belohnung nach seinen vier bisherigen Podiumsplätzen in neun Rennen mit der KTM in der Moto2-Klasse redlich verdient.
Ob Reiterbergers Entscheidung, lange zu zögern und BMW weiter uneingeschränkt treu zu bleiben, gut war, wird sich herausstellen. In der IDM fährt der Motorradmechaniker seine Gegner jedenfalls in Grund und Boden, führt in der Tabelle nach zwei Events bereits mit 30 Punkten Vorsprung auf den härtesten Verfolger. Vielleicht gilt aber auch hier: aufgeschoben ist nicht aufgehoben.