WM 2018: Suzuki, Aprilia und KTM ohne Kundenteams
Das hat vor einem halben Jahr niemand erwartet: Ducati Corse wird auch in der nächsten Saison vier Teams in der Königsklasse betreiben, die drei Kundenteams von Octo-Pramac, Reale Avintia Racing und Pull & Bear Aspar bleiben alle bei den Italienern.
Dabei hatten sich Aprilia Racing und Suzuki Ecstar mächtig angestrengt, um endlich ein Kundenteam zu finden. Aber ihre Bikes sind nicht konkurrenzfähig genug, auch die gesamte Struktur dieser beiden Hersteller wirkt für die Kundenteam offenbar nicht vertrauenserweckend.
Deshalb sagte LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello bereits im Mai 2016 bei Suzuki ab, er machte ein Handshake-Agreement mit Honda, das sich auch auf 2018 erstreckte – und wohl über die Jahre hinaus.
Auch Estrella Galicia 0,0 Marc VDS-Honda-Team erschien den Neueinsteigern Suzuki und Aprilia als lukrativer Partner. Aber Marc VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy hat seit Herbst 2016 nicht mit Suzuki gesprochen. An Aprilia hatte er kein Interesse.
Er bleibt 2018 bei Honda, das steht seit Monaten fest. «Dort bin momentan am besten aufgehoben», weiß der Belgier.
Aber das Verhältnis zwischen Marc VDS und Honda hat schon bessere Zeiten gesehen. Jack Miller geht nach zwei Jahren aller Voraussicht nach weg zu Pramac-Ducati, weil ihm HRC für das nächste Jahr keine 2018-Maschinen und nicht einmal 2018-Motoren geben wollte, auch ob die Zusammenarbeit Crew-Chief Ramon Aurín (er wird von HRC bezahlt) fortgesetzt werden kann, wollte ihm niemand garantieren.
Die belgische Mannschaft von Bier-Milliardär Marc van der Straten (VDS) hat von Honda mehr Loyalität erwartet, denn sie ist Ende 2014 als neues MotoGP-Team eingesprungen, als Gresini nach fast 20 Jahren mit Honda in der Königsklasse Schluss machen musste, weil Sponsor Go & Fun ausstieg und er ein Vier-Jahres-Bündnis mit Aprilia Racing (es geht bis Ende 2018) abschließen musste, um weiter existieren zu können.
Und als bei LCR-Honda nach der Saison 2015 kein zweiter Fahrer mehr finanziert werden konnte, weil Sponsor CWM zahlungsunfähig war, gewährte Marc VDS dem HRC-Schützling Jack Miller für zwei Jahre Asyl.
Dazu hat Marc VDS in den letzten Jahren junge Fahrer wie Redding und Rabat in der MotoGP-Klasse eine Chance geben, zuletzt Miller (22), nebenher wurden die Talente Franco Morbidelli und Alex Márquez in der Moto2-WM aufgebaut. Mit Moto3-WM-Leader Joan Mir (18) steht 2018 bei Marc VDS bereits die nächste Generation in den Startlöchern.
So mancher Hersteller würde sich bei so einem Projekt die Hände reiben.
Denn LCR-Honda, das einst als Junior-Team für HRC die Talente (wie Bradl und Miller) fördern sollte, fährt das dritte Jahr mit dem inzwischen 31-jährigen Cal Crutchlow...
Marc-VDS-Teammanager Michel Bartholemy weist auch gern auf die Tatsache hin, dass sein Rennstall durch den Deal mit Teambesitzer und Hauptsponsor Marc van der Straten bis Ende 2021 finanziell abgesichert ist – was kein anderes Satellitenteam von sich behaupten kann.
Wie auch immer: Ducati macht mit den identischen Partnern wie 2017 weiter, Honda auch, wobei aber LCR einen zweiten Fahrer (voraussichtlich Nakagami) erhält, wodurch Honda sechs statt fünf Fahrer ausrüsten wird, aber voraussichtlich nur Repsol und Crutchlow mit 2018-Rennmaschinen.
Yamaha begnügt sich wie gehabt mit einem Kundenteam – Tech3 mit Zarco und Folger.
KTM Factory Racing hat zwar der Dorna wie Aprilia und Suzuki vertraglich zugesagt, für 2018 bei entsprechender Anfrage ein MotoGP-Kundenteam zu beliefern.
Aber jetzt ist KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer erleichtert, dass für 2018 niemand angeklopft hat. So kann sich KTM nächstes Jahr weiter auf zwei Fahrer und die Entwicklung der RC16 konzentrieren.
Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta schwebte vor, dass bereits 2018 alle sechs Hersteller je ein Kundenteam haben, also jedes Werk vier Fahrer ausrüstet. Aber diese Idealvorstellung liess sich nicht verwirklichen.
Ducati hat also 2018 weiterhin acht Fahrer, Honda neu sechs, Yamaha vier, Aprilia, Suzuki und KTM weiterhin nur zwei.
2019 könnte sich das System ändern. Nicht ausgeschlossen, dass dann Valentino Rossi mit seinem SKY VR46-Team das zweite Yamaha-Team bildet, dann müsste sich Tech3-Yamaha-Teamchef Hervé Poncharal (sei 2000 bei Yamaha) nach anderen Möglichkeiten umsehen. Avintia wird dann vielleicht wieder mit Suzuki liebäugeln, Aprilia könnte sich wieder mit Jorge Martinez (er fuhr 2012 und 2013 in der Claiming-Rule-Zeit mit Aprilia-Bikes) unterhalten, Marc VDS könnte dann ein Auge auf KTM werfen. In der Moto3-WM bei Livio Loi und Jorge Navarro war Marc VDS bereits KTM-Kunde.