Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Circuit of Wales gescheitert – und viele Fragezeichen

Von Günther Wiesinger
Der Circuit von Wales – es war nur ein Hirngespinst von Michael Carrick

Der Circuit von Wales – es war nur ein Hirngespinst von Michael Carrick

Seit dem Jahr 2012 wird von einem «Circuit of Wales» gefaselt, 2015 hätte dort erstmals der Britische Grand Prix durchgeführt werden sollen. Jetzt ist das Projekt gestorben, die Betreiber sind zahlungsunfähig.

Eigentlich hätte der «British Motorcycle Grand Prix» bereits 2015 auf dem neuen Circuit of Wales stattfinden sollen. Der optimistische Unternehmer Michael Carrick wollte in einem verlassenen Landstrich von Wales für 425 Millionen Pfund den «Circuit of Wales» errichten und dort zehn Jahre lang die MotoGP-WM veranstalten. Das Projekt wurde zum Reinfall des Jahrhunderts.

Die Hintermänner dieses Projekts haben einen 10-Jahres-Vertrag mit MotoGP-Promoter Dorna unterschrieben. Aber bekanntlich hat in Blaenau Gwent nie ein Spatenstich stattgefunden. Noch schlimmer: Das von Skandalen geschüttelte Projekt verfügte nie über eine gesicherte Finanzierung, trotz pausenloser Ankündigungen der entsprechenden Regionalpolitiker.

Aber bereits vor zwei Jahren zeichnete sich ab: Die Finanzierung steht auf extrem wackligen Beinen, die Finanzpläne von Carrick entpuppten sich als illusorisch. Und bald wurde ihm vorgeworfen, er wirtschafte in die eigene Tasche.

Die Politiker gingen inzwischen auf Distanz zur der von Carrick geführten «Heads of the Valley Development Company» (HoVDC).

Da der 10-Jahres-Vertrag mit der Dorna bereits 2015 begann, musste Carrick eine existierende britische Rensntrecke suchen. Er wollte 2015 zuerst nach Donington Park, wechselte aber dann nach Silverstone, wo jetzt dreimal hintereinander gefahren wurde.

Die Dorna machte anfangs gute Miene zum bösen Spiel, denn die HoVDC brachte 2015 und 2016 brav die Bankgarantien für die GP-Gebühren auf und bezahlte pünktlich, solange die Politik in Wales mitspielte – und trat anfangs als verlässlicher Partner auf.

Aber inzwischen ist die Firma HoVDC zahlungsunfähig. Der Dorna bleibt wohl nichts anderes übrig, als die Gebühren für 2017 einzuklagen.

Als das Kartenhaus des ominösen Circuit of Wales in diesem Frühjahr endgültig zusammenbrach, wollten die Silverstone-Betreiber den Grand Prix 2017 auf eigene Faust veranstalten, sie verlangten aber bei der Dorna einen Vertrag über zehn Jahre.

Die Firma Dorna Sports S.L. wollte sich aber nicht für einen so langen Zeitraum festlegen, normal erstrecken sich die die MotoGP-Verträge über drei bis fünf Jahre.

Vorübergehend drohte in den letzten Monaten sogar eine Absage des britischen WM-Laufs. Erst im Juli kam es zu einer Einigung.

Eigentümer der Rennstrecke «Silverstone Circuit» ist der British Racing Drivers' Club (BRDC), die Piste wird als «Home of British Motorsport» beworben.

Die Dorna machte den Briten ein lukratives Angebot und verzichtete auf die übliche GP-Gebühr in der Hoffnung, diese bei Carrick und in Wales eintreiben zu können. Der BRDC hätte also kein finanzielles Risiko getragen, wollte aber einen etwaigen Gewinn nicht mit der Dorna teilen.

Deshalb war der «British Grand Prix» von der Absage bedroht.

Am Schluss siegte aber die Vernunft, denn rund fünf Wochen vor der Veranstaltung waren bereits Tickets in der Höhe von 2,7 Millionen Pfund verkauft.

Davon sollen 500.000 Pfund an Unkosten für den Promoter in Wales überwiesen werden, das ist Bestandteil des Agreements zwischen Wales und den Silverstone-Circuit-Betreibern.

Circuit of Wales: Viel Geld investiert, kein Gegenwert

Der Circuit of Wales bleibt für alle Zeiten eine Fata Morgana, ein Luftschloss. Viel Lärm um nichts. Dass der Circuit of Wales nie in die Tat umgesetzt wird, lag schon vor einem Jahr auf der Hand. Das überdimensionierte Projekt musste im Juni 2017 eine weitere Breitseite verkraften, weil die Waliser Regierung einen Förderantrag von umgerechnet rund 150 Millionen Euro ablehnte. Die Regierung soll bereits zwischen sechs und zehn Millionen Euro aus Steuergeldern investiert haben, bevor entschieden wurde, das Projekt nicht weiter zu unterstützen. Michael Carrick sprach von einem «fundamentalen Missverständnis».

Der Oberste Rechnungshof von Wales hat die Waliser Regierung bereits im Frühjahr 2017 stark kritisiert. Damals wurde vorgerechnet, es seien bereits 9,3 Millionen Pfund an Steuergeld in die geplante Rennstrecke investiert worden. Und es gab nie einen Spatenstich – nur große Töne von Carrick.

Die Bilanzprüfer äußerten ernsthafte Bedenken, weil die beteiligten Firmen ein «limited understanding», also ein mangelhaftes Fachwissen, für ein Projekt hatten, das in Ebbw Vale einen Circuit mit Gesamtkosten bis zu £ 425 Millionen entstehen lassen sollte.

Das ist eine der gottverlassensten Gegenden von Wales.

Die Buchprüfer stellten auch die Frage, ob das bisher ausgegebene Geld nicht überwiegend zweckentfremdet wurde. Im Mittelpunkt der Kritik steht die «Head of the Valley Development Company (HoVDC) von Carrick.

Die Vorwürfe:

– £ 300,000 Steuergeld wurde benützt, um eine Motorradfirma in Buckinghamshire zu kaufen, die dann Bankrott machte. Es handelt sich um FTR moto.

– Zahlungen in der Höhe von fast £ 1 Million wurden einer anderen Firma zugeschanzt, die vom umstrittenen Circuit of Wales-Director Michael Carrick betrieben wird. Es habe wenige Hinweise gegeben, dass Carricks Firma auch entsprechende Gegenleistungen erbracht habe.

– Das «Welsh Government» habe keine Hinwise, dass die kritisierte Firma Dienstleistungen zu konkurrenzfähigen und nachhaltigen Preisen eingekauft habe, wie es in der Vereinbarung gefordert wurde. Insgesamt habe Carricks Firma bei diesem Darlehen bis zu £ 2 Millionen beziehen können, alles Steuergeld wohlgemerkt.

– Der Rechnungshof beanstandete auch, dass «fast die Hälfte der Gesamtsumme» beim Einkauf der Dienstleistungen mit oder durch nahestehende Personen der beteiligten Firmen getätigt wurden. Zumindest neun fragwürdige Personen seien bereits identifiziert worden. Die Rechnungen seien bezahlt worden, ohne darauf zu achten, ob ein echter Gegenwert existiere.

Das Circuit of Wales-Projekt wurde von der Landesregierung in Wales mit einem Darlehen in der Höhe von 2 Millionen Pfund unterstützt, dazu gab es einen Kredit in der Höhe von £ 7,33 Millionen. Dieser Betrag musste zur Gänze im April 2016 frei gegeben werden, als der Firma von Carrick das Geld ausging.
Wirtschafts-Staatssekretär Ken Skates überlegt jetzt, ob eine weitere Bankgarantie in der Höhe von 210 Millionen fällig wird. Fakt ist: Wenn dieses Steuergeld nicht frei gegeben wird, muss das Projekt beerdigt werden.
Michael Carrick faselt seit fünf Jahren davon, dass eines Tages 6000 Jobs entstehen werden, dazu sollen 750.000 Besucher im Jahr angelockt werden und diesen verlassenen Landstrich in der Nähe von Cardiff zu neuem Leben erwecken. Dave Davies, Minister-Präsident von Wales, hat inzwischen starke Zweifel an diesen hochtrabenden Plänen.

Die Gegner des Circuit of Wales sagen: Es gibt bereits genug Rennstrecken in Großbritannien, die um ihre Existenz kämpfen.
Und da kann niemand ernsthaft widersprechen. Auch der pompöse Rockingham Circuit ist inzwischen zu einer Rennstrecken-Ruine geworden.

Inzwischen wird das Geschäftsgebaren der Firma HoVDC von Michael Carrick detailliert unter die Lupe genommen. Zwei Spesenabrechnungen in der Höhe von 19.000 Pfund wurden zuerst vom Welsh Government bezahlt, aber dann wieder zurückgefordert, weil HoVDC keinen richtigen Gegenwert darstellen konnte. Dazu hat Carrick 1 Million im Jahr an eine Beratungsfirma bezahlt, die sich zu 100 Prozent in seinem Besitz befindet.

Huw Vaughan Thomas, Oberster Rechnungsprüfer in Wales, erklärte, er sehe keinerlei Rechtfertigung, warum das Geld, das für den Bau einer Rennstrecke im Moorgebiet von Ebbw Vale dienen sollte, auf so zweifelhafte Weise zweckentfremdet wird.

Für den Bau des Circuit of Wales sollte ein «Fundraising» gestartet werden. Und zwar schon im Januar 2012, bevor die Regierung von Wales angezapft wurde. Aber Carrick hielt seine Versprechen nicht, er unterschrieb den Vertrag gleich für zwei beteiligte Parteien – für Aventa und HoVDC.

Deshalb musste die Regierung zwei Jahre später mit 1 Million Pfund einspringen. Ein Beamter fertigte eine Aktennotiz an. «Ich bin jetzt zufrieden, weil sich jetzt keiner der Direktoren von HoVDC an diesen Beträgen persönlich bereichern kann.»

Doch HOVDC reichte das Geld an das Unternehmen Aventa weiter – das ebenfalls Carrick gehört, wie sich später herausgestellt hat.

Jetzt sagt der Rechnungsprüfer: «Die Rechnungen, die Aventa an das Welsh Government stellte, waren einfach monatliche Vorschüsse, für die es keinen Gegenwert gibt und keine Dienstleistungen, welche diese Summen rechtfertigen würden.»

Man darf sich fragen: Sind die Dorna und die Politiker in Wales in Person von Michael Carrick einem üblen Schwindler und Hochstapler auf den Leim gegangen?

Man darf mit 100-prozentiger Sicherheit davon ausgehen, dass dieses 425 Millionen Pfund-Projekt und die Pläne für die 5,6 km lange GP-Piste endgültig gestorben sind.

Carrick forderte noch im Frühjahr 2017 mit seinen fadenscheinigen Konzepten bis heute von der Landesregierung Zusagen in der Höhe von 210 Millionen. Nach seinem fahrlässigen Umgang mit Steuergeld wird ihm kein ernstzunehmender Politiker dieser Welt auch nur noch einen Cent zukommen lassen. Er hatte nachweislich sogar private Gärtnerrechnungen mit Steuergeld bezahlt... Und es stellt sich ohnedies längst die Frage, ob Zuschüsse für Rennstrecken mit EU-Recht vereinbar wären.

Aber der Brexit wird diese Frage sowieso überflüssig machen.

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