Markus Reiterberger: «KTM hat mich ernst genommen»
Markus Reiterberger fühlte sich bei KTM wohl
Mentor Ralf Waldmann schwärmte nach Markus Reiterbergers MotoGP-Debüt in höchsten Tönen vom 23-Jährigen. «Der Test war sehr gut. Markus könnte in der MotoGP mitfahren. Das kann man schon mal sagen», hielt Waldi fest.
Handgestoppt verlor der Obinger eine Sekunde auf KTM-Testfahrer Mika Kallio, der im Grand Prix am letzten Sonntag mit Wildcard auf Platz 11 gebraust ist.
SPEEDWEEK.com schilderte Markus Reiterberger seine Eindrücke.
Markus, wie hast du deinen ersten Tag auf einer MotoGP-Maschine erlebt?
Es war unglaublich, dass ich diese Gelegenheit bekam, ein MotoGP-Motorrad zu fahren. Es ist nicht selbstverständlich, dass man als Superbiker, als teilweise nationaler Fahrer, diese Gelegenheit kriegt. Daran haben wir lange gearbeitet, jetzt wurde es endlich fix.
Das war ein Hammertag. Ich bin ab Nachmittag, nachdem Mika Kallio fertig war, zum Fahren gekommen. Ich versuchte mich einzufahren und die ganzen Sachen zu lernen, die man lernen muss. Einfach ein paar Installationsrunden fahren, Sitzposition und Lenker anpassen.
Gesamt fuhr ich sechs Turns mit je sechs Runden oder so und hatte einen richtigen Spaß. Ich bin froh, dass ich dabei sein durfte.
Am Vormittag war es etwas bewölkt und kalt. Ich habe mit dem Smith, Espargaró und Kallio geredet, sie haben mir gesagt, dass es für die GP-Reifen etwas Temperatur braucht, dass man da vorsichtig sein muss. Ich habe mich deshalb vorsichtig herangetastet, ich wollte ja keinen Crash bauen oder etwas kaputt machen.
Am Nachmittag wurde es schön: Sonnenschein, super Wetter, leicht windig, optimal.
Die größten Unterschiede zwischen MotoGP-Maschinen und Superbikes sind die Bremsen, Reifen und die Motorleistung?
Es ist alles ein bisschen anders. Ich bin aus der Superbike-WM brutale Leistung gewohnt, auch gute Bremsen und richtige Haftung der Reifen. Das ist in MotoGP auch so, aber eben anders. Man fährt die Reifen anders, das muss man lernen. Die Karbonbremsen brauchen Temperatur, die muss man ein bisschen wärmen.
Ich habe mir aber nicht schwer getan und konnte mich relativ schnell adaptieren. Wenn man Reifen und Bremsen auf Temperatur bringt, dann funktioniert es.
Ist es schwieriger diese Temperatur reinzubekommen, als bei einem Superbike?
Schwierig zu sagen, ich fuhr ja nur sechsmal raus.
Ich konnte mich schnell anpassen und jeweils nach eineinhalb Runden Gas geben. Das entspricht glaube ich den Normalbedingungen.
Wie machen sich die gegenüber einem WM-Superbike zirka 50 PS mehr bemerkbar?
Ich weiß nicht, ob es so viel Unterschied ist. Das kommt ja auch immer darauf an, wer und wo und wie man misst. Entscheidend ist die Leistungsentfaltung, ein MotoGP-Motorrad hat schon richtig Dampf, da geht es richtig vorwärts. Auch die elektronischen Sachen drum herum funktionieren gut.
Alles ist ein bisschen anders, wir sind in der Superbike-WM aber auch auf einem hohen Niveau. Man kann schon alles ein bisschen vergleichen.
Hat dir KTM spezifische Fragen zu deinen Eindrücken gestellt?
KTM hat ja immer wieder verschiedene Leute auf dem Bike sitzen, um verschiedene Eindrücke zu sammeln. Ich komme aus der Superbike-Szene, sie werden meine Eindrücke mitnehmen.
Mir hat der Test definitiv etwas gebracht, ich konnte Eindrücke sammeln, die für meine Zukunft wichtig sind. Ich hoffe, dass ich einen kleinen Beitrag für KTM leisten konnte, dass sie durch meine Hilfe ein bisschen weiterkommen. Das würde mich freuen.
Ich wollte mich auch nicht reindrängen. KTM hat mit den zwei Werksfahrern und Kallio einen ganz normalen Test durchgezogen, ich bin halt ein bisschen mitgefahren. Sie haben mich nach jedem Outing gefragt wie es war und was ich denke. Ich habe ihnen meine Eindrücke geschildert, es war wie immer.
Ich war sehr willkommen im Team, sie haben mich alle gut aufgenommen. Ich glaube auch, dass alle zufrieden sind, sie haben mich ernst genommen. Ich hoffe, sie sind mit meinen Aussagen zufrieden. Ich bin auf jeden Fall zufrieden, wie sie mit mir umgegangen sind – das war schön.
Was für eine Rundenzeit bist du gefahren?
Das würdest du gerne wissen... ich habe extra nachgefragt, aber ich soll nichts sagen. Da muss ich mich dran halten.
Bist du zufrieden mit deiner Zeit?
Nach einem halben Tag und sechs Turns bin ich zufrieden. Man muss ja das komplette Paket betrachten. Zum ersten Mal auf einem MotoGP-Bike, das alleine ist ja schon der Wahnsinn. Ich werde diesen Tag bestimmt nie vergessen.
Für mich war das Drumherum viel entscheidender, mit den Leuten zu reden und Eindrücke zu sammeln, als nur nach der Zeit zu gehen.
Für den Anfang war es nicht schlecht, von meiner Seite ist aber noch viel Luft nach oben. Man muss sich aber auch erst mal darauf einstellen, man muss sich wohlfühlen auf dem Bike, um alles geben zu können.
Ich hoffe, dass ich irgendwann noch mal die Gelegenheit kriege mit KTM zu arbeiten. Wenn ich dann ’nen Zahn drauflegen kann, würde mich das freuen.