MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Carlo Pernat: «Das Geheimnis Dovi, Ducati, Dall’Igna»

Von Günther Wiesinger
Iannone-Manager Carlo Pernat lobpreist die 3D – und meint das perfekte Zusammenspiel von Dovizioso, Ducati und Dall’Igna.

Der Italiener Carlo Pernat (69) ist aus dem MotoGP-Fahrerlager nicht wegzudenken.

Carlo Pernat gilt als Urgestein im MotoGP-Fahrerlager. Er war in der glorreichen Aprilia-Zeit in den 1990er Jahren Sportdirektor bei Aprilia Reparto Corse, als dort Fahrer wie Biaggi, Capirossi, Rossi und Harada einen 250-ccm-WM-Titel nach dem andern abräumten und auch die 125er-WM dominiert wurde – mit Assen wie Gramigni (1992), Sakata (1994), Rossi (1997), wieder Sakata (1998) und Locatelli (2000).

Seine ersten Sporen verdiente sich Carlo in der 125-ccm-Cross-WM bei Gilera mit Michele Rinaldi, dann wechselte er zu Cagiva und managte dort das 500-ccm-WM-Team mit Randy Mamola und Alex Barros.

Pernat agierte nach seiner erfolgreichen Aprilia-Ära, als er mit Renndirektor und Konstrukteur Jan Witteveen einen kongenialen Partner hatte, vorübergehend als Vorstandsmitglied beim traditionsreichen italienischen Fußball-Erstliga-Club CFC Genua und kehrte danach als persönlicher Manager von Manager von Fahrern wie Simoncelli, Capirossi, Iannone, De Angelis, Corsi und so weiter in den Motorradsport zurück.

Kürzlich sorgte Pernat im Interview mit SPEEDWEEK.com für Aufsehen, als er für die Saison 2019 folgende Prognose abgab: «Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz und KTM werden dann Marc Márquez für 20 Millionen Euro verpflichten.»

Nach dem sechsten Saisontriumph von Ducati und Dovizioso in Malaysia analysierte Pernat die vorbildlichen Erfolge der Roten in der Saison 2017.

«Die 3D haben gewonnen, Dovi, Ducati, Dall’Igna. Das ist das neue italienische Alphabet. Es wird zwar schwierig für Ducati in Valencia. Aber es kann alles passieren», posaunte Pernat.

Und was sagt Pernat, der sich nie ein Blatt vor dem Mund nimmt, über Honda? «Ohne Márquez hätten sie seit vielen Jahren keinen Titel gewonnen.»

Carlo Pernat applaudiert, wenn er einen Blick auf das italienische MotoGP-Wunderteam wirft. Denn Dovizioso liegt nach 17 von 18 Rennen nur 21 Punkte hinter Spitzenreiter Márquez. Im Vorjahr verlor er den Titelfight mit 171 Punkten Rückstand.

Pernat ist sich mit Dovizioso einig: «Wie immer es ausgeht, es ist ein Erfolg für Ducati.»

«Ducati ist für mich Weltmeister, wenn ich berücksichtige, was sie in diesem Jahr geleistet haben», sagte Pernat gegenüber den Kollegen von gp.one. «Die 3D haben ihre Schuldigkeit getan – ich meine Dovizioso, Ducati and Dall’Igna. Andrea hat mir gegenüber zugegeben, dass er in seinem Kopf einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Ich denke, das hat mit seinem Mentaltrainer und Guru Amadeo Maffei zu tun, der ihn jetzt seit einem Jahr betreut und der ihm geholfen hat, gewisse Mauern niederzureissen. Dovi hat Marc Márquez in Spielberg und Motegi im Zweikampf fantastisch besiegt – er hat also grosse Fortschritte gemacht.»

Pernat kennt Ducati in- und auswendig, er hat mit den Verantwortlichen als Iannone-Manager vier Jahre lang eng zusammengearbeitet.

Er betont, ein Fahrer, ein Konstrukteur und ein Hersteller haben gemeinsam die Weichen für den Erfolg gestellt.

«Dall’Igna ist zum richtigen Zeitpunkt zu Ducati gegangen», ist Pernat überzeugt. «Er hat die volle Verantwortung übernommen; er kommt aus der Jan-Witteveen-Schule. Und zu guter Letzt haben wir noch Ducati. Sie haben im Zusammenhang mit dem Rennsport viel Beharrlichkeit bewiesen.»

Aber Pernat zeigt auch Respekt für Marc Márquez. «Ich habe in Sepang festgestellt, dass Marc mit seinem vierten Platz zufrieden war, auch wenn das eines seiner schlechtesten Ergebnisse in diesem Jahr darstellte. Und ich wiederhole: Ohne ihn hätte Honda in den letzten Jahre kaum einen Titel gewonnen, vielleicht gar keinen.»

Auch Yamaha steuert in rauen Gewässern. Pernat: «Yamaha steckt bei Regen in erheblichen Schwierigkeiten. Es ist kein Zufall, dass sie von Ducati jetzt in der Marken-WM überholt worden sind. Das war vor dieser Saison unvorstellbar. Ducati ist die Referenz für alle Gegner in diesem Jahr.»

Aber wird Ducati in Valencia noch das Sahnehäubchen auf die WM-Torte setzen? Und wird alles fair zugehen?

Pernat: «Das wird schwierig. Dovi muss unbedingt gewinnen, aber Valencia ist eine komplizierte Strecke für die Desmosedici. Doch Lorenzo wird vielleicht in der Lage sein, ihm die Hand reichen. Es kann alles passieren. Valentino brauchte 2006 nur einen fünften Platz für den Titelgewinn, aber er verlor den WM-Titel durch einen Sturz und einen defekten Reifen an Nicky Hayden. Vielleicht werden sich beim Finale in zehn Tagen die Wege von Rossi und Márquez wieder kreuzen», ergänzte Pernat mit einem rätselhaften, verschwörerischen Unterton in der Stimme.

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