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Mike Leitner (KTM): «Das Motorrad wird immer besser»

Von Günther Wiesinger
Die KTM-Fahrer Pol Espargaró, Bradley Smith und Mika Kallio haben mit der neuen RC16 in diesem Jahr schon mehrmals für Furore gesorgt. Teammanager Mike Leitner ist der Entwicklungsspeed selbst nicht ganz geheuer.

Als das Red Bull-KTM-Team vor dreiJahren ankündigte, man werde in der MotoGP-Weltmeisterschaft 2017 mit einem Gitterrohrstahlrahmen und der hauseigenen WP Suspension antreten, rümpften einige Konkurrenten die Nase.

Denn Öhlins hat bei der Federelementen längst ein Monopol, selbst Showa und Kayaba konnten nicht mehr Fuß fassen. Und der Alu-Deltabox-Rahmen ist längst bei allen anderen Werken von Honda bis zu Aprilia Stand der Dinge, seit sogar Ducati den Stahlrahmen beiseite geräumt und danach in der Rossi-Ära 2011 mit dem Karbon-Monocoque Schiffbruch erlitten hatte.

Bei KTM zeichnet sich ab, dass auch der Stahlrahmen ein Mittel zum Erfolg sein könnte – zehn Jahre nachdem Ducati mit so einem Chassis-Konzept mit Casey Stoner in der MotoGP-WM triumphiert hatte.

Red Bull KTM-Teammanager Mike Leitner, bei Dani Pedrosa bis Ende 2014 neun Jahre lang Crew-Chief in der MotoGP-WM und deshalb auch ein erfahrener Techniker, will dem KTM-Konzept zum Durchbruch verhelfen.

Mike, über euren Stahlrahmen lächelt inzwischen niemand mehr. Kann dieses Konzept gegenüber der Alu-Übermacht sogar ein Vorteil sein?

Ob das ein Vorteil ist, kann man jetzt noch nicht beurteilen. Aber die Entwicklung, die wir mit den Rahmen in dieser Saison gemacht haben, die hätten wir vom Entwicklungsgeschwindigkeit her mit einem Alurahmen nicht machen können. In dieser Hinsicht ist der Stahlrahmen sicher ein Vorteil.

Wie weit wir am Ende von der Performance her kommen, das müssen wir schauen. Wir sind ja noch nicht ganz vorne...

Aber die KTM-Fahrer waren im September in den besten Fällen manchmal nur 0,2, 03 oder 0,5 sec hinter den Bestzeiten. Und das im ersten Jahr. Diesen Rückstand wird man doch mit dem Stahlrahmen noch ausmerzen können?

Das kann ich nicht sagen... Weil wir die Erfahrung nicht haben.

Aber wir haben keine Befürchtungen. Wir arbeiten daran, dass wir das Paket mit dem Stahlrahmen so gut wie möglich hinkriegen. Dann schauen wir, wo wir stehen – gegenüber der Konkurrenz mit den Alurahmen.

Beim Sepang-Test im Februar war mal zu hören, man habe schon die 18. Version des MotoGP-Stahlrahmens in Verwendung.

Naja, das wäre in etwas mehr als zwei Jahren seit dem Roll-Out unmöglich gewesen. Da müsste man zuerst festhalten, was man unter einer neuen Version versteht.

Sicher, wir haben immer kleine Änderungen vorgenommen. Da haben sich teilweise nur Laschen geändert. Wir haben ja bei null begonnen. Klar, werden dann immer wieder Modifikationen nötig.

Wie stark unterscheidet sich das aktuelle Chassis, das seit dem Aragon-GP gefahren wird, vom der Febraur-2017-Sepang-Version?

Ja, es hat sich das Konzept und vieles andere geändert.

In welchem Bereich wurde das Chassis geändert? Die Fahrer beklagten lange Zeit das mangelhafte Turning?

Genau.

Beim Bremsvermögen waren wir von Anfang an nicht schlecht dabei. Aber es hat einfach beim Turning gehapert. Und da hapert es auch jetzt noch.

Wo muss der Chassis-Designer den Hebel ansetzen, um das Turning zu verbessern?

Wir haben halt viel am Flex gearbeitet und überlegt: Wo findet die Verwindung im Rahmen statt? Habe ich sie in der Mitte des Rahmens, am Steuerkopf oder hinten bei der Aufnahme für die Schwinge?

In diesem Bereich haben wir viel Basisarbeit geleistet.

Du musst dann ein paar Komponenten bauen und bei den Tests abklären: «Was ist eine positive Richtung, die ich verstärkt verfolgen muss?» Und wenn das Ergebnis negativ ist, geht man in die andere Richtung. Das ist ein ganz normaler Prozess. Learning by doing.

Bisher scheint eine überwiegende Anzahl eurer Updates gut zu funktionieren. Es gab kaum Rückschläge?

Ja, bei Saisonmitte ist es teilweise wild zugegangen. Da haben wir viele Sachen gleichzeitig gemacht. Und es war kaum zu glauben...

Wir haben ein Update nach dem andern einfließen lassen, und das Motorrad ist immer besser geworden. Das war wirklich erstaunlich.

Was habt ihr da alles entwickelt?

Alles... Airbox, Rahmen, Schwingen, alles Mögliche. Und alles zusammen hat einen Fortschritt bewirkt, insgesamt haben sich diese Entwicklungsteile bewährt.

Natürlich haben sich vorher viele Techniker darüber Gedanken gemacht. Wir haben viele erfahrene Ingenieure, es denken in unserer Rennabteilung viele Leute nach.

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