Red Bull KTM: Bradley Smith muss sich steigern
Als das Red Bull KTM-Werksteam in der Osterwoche den privaten MotoGP-Test (auch Repsol-Honda, Bradl und Pramac-Ducati mit Petrucci waren dort) in Jerez nur mit Pol Espargaró und Testfahrer Mika Kallio absolvierte, kam der Verdacht auf, diese KTM-Formation könne auf eine Strafaktion gegen Bradley Smith hindeuten, der beim Katar-GP (Startplatz 20, Rang 18 im Rennen) hinter den Erwartungen geblieben war.
Doch Mike Leitner, Teammanager von Red Bull KTM, winkt ab. Es habe sich nicht um eine Strafaktion gegen Smith gehandelt, versichert der ehemalige 125-ccm-GP-Pilot, der zwei vierte GP-Ränge (Le Mans und Jarama 1987) vorzuweisen hat und bis Ende 2014 elf Jahre lang Crew-Chief bei Dani Pedrosa war. Vorher agierte er sieben Jahre lang im Stappert-Team bei Waldi als Mechaniker in der 125er-WM.
Mike, warum hat Bradley Smith im Gegensatz zu Espargaró und Kallio letzte Woche in Jerez nicht getestet?
Normal war dieser Test nur für das Testteam mit Mika Kallio geplant.
Aber da sich Pol Espargaró Ende Januar verletzt hat und er dann im Winter praktisch bei sieben von neun Testtagen ausgefallen ist, haben wir ihn nachträglich eingeladen.
?Insgesamt ist Pol 5,5 der neun IRTA-Testtage gefahren.
!Naja, beim Katar-Test anfangs März ist er zwar mitgefahren, aber das war knapp nach der Rückenoperation. Das war für ihn kein Test, da ist nur dahingesiecht und hat am zweiten Tag pausiert, weil die Schmerzen zu stark waren.
Das hat ihm nichts gebracht, außer dass wir ihn aufs Motorradl gesetzt haben. Deshalb haben wir ihn nachträglich für einen Tag nach Jerez geholt, darum er jetzt, wo er wieder fit ist, wieder die Möglichkeit hatte, einen Teil der verpassten Tests aufzuholen.
?Man muss also nicht befürchten, dass Smith einmal vorübergehend durch Mika Kallio ersetzt wird?
!Nein, ursprünglich waren weder der Pol noch der Bradley für diesen Test eingeplant. Aber da Pol jetzt wieder fit werden muss, war dieser Tag super für ihn.
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer macht aber kein Hehl daraus, dass er sich oft über Bradley Smith ärgert, weil er zu langsam in Fahrt kommt und nach schwachen Rundenzeiten seine Aussagen bei den Technikern wenig Gewicht haben. In Katar blieb Zarco 0,4 sec unter seiner Testzeit von den Tests, Smith fuhr im Quali 0,4 sec langsamer als bei den Tests zwei Wochen vorher. Wie ist das zu erklären?
Bradley hat in den ersten Rennrunden, als er zwischen Platz 11 und 13 gefahren ist, wirklich reingehalten. Das Problem bei ihm ist: Das müsste er vom ersten Training an machen. Das ist das, was die Spitzenleute wie Márquez tun. Sie drücken rein, fahren jede Runde am Limit, damit verbessert sich das Setting des Bikes. Bradley hat eine konservativere Arbeitsweise.
Es ist dann schade, wenn du erst im Rennen merkst, man hätte bei Set-up vielleicht dies und jenes noch ändern können. Dann wäre das Ergebnis besser ausgefallen.
Daraus wird Bradley jetzt gelernt haben. Wir haben ihm das auch im Team ganz klar mitgeteilt. Er muss sich selbst auch steigern.
Wir sind bei KTM die Letzten, die sagen, wir haben das ultimative Motorrad, mit dem er vorne mitfahren kann. Aber es ginge auf jeden Fall besser, als es Bradley momentan teilweise in den Trainings macht.
Verfolgt Bradley Smith zu sehr die Strategie und Mentalität von Tech3-Yamaha, als er in einem Privatteam war, das Feld nicht so dicht beisammen lag und man ihm Rennen aus aussichtsloser Position mitunter aufs Podest fahren konnte, was ihm zweimal gelungen ist? In einem Werksteam wird halt vom Fahrer mehr Risikofreudigkeit und Einsatz erwartet.
Der Bradley hat oft gute Ansätze, er verzichtet manchmal in einem Training auf einen neuen Reifensatz. Er schaut dann, dass er fürs Rennen arbeitet. Aber du kannst das nicht dauernd machen. In Doha hat er das übertrieben. Da ist er im Training oft zu lang mit zu alten und zu harten Reifen gefahren.
Dann kommen halt Informationen raus, die nicht zu 100 Prozent passen.
Ja, wie du sagst: Früher hat man dann das Qualifying gehabt, in dem man die bestmögliche Zeit für die Startaufstellung erzielt hat.
Heute musst du eigentlich in den drei freien Trainings immer performen. Dann schaffst du es vielleicht, dass du unter den Top-Ten bist und direkt ins Q2 kommst.
In dieser Hinsicht hat sich der MotoGP-Sport in den letzten zwei Jahren noch einmal stark verändert.
Pit Beirer bemängelt, dass Bradley oft zu viele Umleitungen geht. Er hat im September den Crew-Chief von Kallio bekommen; es gab dann bei ihm einige Lichtblicke. Aber jetzt fällt er gegen einen gesunden Pol Espargaró wieder zu deutlich ab?
Eines muss man jetzt schon deutlich festhalten. Nach einem Grand Prix kann man nicht vorhersagen, wie Bradley in dieser Saison performen wird.
Der Katar-GP ist jetzt mal nicht so gelaufen, wie er das wollte und wie wir uns das vorgestellt haben.
Jetzt müssen wir schauen, wie es bei den nächsten zwei Grand Prix weitergeht.
Ab Saisonmitte 2017 hat sich Bradley beständig gesteigert. Er ist damals ein paar gute Rennen gefahren, auch in Sepang im Regen.
Doha 2018 hat halt nicht gepasst. Ich würde Bradley deshalb nicht verdammen.
Sein Vorderreifen ist eingegangen.
Man hat es bei Zarco gesehen, der ist bis zur 18. Runde in Führung gelegen und dann als Achter ins Ziel gekommen.
Bradley war auf den Plätzen 10 und 11 und ist als 18. Ins Ziel gekommen. Er hat mit demselben Problem gekämpft wie Zarco.
Ich würde jetzt ganz normal weiterarbeiten und schauen, was wir machen können.
Vor einem Jahr war man mit Bradley Smith nachsichtig, er kam nach der schweren Knieverletzung von Oschersleben zu KTM. Aber jetzt ist er seit Assen 2017 verletzungsfrei.
Ja, fit ist er jetzt. Das ist kein Thema.
Was die Fitness betrifft, sind wir bei Pol mehr am Kämpfen. Aber beim Jerez-Test haben wir gesehen, dass auch Pol wieder auf dem richtigen Weg ist.
Pol Espargaró spürt keine Nachwirkungen mehr? Wird er in Las Termas 100-prozentig fit sein?
Naja, 100-prozentig fit bist du, wenn dir überhaupt nichts mehr weh tut.
Aber es geht auf jeden Fall viel besser als in Doha. Es geht bei ihm gut vorwärts.