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Stefan Bradl: «Ich wäre gern beim Texas-GP gefahren»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl auf der 2018-Honda RC213V beim Test in Jerez

Stefan Bradl auf der 2018-Honda RC213V beim Test in Jerez

Die Hoffnungen haben sich nicht erfüllt: Dani Pedrosa will in Texas selber fahren; HRC-Testfahrer Stefan Bradl wird nicht als Ersatzmann nach Austin geschickt.

Seit letzten Dienstag stand Stefan Bradl in den Startlöchern. Er sagte bei ServusTV die Mitwirkung an der TV-Übertragung von der Superbike-WM in Aragón ab und ließ sich von Andreas Meklau vertreten, der mit Walter Zipser kommentierte.

Danach wartete Stefan Bradl ungeduldig auf die Entscheidung von Repsol-Honda, HRC, Dani Pedrosa, Teamprinzipal Alberto Puig und Pedrosa-Manager Sete Gibernau.

Inzwischen stellte sich Stefan Bradl mental auf die Möglichkeit ein, erstmals seit dem Valencia-GP 2016 wieder ein MotoGP-Rennen zu bestreiten und erstmals seit dem Valencia-GP 2014 wieder mit einer Honda RC213V um die Wette fahren zu können.

Aber im Laufe des heutigen Tages zeichnete sich ab: Dani Pedrosa will sich zehn Tage nach seiner Radius-Operation am kommenden Freitag in Austin selber wieder in den Sattel schwingen.

«Es brannte mir unter den Fingernägeln, ich wäre gern in Texas gefahren», sagte Stefan Bradl nach der Entscheidung von Pedrosa. «Aber ich war mir bewusst, dass Dani nichts unversucht lassen wird. HRC entscheidet. Sie haben den Überblick und alle Informationen.»

Zum ersten Mal nach der Unterzeichnung des HRC-Testfahrervertrags war Stefan Bradl von 24. bis 26. Januar 2018 in Sepang mit der Honda unterwegs. Dort war sein rechtes Handgelenk nach zwei Operationen noch nicht schmerzfrei, deshalb fuhr er nur die 2017-Maschine. Der 36-jährige Japaner Hiroshi Aoyama testete dort die 2018-Honda, ehe von 28. bis 30. Januar die Stammfahrer von Repsol, LCR und Marc VDS ihren ersten IRTA-Test 2018 absolvierten.

«In Sepang spielten die Rundenzeiten bei mir noch keine Rolle», sagte Bradl später. «Deshalb haben wir auch kaum weiche Hinterreifen reingesteckt. Ich wollte rausfinden, wie stark ich das Handgelenk belasten kann; die Schmerzen wurden nach fünf, sechs Runden ziemlich stark.»

Der Bayer hatte seit 2014 keine MotoGP-Honda gesteuert. Seither fand die Umstellung auf die gegenläufige Kurbelwelle (für 2016) und auf den Big-Bang (2017) statt. War das 1000-ccm-V4-Rennmotorrad trotzdem wiederzuerkennen? «Es ist sicher noch eine Ähnlichkeit zu spüren und zu erkennen. Ich konnte mich schon noch an einige Sachen erinnern, die mir bekannt vorgekommen sind. Es ist kein komplett anderes Motorrad», berichtete Bradl.

Am 27./28. März testete Bradl in Jerez erstmals die 2018-MotoGP-Honda, tags zuvor waren Márquez und Pedrosa im Einsatz, um eine Abstimmung für den Jerez-GP (4. bis 6. Mai) zu finden.

Die gegnerischen Teams von Pramac-Ducati und Red Bull-KTM berichteten danach, Bradl sei mit 1:39,3 min eine recht passable Rundenzeit gefahren, er war damit über eine einzelne Runde schneller als Red Bull KTM-Testfahrer Mika Kallio. Von Márquez und Pedrosa wurden hohe 1:38er-Zeiten überliefert.

Wie früher bei Testfahrer Aoyama sieht auch Stefan Bradls HRC-Vertrag vor, dass er bei Verletzungen von HRC-Stammpiloten als Ersatzmann einspringt – wie Pirro bei Ducati, Guintoli bei Suzuki oder Kallio bei KTM.

Deshalb wartete Bradl tagelang gespannt, wie sich Dani Pedrosa entscheidet.

«Ich wollte fahren. Ich wollte es probieren, es kribbelte das ganze Wochenende in den Fingerspitzen», seufzte der Moto2-Weltmeister von 2011, der in der MotoGP-WM bisher einen Podestplatz erreicht hat – 2013 in Laguna Seca mit Platz 2 hinter Marc Márquez.

Auch wenn Bradls Karriere nach der Trennung von LCR nach der Saison 2014 viel von ihrem Schwung verloren hat, so hat der Zahlinger doch 47 Top-Ten-Plätze in der MotoGP vorzuweisen, er hat Erfahrung mit Honda, Yamaha und Aprilia und beendete die MotoGP-WM von 2012 bis 2014 dreimal in den Top-Ten.

Es wäre eine Ironie des Schicksals gewesen, wenn Stefan Bradl jetzt in Austin/Texas erstmals als Teamkollege auf Marc Márquez getroffen wäre, gegen den er 2011 verbissen um den Moto2-WM-Titel gekämpft hat. Bradl lag nach dem Sieg in Silverstone 2011 bereits 83 Punkte vor Márquez, doch in Motegi/Japan übernahm der Spanier die WM-Führung.

Nach drei Stürzen in Australien und Malaysia konnte Márquez die letzten zwei Grand Prix nicht bestreiten. Bradl gewann die WM nach vier Saisonsiegen mit 23 Punkten Vorsprung.

Stefan Bradl ist neben Jorge Lorenzo (2015) der einzige GP-Fahrer, der seit 2010 einen WM-Titelgewinn von Marc Márquez verhindert hat.

«Ich kann sagen, die Strecke in Austin taugt mir», stellte Stefan Bradl fest, der auf dem COTA zwischen 2013 und 2016 einen vierten, einen fünften und einen zehnten Platz errungen hat. «Gleichzeitig habe ich volles Verständnis für die Situation von Dani. Ich hätte an seiner Stelle auch nichts unversucht gelassen, um in Texas fahren zu können.»

Wäre Stefan Bradl jetzt verfügbar, wenn ihn Red Bull Honda für Assen (20. bis 22. April) als Ersatz für den verletzten Leon Camier auf die CBR 1000RR SP2-Fireblade anfragen würde? «Erstens glaube ich nicht, dass sie mich anfragen. Zweitens müsste ich zuerst bei HRC um Erlaubnis fragen, ob sie mich freigeben und ob ich da einspringen dürfte», erklärte Bradl, der in Assen mit Platz 6 im Vorjahr sein bestes SBK-Ergebnis erreichte.

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