Schuld? Pedrosas Abrechnung mit den FIM-Offiziellen
Dani Pedrosa spricht Klartext
Das Unglück geschah in Runde 17. Andrea Dovizioso verbremste sich, Jorge Lorenzo ging ebenfalls weit, zog dann aber nach innen – in die entstandene Lücke war aber bereits Dani Pedrosa hineingestoßen. Lorenzo und Pedrosa kollidierten. Während Pedrosa im hohen Bogen von seiner Honda katapultiert wurde, trieb es Lorenzo durch den Zusammenstoß nach außen, dort fuhr er dem unglücklichen Dovizioso das Vorderrad weg, alle drei endeten im Kiesbett.
«Am Ende war es ein Rennunfall, es ist ja nichts Schlimmes vorgefallen», meinte Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso mit etwas Abstand. «Deshalb sage ich auch nicht, dass Jorge und Dani bestraft werden müssen. Ich hätte 20 Punkte holen können, gehe aber mit null heim, obwohl ich keinen Fehler machte.»
Ob die FIM-MotoGP-Stewards bei so einem Vorfall eine Strafe aussprechen sollen oder gar müssen, wird hitzig diskutiert.
Dovizioso: «Nach Argentinien sagte uns die Rennleitung, dass sie zukünftig restriktiver sein würden. Was passierte rechtfertigt in meinen Augen aber keine Bestrafung, das wäre zu viel. In so einer Situation die richtige Entscheidung zutreffen, ist immer schwierig. Was die beiden gemacht haben, hat keine Grenze überschritten. Jorge und Dani zu bestrafen wäre nicht gut. Aber das kann man so und so sehen.»
«Ich hatte wieder einen schlimmen Sturz, dieser wurde als Rennunfall eingestuft», hielt Pedrosa fest. «Natürlich war es ein Rennunfall. Ich ging zur Race Direction, um ihre Entscheidung zu verstehen. In Argentinien wurde der Zusammenstoß von Márquez und Rossi nicht als Rennunfall eingestuft, aber der Zusammenstoß von Zarco mit mir. Nach dem Fehler von Zarco richtete ich das Motorrad auf, um ihm etwas Platz zu geben, hatte einen Highsider und landete im Krankenhaus. Dieses Mal hat mich Lorenzo vielleicht nicht gesehen, hat nicht geschaut oder mich dort nicht erwartet. Aber er richtete das Motorrad nicht auf und wir stürzten. Ich hatte erneut einen Highsider und es wurde wieder als Rennunfall eingestuft. Ich will endlich verstehen, worum es geht und wie sie Situationen beurteilen.»
Der Spanier weiter: «Man kann das nicht einfach so stehen lassen. Viele andere Rennfahrer schauen uns zu, sie nehmen uns zum Vorbild. Das war ein Dreier-Sturz, so einen hatte ich noch nie. Also fragte ich die Race Direction, wie sie den Sturz beurteilen. Ich legte ihnen dar: Ich war innen, auf der korrekten Linie. Lorenzo war außen und fuhr nach einem Fehler zurück auf die Ideallinie. Wer hat Vorfahrt? Der Fahrer innen auf der richtigen Linie, oder der Fahrer außen? Sie sagten mir, der Fahrer innen. Wessen Fehler war es dann, fragte ich. Und bekam als Antwort, dass sie ihre Entscheidung bereits gefällt hätten. Sie sagten mir, wenn ich mit ihrer Entscheidung nicht einverstanden wäre, was ich nicht bin, dann könnte ich einen Protest einreichen. Damit würde ich aber wollen, dass Jorge bestraft wird, weil ich mit der Entscheidung nicht einverstanden bin. Ich will aber nicht, dass Jorge bestraft wird, sondern dass sie verstehen, was auf der Rennstrecke los ist. Sie verstehen es nicht – vor allem, weil sie manchmal nicht hinsehen.»
«Obwohl ich kaum laufen konnte, ging ich zur Race Direction. Herr Mike Webb wollte an diesem Meeting nicht teilnehmen, obwohl er im Raum nebenan war. Ich verdiene etwas mehr Respekt. Ich bin nicht wütend, aber enttäuscht. Sie schieben die Verantwortung auf die Fahrer ab. Würde ich Protest einreichen, würde das so aussehen, als würde ich gegen Jorge gehen. Aber nein, ich wehre mich gegen ihre Entscheidung – das ist ein Unterschied.»
Um Klarheit bei den Begrifflichkeiten zu schaffen, die Rennfahrer gerne durcheinanderwerfen: Die Höhe der Strafen wird von den FIM-MotoGP-Stewards und nicht von der Race Direction festgelegt. Mike Webb sitzt in der Race Direction und agiert zugleich als MotoGP-Steward. Er teilt sich diese Verantwortung mit FIM-Chief-Steward Bill Cumbow, der bei jedem Rennen anwesend ist und mit einem weiteren FIM-Steward. Der dritte Steward wird abwechselnd eingesetzt, regelmäßig kommt der deutsche Ex-Seitenwagen-GP-Sieger Ralph Bohnhorst zum Einsatz. Insgesamt gibt es sechs Stewards, die nach dem Rotationsprinzip den dritten Platz in diesem Gremium einnehmen.
In der Sicherheitskommission wurde von vielen Fahrern zum Ausdruck gebracht, dass sie gerne immer einen ehemaligen Rennfahrer wie Bohnhorst unter den MotoGP-Stewards hätten. Wirst du nach diesem Vorfall dieses Thema erneut auf den Tisch bringen?
Pedrosa: «Ich habe sehr genau erklärt, was passiert ist. Mehr kann ich nicht tun. Würde ich weiter gehen, wäre das zu viel. Ich hatte zwei Highsider und landete im Krankenhaus. Niemand fragte mich in Argentinien, was passiert ist. Niemand kam in Jerez zu Jorge oder mir und fragte, was los war. Trotzdem fällten sie eine Entscheidung. Und wie gesagt: Webb wollte nicht mal an dem Treffen teilnehmen.»