Überraschung: Folger zu Yamaha? Pedrosa zu KTM?
Dani Pedrosa mit Valentino Rossi
Die MotoGP-Hersteller Ducati und KTM haben es vorgemacht, Honda und Suzuki haben es in der Saison 2018 nachgemacht – und in Europa ein stattliches Testteam stationiert.
Für die Japaner ist das natürlich mit viel mehr Kosten, Logistik und Aufwand verbunden als für einen europäischen Hersteller.?
KTM-Teammanager Mike Leitner beziffert die Kosten für ein renommiertes Testteam mit 1,5 Millionen Euro pro Saison.
«Aber bei uns sitzt der Testfahrer auch 30 bis 35 Tage im Jahr auf dem Motorrad», betont KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer.
Das Movistar-Yamaha-Werksteam hat sich jetzt ebenfalls zur Gründung eines MotoGP-Testteams entschlossen. «Wir haben ausgezeichnete Fahrerkandidaten», stellte Renndirektor Lin Jarvis fest.
Wenn man sich an die Aussagen von Valentino Rossi beim Sachsenring-GP erinnert, kann man sich den Namen des Nummer-1-Kandidaten zusammenreimen. Rossi lobte im Juli nach seinem zweiten Platz beim deutschen WM-Lauf Jonas Folger und teilte mit, er habe sich an den sauberen zweiten Platz des Deutschen von 2017 erinnert, die Daten und das Videomaterial studiert. «Eigentlich müsste ich Jonas meinen Pokal geben», stellte Rossi fest.
Folger hatte schon 2017 in seiner Rookie-Saison bei Tech3-Yamaha Testaufgaben bei den Grand Prix übernommen, weil Yamaha kein Testteam hatte und Nakasuga mit 37 Jahren überfordert war, zu langsam wie auch Landsmann Nozane.
Falls sich Jonas Folger keine MotoGP-Testsaison zutraut, obwohl er am Wochenende auf dem Pannoniaring schneller war als Marcel Schrötter, könnte Bradley Smith bei Yamaha als Testfahrer zum Zug kommen.
Eine Überraschung scheint sich bei Red Bull-KTM anzubahnen. Nach der schweren Knieverletzung von Testfahrer Mika Kallio muss sich KTM eventuell um Ersatz umschauen. Und da scheint Bradley Smith nicht unbedingt erste Wahl zu sein.
Aus Spanien ist zu hören, dass sich Dani Pedrosa für die Rolle des Testfahrers bei KTM interessiert.
Überraschend wäre das nicht. Die langjährige enge Connection zu Red Bull und zu KTM-Teammanager Mike Leitner, der bei Honda bis Ende 2014 elf Jahre lang als Crew-Chief für Pedrosa gearbeitet hat, ist vorhanden.
Dani Pedrosa hält sich bedeckt, was seine Zukunftspläne betrifft. Aber sein Verhältnis zu Repsol-Honda-Teamprinzipal Puig und HRC ist nicht so gut, wie es nach der Verpflichtung von Jorge Lorenzo gern dargestellt wurde.
Pedrosa tat so, als sei die Trennung von ihm ausgegangen, als sei sie schon vor zwei Jahren vereinbart worden.
Aber der Spanier unternahm nach der Verletzung von Argentinien alles, um in Texas wieder fahren und endlich ein Topresultat erreichen zu können, zu einem Zeitpunkt, als bei HRC jede Woche ein anderer Fahrername als Pedrosa-Nachfolger für 2019 durch die Medien geisterte – von Zarco über Miller bis zu Dovizioso und Rins.
Dani Pedrosa hat das Angebot von SIC Petronas-Yamaha für 2019 abgelehnt. Seine Begründung: «Ich will in der MotoGP nicht mehr mit der bisherigen Intensität tätig sein.»
Eine Aufgabe als Testfahrer wäre mit weniger Intensität verbunden.
Mike Leitner macht aus seiner Bewunderung für Dani Pedrosa kein Geheimnis. «Wenn man Dani als Fahrer haben könnte, kann keiner beleidigt sein», sagte er schon im Frühjahr. «Das wäre sicher eine reizvolle Lösung. Er gehört zu den Toppiloten in dieser Klasse; das ist 100-prozentig sicher. Es gibt keinen Fahrer, der seit 13 Jahren immer mindestens ein MotoGP-Rennen im Jahr gewonnen hat.»
Einziger Nachteil: Manche Teamchefs sagen, Dani Pedrosa sei wegen seines Körperbaus «out of the range», er könne kein Rennmotorrad für größere, schwerere Fahrer entwickeln.
Dafür würde er jede Menge Know-how von Honda mitbringen.
Übrigens: Sogar Aprilia denkt jetzt an die Bildung eines Testteams, das seinen Namen verdient. Möglicher Testfahrer-Kandidat: Scott Redding.