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Klaus Nöhles (HRC): «Riesige Freude mit Stefan Bradl»

Von Günther Wiesinger
Klaus Nöhles mit Stefan Bradl in Jerez

Klaus Nöhles mit Stefan Bradl in Jerez

Teilzeit-Rennfahrer Stefan Bradl übertraf mit Platz 10 beim Jerez-GP die Erwartungen. Sein Crew-Chief Klaus Nöhles hofft jetzt auf weitere Glanztaten in Brünn und Aragón.

Stefan Bradl überzeugte bei seinem Wildcard-Einsatz für das Team HRC mit dem 14. Startplatz und dem unerwarteten zehnten Platz im Rennen. Dazu glänzte er im FP2 am Freitag mit der siebtbesten Zeit – nur 0,464 Sekunden hinter Spitzenreiter Danilo Petrucci. «Dabei war das nicht einmal eine Zeitattacke, das war eher ein Evaluieren der Reifen», stellte Bradls deutscher Crew-Chief Klaus Nöhles fest.

«Denn Michelin hat die Reifen gegenüber unseren Testfahrten wieder leicht geändert. Deshalb mussten wir die Zeiten von den Tests rückbestätigen. Ich war sehr glücklich, dass Stefan seine beste Freitagzeit auf Rennreifen fahren konnte», ergänzte Nöhles.

Der ehemalige 125- und 250-ccm-GP-Pilot Nöhles zeigte sich mit seinem Schützling zufrieden. Es machte sich bezahlt, dass Bradl in diesem Jahr schon bei elf Testtagen zum ersten Renneinsatz kam und deshalb mit der Werks-Honda tadellos vertraut war.

«Ich habe mich riesig gefreut, als Stefan im freien FP2-Training vorübergehend sogar an dritter Stelle lag und wieder einmal zeigen konnte, dass er bei der Musik mit dabei ist», erklärte Nöhles. «Ganz ehrlich, von den Rundenzeiten her war es das, was wir uns nach den Testfahrten hier erwarten konnten. Ich bin einfach froh, dass Stefan das auch beim Grand Prix abrufen konnte. Es ist keine Selbstverständlichkeit, so eine Leistung auch am GP-Wochenende umzusetzen und dabei ruhig zu bleiben.»

Bradl legte schon bei den privaten HRC-Tests im März in Jerez eine Rennpace mit tiefen 1:38er-Zeiten vor. Im Quali gelang ihm dann mit 1:37,406 min seine bisher beste Jerez-Rundenzeit.

Das HRC-Testteam ist im zweiten Bestandsjahr personell vollzählig. Man sieht in der Bradl-Box etliche bekannte Gesichter, etliche Techniker, die bei Repsol oder Kawasaki und so weiter tätig waren.

Nöhles: «Wir haben lauter Mechaniker, die wissen, worum es geht, außerdem haben wir bei den Mechanikern eine größere Konstanz. 2018 stiessen immer wieder Techniker aus Japan neu dazu. Wir können uns als Team jetzt mehr entwickeln als im Vorjahr, das kommt mir entgegen, weil ich nicht mehr so stark darauf achten muss, wer in meiner Mannschaft was macht. Ich kann mich mehr auf meine Aufgabe konzentrieren. Bei der Auswahl der Crew habe ich einen gewissen Einfluss gehabt. Aber in Kooperation mit Honda.»

Was hat Nöhles vor dem Jerez-GP erwartet? «Ich bin immer lieber realistisch und habe gesagt, Punkte würden mich zufriedenstellen. Denn ich weiß, wie hart die Competition in der MotoGP ist. Die anderen Jungs haben einfach mehr Erfahrung, was Renndistanzen angeht. Ich wäre für Punkte dankbar gewesen. Ich wusste aber auch: Wenn alles gut zusammenpasst, können wir in die Top-Ten fahren. Weiter vorne wird es aber eng. Trotzdem haben wir uns nach dem Freitag-Training sogar auf das Q2 vorbereitet. Wir mussten halt den Kompromiss finden. Wir mussten die geplanten Tests für HRC durchführen; gleichzeitig wollte ich Stefan die Möglichkeit geben zu zeigen, was er wirklich kann.»

Bedauert Nöhles, dass Bradl seit zwei Jahren keinen Stammfahrer-Vertrag hat? «Ja, das muss ich schon sagen. Aus Fahrersicht wird es ihn wahrscheinlich auch wurmen. Ich würde mir wünschen, mit ihm eine komplette MotoGP-Saison durchzufahren. Das wäre ein Traum. Es wäre für mich interessante, Richtung Race-Performance-Engineering zu gehen statt des Testjobs, den wir jetzt machen. Aber einen Platz als Stammfahrer zu kriegen, ist schwierig für Stefan, denke ich.»

Bradl wird im Juni in Brünn testen, dort wird er am 4. August auch seinen zweiten Wildcard-Einsatz abwickeln. Nöhles: «Bisher ist Brünn nicht bestätigt, aber wir haben angesucht. Für einen dritten GP-Start sind wir mit HRC im Gespräch und am Verhandeln. Es hängt auch davon ab, wie es bei uns läuft. Aragón wäre für Stefan die favorisierte Rennstrecke. Das wäre auch naheliegend, denn das liegt nahe bei unserem Workshop bei Barcelona. Das wäre ein sinnvoller Grand Prix. Anderseits wäre auch Motegi in Japan schön, aber das ist von den Kosten her wieder eine ganz andere Hausnummer. Wir müssen schauen, wie sich die Situation entwickeln.»„

Bei den Grand Prix ohne Bradl agiert Nöhles als Kundendienst-Techniker für HRC, er kümmert sich um die Ersatzverteilversorgung  für die MotoGP-Teams. «Ich bin daher zwischen den Rennen zuhause auch vermehrt für die Organsisation des Testteams zuständig; da geht es im Streckenbuchungen und so weiter. Ich bin auch eine Art Testteam-Koordinator.»

WM-Stand nach 4 von 19 Rennen:

1. Márquez 70. 2. Rins 69. 3. Dovizioso 67. 4. Rossi 61. 5. Petrucci 41. 6. Viñales 30. 7. Miller 29. 8. Nakagami 29. 9. Crutchlow 27. 10. Morbidelli 25. 11. Pol Espargaró 21. 12. Aleix Espargaró 18. 13. Quartararo 17. 14. Lorenzo 11. 15. Bagnaia 9.

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