Carmelo Ezpeleta: Bleiben alle 6 MotoGP-Werke dabei?
Andrea Dovizioso heute in Jerez: Ducati hat in der WM langfristige Ziele
Als im März die Coronakrise über die Welt hereinbrach, konnte niemand so richtig abschätzen, ob 2020 noch eine MotoGP-Saison stattfinden und wann sie beginnen könnte. Der Dorna-Krisenstab musste sich mit vielen erdenklichen Szenarien befassen. Auch ein Worst-Case-Szenario mit keinem einzigen MotoGP-Event musste erörtert werden, als ein Land nach dem anderen einen Shutdown verordnete, die Teams mit dem Schlimmsten rechneten und die Weltwirtschaft ins Trudeln kam.
Deshalb ist jetzt beim Re-Start in Jerez überall die Erleichterung zu spüren. Die Dorna hat einen respektablen Kalender mit 13 Rennen vorgelegt, er beinhaltet zwar fünf Doppel-Events und sieben von 13 Rennen in Spanien, aber im April hat niemand mehr mit einen Neustart der Saison Mitte Juli gerechnet und auch nicht mit mehr als zehn Rennen. Denn damals schien es unwahrscheinlich, dass 1600 Personen im Paddock erlaubt sein würden, es gab nicht genug Virustests für Menschen ohne Symptome, die Grenzen waren geschlossen, Reiseverwarnungen und Flugverbote beherrschten die Welt.
Doch inzwischen hat die sich Situation verbessert. Die Dorna Sports S.L. konnte Plan A mit 13 geplanten Events in Europa durchsetzen. Die anderen Konzepte wurden verworfen.
Plan B bedeutete: Zehn Grand Prix auf drei Strecken.
Plan C bedeutete: Sechs Grand Prix auf einer Strecke.
Zwischendurch war überlegt und vorgeschlagen worden, bei Zeitknappheit sogar von Freitag bis Sonntag und dann gleich wieder am Dienstag und Mittwoch auf derselben GP-Strecke zu fahren.
Doch die TV-Stationen konnten an den Wochentagen keine Sendestrecken anbieten, und tagsüber wären bei den Live-Übertragungen sowieso kaum Zuschauer vor den Bildschirmen gesessen. Deshalb wurde entschieden, jeweils an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden zu fahren.
MotoGP: Kosten wurden gesenkt
Namhafte Wirtschaftsforscher rechnen im Euroraum wegen Corona und des Shutdowns mit einem Rückgang der Konjunktur um ca. 7 Prozent.
Deshalb fürchten etliche GP-Teams einen Rückgang bei den Sponsor-Einnahmen. Um die Kosten zu senken, bleiben in allen drei GP-Klassen die 2020-Bikes auch für 2021 homologiert, die technische Entwicklung wird eingefroren.
«Wir müssen in der Moto2-WM für zwei Fahrer für 2021 mit zwei statt drei Millionen Budget planen», sagt Liqui Moly-Intact-GP-Teammanager Jürgen Lingg.
In der Wirtschaftskrise von 2008 und 2009 zogen sich zuerst Kawasaki und dann Suzuki aus der MotoGP-WM zurück. Könnte auch jetzt ein Rückzug eines der sechs Werke in der MotoGP drohen?
«Im Moment zeichnete sich nichts dergleichen ab. Ich hoffe, dass das nicht passiert», räumte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta gegenüber SPEEDWEEK.com ein. «Bisher gibt es dafür kein Anzeichen. Aber so ein Szenario kann in unserem Geschäft jederzeit passieren. Wir müssen darauf vorbereitet sein. Aber ich wiederhole: Bisher haben uns keine Signale erreicht.»
Seit der Wirtschaftskrise 2008 wurden die Kosten in der «premier class» durch mehrere Entscheidungen gesenkt: Die für die Teams kostenlosen Einheitsreifen und die von der Dorna finanzierte Einheits-ECU trugen dazu bei, die Reduktion der erlaubten Testtage ebenfalls. Außerdem wurden die Leasinggebühren für die MotoGP-Kundenteams bei 2,2 Millionen Euro pro Fahrer und Saison gedeckelt. Die Dorna entschädigt aber jedes private MotoGP-Team mit 2,5 Millionen im Jahr. Durch diese Maßnahmen konnte die Teams den Rückzug der Zigarettensponsoren von Marlboro über Gauloises bis zu Chesterfield, West und Camel wegen des Tabakwerbeverbots gut verkraften.