Fabio Quartararo (Yamaha): «Situation bleibt gleich»
Weil er daheim nicht richtig feiern durfte, ließ es Fabio Quartararo in Jerez krachen
Man stelle sich vor, man erreicht die bislang größten Erfolge seiner Karriere und darf nicht einmal von der eigenen Familie richtig beglückwunscht werden. Die Corona-Pandemie macht es möglich. Davon betroffen: MotoGP-Shootingstar Fabio Quartararo. Der Sieger der beiden Auftaktrennen in Jerez sagt über seine zwischenzeitliche Rückkehr in seine französische Heimat: «Es war komisch. Ich kam nach Hause und habe fast niemanden gesehen. Nicht einmal meine Mama durfte mir einen Kuss geben, um mich zu beglückwünschen.» Und dann kam auch noch der erste positive Corona-Test in der Formel 1. «Das hat mir ein bisschen Angst gemacht», sagt Quartararo, der bis zur Ankunft in Brünn vorsichtig war.
Die Angst wird aber vermutlich schnell verschwinden, wenn der WM-Spitzenreiter wieder auf seiner Yamaha M1 sitzt. Zumal er mit Selbstvertrauen anreist, schließlich hat er die maximale Punktausbeute von 50 Zählern eingesackt. Ob er aber auch im dritten Rennen des Jahres am Ende von ganz oben grüßen wird? Quartararo meint: «Jerez hat unserer Yamaha ein bisschen besser gelegen. Für mich ist die Yamaha aber auf jeder Strecke gut. Hier gibt es viele Geraden, bei denen es den Berg hinaufgeht, aber es gibt auch viele Kurven. Vielleicht fehlt uns ein wenig die Power, aber ich denke, auch damit kommen wir zurecht.»
Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Weltmeister Marc Márquez rutscht Quartararo automatisch in die Favoritenrolle, wenn er in diesem Kreis nicht ohnehin schon war. Für den Schützling des Petronas Yamaha SRT-Teams ändert sich durch die Abwesenheit des Honda-Fahrers aber wenig: «Die Situation hat sich nicht verändert. Wir sind in Jerez gestartet und waren fit. Unser Sport ist riskant und wir können uns in jedem Rennen verletzen. Wir müssen kämpfen und haben unsere Arbeitsweise nicht verändert, nur weil Marc nicht da ist und an die WM denke ich auch noch nicht.»
Während der Pilot aus Nizza in der Moto2-Klasse noch Probleme hatte und sich 2018 nach dem 28. Platz in Argentinien fragte, was er in der WM überhaupt zu suchen habe, kam er in der Königsklasse auf Anhieb viel besser zurecht. Die Gründe erklärt er: «Als ich in die MotoGP-WM kam, fühlte ich mich sofort wohl. Hier wird professionell gearbeitet und ich wurde super unterstützt. Mein Crew-Chief hat mir enorm geholfen und mir Tipps gegeben. Wir haben uns stetig verbessert und ich habe mich schnell angepasst. Es ist eine Kombination aus vielen Faktoren.»
Ganz nebenbei könnte Quartararo sich übrigens auch noch einen Eintrag in den Geschichtsbüchern sichern. Sollte er den dritten Erfolg im dritten Rennen einfahren, würde er es Kenny Roberts gleichmachen. Quartararo wäre dann der erste Yamaha-Pilot nach Roberts, dem dieses Kunststück 1980 (Misano, Jarama und Paul Ricard) gelang. Der Amerikaner wurde anschließend auch 500er-Weltmeister. Das interessiert «El Diablo» aber nicht. Er sagt: «Das ist für mich nicht wichtig. Ich möchte mein Bestes geben und mir die Möglichkeit schaffen, am Sonntag zu gewinnen.»
Chancenlos ist der zukünftige Yamaha-Werksfaher ganz sicher nicht und dann würde sich eben den Platz im Geschichtsbuch trotzdem sichern. Gratulieren dürfte die Mama daheim dann aber wohl immer noch nicht.
WM-Stand nach 2 von 14 Rennen:
1. Quartararo, 50 Punkte. 2. Viñales 40. 3. Dovizioso 26. 4. Nakagami 19. 5. Pol Espargaró 19. 6. Rossi 16. 7. Miller 13. 8. Alex Márquez 12. 9. Zarco 12. 10. Morbidelli 11. 11. Mir 11. 12. Bagnaia 9. 13. Oliveira 8. 14. Petrucci 7. 15. Rabat 7. 16. Rins 6. 17. Smith 5. 18. Binder 3. 19. Crutchlow 3.
Konstrukteurs-WM nach 2 von 14 Rennen:
1. Yamaha 50. 2. Ducati 26. 3. Honda 19. 4. KTM 19. 5. Suzuki 11. 6. Aprilia 5.