Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Rätsel um Yamaha: Rückfall wegen weniger Drehzahl?

Von Günther Wiesinger
Maverick Viñales: Er hat keinen neuen Motor mehr in Reserve

Maverick Viñales: Er hat keinen neuen Motor mehr in Reserve

Sind die nicht gerade überragenden Leistungen der Yamaha-Asse in Brünn und Jerez auf eine verringerte Drehzahl zurückzuführen, um weitere Motorschäden zu verhindern? Die anderen Hersteller spielen auf Zeit.

Seit den beiden Jerez-GP vom 19. und 26. Juli ist offenkundig, dass Yamaha Probleme mit der Standfestigkeit der neuen 1000-ccm-Reihenvierzylinder-MotoGP-Motoren hat. Bei Rossi ging ein Motor im Rennen zum Spanien-GP kaputt, bei Viñales einer im FP3 beim Andalusien-GP. Bei Morbidelli streikte das Triebwerk im zweiten Rennen am 26. Juli. Deshalb hatte Viñales in Brünn schon den fünften von fünf erlaubten Motoren in Betrieb, die andern drei Yamaha-Fahrer den vierten, auch WM-Leader und Jerez-Doppelsieger Fabio Quartararo.

Die Yamaha-Ingenieure untersuchten die defekten Motoren, die aus der Allocation genommen wurden, im Werk in Hamamatsu/Japan und identifizierten ein fehlerhaftes Motorteil als Übeltäter und Auslöser der Defekte.

Jetzt müsste das Hersteller-Bündnis MSMA zustimmen, dass Yamaha auch die versiegelten restlichen Motoren öffnen und das Teil ersetzen kann, sonst könnten weitere Motorschäden drohen.
Klare Bedingung laut Gesetz: Das neue Teil darf nicht zu einer Leistungssteigerung führen.

Die Rivalen wie Ducati, Honda und KTM spielen aber auf Zeit und wollen ihre Zusage so lange wie möglich hinauszögern, wohl in der Hoffnung, dass in der Zwischenzeit weitere Yamaha-Motoren den Geist aufgeben.

Bei der Konkurrenz ist die Bereitwilligkeit für ein Zugeständnis nicht besonders groß. «Eigentlich darf bei verplombten Motoren nichts mehr getauscht werden. Die Sicherheit ist in diesem Fall kein Thema», lautet die Ansicht von KTM Race Manager Mike Leitner.

«Die MSMA-Vorschriften besagen, man muss bei der Motoren-Homologation die bestmögliche Arbeit abliefern», hält Ducati-Sportrdirektor Paolo Ciabatti gegenüber SPEEDWEEK.com fest,. «Wenn man die Motoren versiegeln lässt, sollte man überzeugt sein, dass die Zuverlässigkeit und die Performance stimmt. Aber es kann passieren, dass irgendwie in der Lieferkette ein mangelhaftes Motorteil erzeugt wird. Ich kenne das Problem von Yamaha nicht. Aber das Reglement ist sehr simpel: Wenn es um die Zuverlässigkeit geht und wenn den andereb MSMA-Mitgliedern nachgewiesen werden kann, dass dieser Tausch oder dieses Update erlaubt werden sollte, dann wird zugestimmt. Aber ganz sicher muss die Ursache mit der Zuverlässigkeit in Zusammenhang stehen und nicht mit einer Erhöhung der Motorleistung. Außerdem müssen die Zusammenhänge sehr klar auf den Tisch gelegt werden. Es müssen alle Hintergründe deutlich gezeigt werden.»

In der Moto3-WM sind solche Teilewechsel in der Vergangenheit bei Mahindra, Peugeot, Honda und Yamaha schon gestattet worden. Es ging um Ventilfedern und Getrieberäder.

Ciabatti betont, die Situation in der MotoGP stelle sich ganz anders dar. «Es geht um eine delikate Angelegenheit. Denn Quartararo führt vor Viñales und Morbidelli in der Meisterschaft, und offenbar sind bei allen Yamaha-Fahrern seit dem zweiten Grand Prix die Motoren knapp. Die anderen Herstellen müssen ein klares Verständnis davon bekommen, was das Problem verursacht. Dann kann eine Entscheidung getroffen werden.»

Nach dem Hattrick in Jerez-2 (Quartararo vor Viñales und Rossi) hatte jedoch Quartararo im Rennen von Brünn keine Siegchance, auch Rossi (5.) und Viñales (14.) kamen nie für das Podest in Frage.

Schon vor Brünn kam die Vermutung auf, Yamaha müsse die Drehzahl verringern, um keine weiteren Motorschäden zu riskieren.
Dass ausgerechnet Franco Morbidelli plötzlich in Brünn so schnell war, könnte damit zu tun haben, dass er keine echte 2020-Werksmasschine hast, sondern eine Mischung aus 2019-spec und 2020-spec.

Auch heute in Spielberg spielten die Yamaha-Asse keine überragende Rolle, deshalb kam wieder der Verdacht auf, die Japaner hätten die Drehzahl reduziert. Die Fahrer haben auf entsprechende Fragen der Journalisten sehr ausweichende Antworten.

MotoGP Technical Director Danny Aldridge versichert, die MSMA bisher keinen Antrag auf Öffnung der Yamaha-Motoren und zum Tausch eines Motorteils eingebracht oder die Pläne von Yamaha befürwortet. «Bisher nicht», erklärte Aldridge heute gegenüber SPEEDWEEK.com.

Yamaha hat jedoch dieses Ansinnen bereits an die zuständigen Funktionäre gerichtet. Das japanische Werk möchte alle gebrauchten Motoren, die seit Jerez-1 nicht mehr eingesetzt wurden, aber schon verplombt sind, öffnen lassen, um die schadhafte Komponente zu ersetzen, ist bei Yamaha zu hören. Die Japaner machen Sicherheitsmotive geltend. Wahrscheinlich weil bei einem Motorschaden Öl austreten könnte. Jetzt sind die MSMA-Mitglieder am Zug.

Doch auch Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti fordert mehr Informationen zum fehlerhaften Teil, es geht um mehr Transparenz von Seiten von Yamaha, ehe eventuell zugestimmt wird. Die Einigung könnte mindestens bis nach dem zweiten Spielberg-GP vom 23. August dauern.

«Immerhin geht es um das führende WM-Team», sagte der Italiener zu SPEEDWEEK.com.

Falls die Yamaha-Piloten nicht mit den erlaubten fünf Triebwerken über die 14 Grand Prix kommen, werden empfindliche Strafen fällig.
«Wenn wir bei einem Fahrer einen sechsten Motor brauchen sollten, dann können wir zwischen zwei möglichen Szenarien auswählen. Entweder lassen wir den Fahrer dann von der Boxengasse starten, er darf dann erst fünf Sekunden nach dem Erlöschen des grünen Lichts wegfahren. Die andere Möglichkeit: Du beginnst das Rennen vom Startplatz, aber du musst dann einen ‚ride through’-Penalty absolvieren. Wir glauben jedoch, dass wir nicht in diese Situation kommen werden.»

Yamaha wird die MotoGP-Piloten auf keinen Fall mit Motoren auf die Strecke schicken, die am Ende ihrer Lebenszeit angelangt sind. «Wir werden unser Problem lösen und sind stark damit beschäftigt», versicherte Lin Jarvis, der Managing Director von Yamaha Motor Racing.

WM-Stand nach 3 von 14 Rennen:

1.Quartararo, 59 Punkte. 2. Viñales 42. 3. Morbidelli 31. 4. Dovizioso 31. 5. Binder 28. 6. Zarco 28. 7. Rossi 27. 8. Nakagami 27. 9. Miller 20. 10. Rins 19. 11. Pol Espargaró 19. 12. Oliveira 18. 13. Alex Márquez 13. 14. Mir 11. 15. Petrucci 11. 16. Bagnaia 9. 17. Rabat 7. 18. Aleix Espargaró 6. 19. Crutchlow 6. 20. Smith 5.

Konstrukteurs-WM nach 3 von 14 Rennen:

1. Yamaha 70. 2. KTM 44. 3. Ducati 42. 4. Honda 27. 5. Suzuki 24. 6. Aprilia 11.

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