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Pol Espargaró (KTM): Geschockt von den Kommentaren

Von Nora Lantschner
Der Österreich-GP von Miguel Oliveira und Pol Espargaró endete im Kiesbett

Der Österreich-GP von Miguel Oliveira und Pol Espargaró endete im Kiesbett

Red Bull-KTM-Star Pol Espargaró nimmt vor dem Steiermark-GP zu den Aussagen seines Markenkollegen Miguel Oliveira Stellung. Die harten Reaktionen in den sozialen Netzwerken überraschten den Spanier.

Pol Espargaró bekommt am Sonntag noch eine Chance, auf dem Red Bull Ring als Red Bull-KTM-Werksfahrer endlich einen Erfolg einzufahren. Denn ausgerechnet beim KTM-Heimspiel blieb er auf der RC16 seit 2017 bisher ohne Punkte. «Ich freue mich wirklich, wieder auf die Strecke zu gehen, die ich das Wochenende über so genossen habe. Wenn man sich immer im Spitzenfeld der Rangliste wiederfindet, fühlt sich das natürlich sehr gut an. Das kurze erste Rennen habe ich genossen. Ich will wieder in der Situation sein und die Möglichkeit haben, um den Sieg zu kämpfen», gab sich der 29-jährige Spanier entschlossen, nachdem ihn am vergangenen Sonntag die rote Flagge um die Siegchance gebracht hatte und er anschließend nach dem Re-Start sogar mit Miguel Oliveira kollidiert war.

Vor allem auf den sozialen Netzwerken musste Pol Espargaró wegen des Vorfalls in den vergangenen Tagen teils heftige Kritik einstecken. «Ich war etwas überrascht, wie viel die Leute über Motorräder wissen und wie leichtfertig sie über Dinge sprechen, über die sie nicht exakt Bescheid wissen. Das hat mich überrascht, denn wenn ich über etwas spreche, dann versuche ich wenigstens informiert zu sein», seufzte der Spanier. «Miguel hat sich beklagt – und dann wird automatisch davon ausgegangen, dass der andere Schuld hat. Statt zu überlegen, dass der andere vielleicht nicht gegen einen Markenkollegen kämpfen will, was das Intelligenteste wäre. Denn das Erste, was du in der MotoGP-Welt lernst: Du sollst dich nicht mit deinem Teamkollegen anlegen. Das gibt ein sehr schlechtes Bild ab. Abgesehen davon habe ich nach dem Sturz mit ihm gesprochen. Wir haben uns ausgesprochen und darauf geeinigt, dass es ein Rennunfall war. Danach habe ich aber viele Dinge gesehen, seine Kommentare und jene von Journalisten, die nicht Bescheid wussten. Ich war etwas frustriert, weil keiner die Situation kennt, keiner die Daten gesehen hat oder mich danach gefragt hat, was auf technischer Seite passiert ist.»

Auslöser für die Diskussionen war vor allem ein Interview von Oliveira bei Canal+ direkt nach dem Österreich-GP, in dem der Portugiese dem Spanier unter anderem vorwarf, er würde entweder zu emotional reagieren oder nicht so viel denken.

Die Aussagen trafen den KTM-Werksfahrer hart: «Ich war geschockt, weil ich dachte, dass mein Verhältnis zu Miguel gut war. Ich war auch schon in der Situation, in der Hitze des Gefechts, aber ich habe nie den Respekt vor meinem Gegner verloren, vor allem nicht vor meinem Teamkollegen. Das war keine gute Wortwahl. Und er hat sich nicht einmal dafür entschuldigt. Ich würde nie sagen, dass wir nicht alle mit derselben Intelligenz geboren wurden, das ist ziemlich hart – vor allem, weil er das Bike fährt, das ich entwickelt habe. Stellt euch vor, ich hätte seine Intelligenz, dann hätten wir schon im Vorjahr gewonnen», konnte sich Pol eine kleine Retourkutsche nicht verkneifen. Dann ergänzte er aber schnell: «Das ist sicher nicht gut. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er weiß, dass er nicht die besten Worte gewählt hat, um die Situation zu erklären.»

Glaubt der Jüngere der Espargaró-Brüder also nicht, dass er auf dem Motorrad vielleicht zu emotional agiere? «Ich habe auf meinem Instagram-Account erklärt, was wirklich passiert ist, warum ich weit gegangen bin – es gibt einen Grund dafür. Ich bin kein verrückter Kerl, der ein MotoGP-Bike fährt. Ich habe das erste Rennen angeführt, ich habe die schnellsten Jungs überholt, ohne zu weit zu gehen. Ich lag in Führung und war dabei, dem Zweiten davonzufahren – Andrea Dovizioso, hier auf dem Red Bull Ring. Es gab ein Warum: Im ersten Rennen hatte ich einen Medium-Reifen, im zweiten ging das nicht mehr, weil ich keinen mehr hatte. Das war keine Zockerei, das war das Einzige, was ich tun konnte. Und deshalb ging ich weit, dafür gibt es eine technische Erklärung.»

«Das bedeutet aber nicht, dass jeder innen durch kann», fuhr Pol fort. «Wenn jemand überholt, muss er daran denken, dass ein anderer Fahrer auf der Strecke ist, der nicht checken kann, was hinter ihm passiert. Ich habe viele von den Kommentaren gesehen: ‚Pol hätte sich umschauen müssen.‘ Aber wir fahren hier Rennen. Ich war außen, muss ich dann die Hand heben und zurückschauen, um zu sehen wer kommt, und abwarten? Das ist Racing! Es kann ein Rennunfall sein. Aber ich kann auch nicht verschwinden, ich war auf der weißen Linie, was sollte ich machen? Wir haben bei KTM viele Daten, die ich euch liebend gerne geben würde, aber leider kann ich es nicht.»

«In vielen Kommentaren ging es um die weite Linie, aber keiner hat das erste Rennen gesehen – mit dem richtigen Reifen. Denn ich kann euch sagen: Wir hatten das beste Bike im Feld, es war unglaublich. Ich konnte Dovizioso überholen, wo ich wollte: Auf der Bremse, in der Beschleunigung oder bei einem Richtungswechsel. Das Motorrad war unglaublich. Und das hat mich genervt, dass das Motorrad so gut war und ich es nicht nutzen konnte. Wie schon in Tschechien.»

Am heutigen Donnerstag waren die Markenkollegen zur Aufarbeitung des Zwischenfalles noch beim FIM MotoGP Stewards Panel vorgeladen. «Ja, ich war mit Teammanager Mike Leitner bei der Anhörung. Wir haben ihnen alle Daten gezeigt und auch ein Video. Sie haben mir zugestimmt», berichtete Pol. «Wie gesagt, es war ein Rennunfall. Ich würde sogar sagen, dass Miguel schon fast gestürzt war, bevor er mich berührt. Es gibt ein Bild, wo mein Bike fast komplett aufgerichtet und seines komplett auf dem Boden ist, bevor wir stürzen. Das bestätigen auch die Daten. Wir haben das alles der FIM gezeigt und sie haben mir zugestimmt. Das war’s. Es gibt nicht mehr dazu zu sagen. Wir waren uns einig, dass es ein Rennunfall war.»

So sahen es übrigens auch Freddie Spencer und Co., denn Strafen oder Verwarnungen wurden keine ausgesprochen, wie am späten Donnerstagabend offiziell bestätigt wurde.

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