Sylvain Guintoli: Das große Plus der Suzuki GSX-RR
Sylvain Guintoli beim Misano-Test 2020
Sylvain Guintoli trug im Hintergrund seinen Teil dazu bei, dass Suzuki Ecstar 2020 mit Joan Mir 20 Jahre nach Kenny Roberts jr. wieder den Titel in der Königsklasse der Motorrad-WM einheimste. Dazu kam der Gewinn der Team-WM. «Ich spule normalerweise um die 10.000 Test-Kilometer ab, aber 2020 war es wegen der Pandemie viel schwieriger», verriet der Testfahrer.
Der 38-jährige Franzose testet seit 2017 für das japanische Werk aus Hamamatsu. In seinem Suzuki-Blog erinnert er sich nun noch einmal an seine ersten Runden auf der GSX-RR. Schon damals erkannt er eine entscheidende Stärke der Suzuki: «Mein erster Eindruck war, dass die GSX-RR sehr ausgeglichen war, aber es gab ein Problem mit dem Motor. Diese Balance ist in gewisser Hinsicht zum Leitmotiv der GSX-RR geworden – und es ist das Wichtigste überhaupt im GP-Sport, weil diese Bikes am Ende zu stark für die Strecken und zu stark für das Grip-Level sind, daher liegt der Schlüssel darin, das, was du hast, zu managen und das Beste herauszuholen.»
Einen entscheidenden Fortschritt macht Guintoli rückblickend in der Entwicklung für die Saison 2018 aus: «Der Motor war viel besser und alle Mittel, die eingesetzt worden waren, um dem Problem mit dem Motor entgegenzuwirken, waren immer noch nützlich und von Vorteil. Denn wir waren tief in das Bike eingetaucht und dadurch haben wir noch mehr über die GSX-RR gelernt.»
Danach habe sich alles um die kleinen Schritte gedreht, erzählte Guintoli: «Aerodynamik, Motorbremse, Stabilität. Es wurden einfach kleine Anpassungen vorgenommen – aber all diese kleinen Dinge summieren sich. Im nächsten Jahr, 2019, wurde das Motorrad besser und besser – genauso die Ergebnisse», verwies er auf die zwei Siege von Alex Rins.
Aber was machte die Suzuki GSX-RR dann endgültig zum Weltmeister-Bike? «2020 war das Chassis der große Unterschied. Ich habe es zum ersten Mal beim Wintertest in Sepang ausprobiert und es war eine große Verbesserung. Es gibt dem Fahrer die Chance, härter zu bremsen. Das war ein großes Plus. Joan bremst spät und er bremst hart, das hat ihm also wirklich geholfen. Der neue Motor war 2020 auch in ein paar Bereichen besser. Wir haben im Vorjahr also einen großen Schritt gemacht.»
Guintolis Fazit: «Suzuki hat seit jeher Motorräder gebaut, die im Handling und in den Kurven gut sind. Das ist in der DNA verwurzelt und die GSX-RR 2020 war in der Hinsicht das Höchste.»
Die Saison von Mir und Rins verfolgt der Suzuki-Testfahrer übrigens bis ins kleinste Detail. «Ich liebe es zu sehen, wie die Arbeit in Action verwandelt wird, ich sehe mir jede Session an, auch wenn ich zu Hause bin. Im Vorjahr war es natürlich aufregender denn je, mit Joan und Alex, die so gut abgeliefert haben», schwärmte Guintoli und gestand gleichzeitig: «Ich bin ein ziemlicher Freak, weil ich nach jeder Session die Zeitenlisten und die ganzen Informationen analysiere. Mich interessiert es sehr und es hilft mir, die unterschiedlichen Fahrstile und Stärken der Fahrer zu verstehen und genau zu erkennen, was sie brauchen. Und abgesehen davon bin ich einfach ein großer Motorradsport-Fan!»