Ducati: 51 Siege, zweiter Titel lässt auf sich warten
Andrea Dovizioso sorgte vor seinem Abgang noch für einen Ducati-Meilenstein
Die verkürzte Saison 2020 endete für das Ducati Team mit den enttäuschenden WM-Rängen 4 und 12 – so schlecht platziert waren die Roten seit 2014 nicht mehr. Die Trennung von Danilo Petrucci war schon vor dem WM-Neustart beschlossene Sache, dass die achtjährige Zusammenarbeit mit dem dreifachen MotoGP-Vizeweltmeister Andrea Dovizioso keine Fortsetzung finden würde, wurde in Spielberg offiziell gemacht – noch bevor «Dovi» den 50. MotoGP-Sieg nach Borgo Panigale holte. Es sollte sein einziger Saisonsieg bleiben, «Petrux» steuerte im Regenrennen von Le Mans einen zweiten Erfolg bei.
Übrigens: Die bisher 51 Ducati-Siege kamen auf 20 unterschiedlichen Strecken zu Stande: Motegi, Sepang, Doha und der Red Bull Ring liegen den Roten mit jeweils fünf Triumphen am besten. In Mugello, Barcelona und auf Phillip Island sind es bisher vier, in Valencia und Brünn drei sowie in Misano und Donington zwei. Jeweils einmal jubelte Ducati auf dem Sachsering, in Assen, Jerez, Silverstone, Laguna Seca, Aragón, Shanghai, Istanbul und Le Mans.
2021 hofft Ducati auf einen erfolgreichen Neuanfang – die Jugend soll es richten: Jack Miller (26) und Francesco «Pecco» Bagnaia (24) wurden von Pramac ins Werksteam befördert. Obwohl beide auf der Desmosedici noch kein Rennen gewinnen konnten, trauen Gigi Dall’Igna und Co. dem neuen Duo zu, endlich den ersehnten zweiten MotoGP-Titel nach Borgo Panigale zu holen.
Immerhin sammelte das Kundenteam von Pramac mit Miller und Bagnaia 2020 doppelt so viele Podestplätze wie die Werksfahrer Dovizioso und Petrucci.
Die erfolgreichen Anfänge in der MotoGP-WM
Mit der Viertakt-Ära begann auch die MotoGP-Geschichte von Ducati: Beim Italien-GP 2002 stellte der Hersteller aus Borgo Panigale seinen MotoGP-Prototyp vor. Für die erste Saison in der «premier class» setzte Ducati 2003 auf Troy Bayliss, der dem italienischen Werk 2001 den Superbike-WM-Titel beschert hatte, und den dreifachen Weltmeister Loris Capirossi (1990 und 1991 in der 125er-, 1998 in der 250er-Klasse).
Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Capirossi sorgte beim Saisonauftakt in Suzuka als Dritter für den ersten Podestplatz. Beim Barcelona-GP landete der Italiener ganz vorne und bescherte Ducati im sechsten Rennen den ersten Sieg. In der WM-Wertung belegte er am Ende Rang 4, sein australischer Teamkollege Rang 6. Zusammen fuhren sie im ersten Jahr neun Podestplätze für Ducati heraus.
Seither ist viel passiert – von Casey Stoners überragender Saison auf dem Weg zum Weltmeistertitel über die gescheiterte «himmlische Ehe» mit Superstar Valentino Rossi bis hin zum Abschied von Jorge Lorenzo.
Stoner ist zweifellos der erfolgreichste Ducati-Pilot in der bisherigen MotoGP-Geschichte: Der Australier holte nicht nur den bisher einzigen WM-Titel für den italienischen Hersteller, auch an die 23 GP-Siege kam noch keiner heran – zehn davon holte er allein in seiner Weltmeistersaison 2007. Lange Zeit schien es so, als wäre er der einzige Fahrer, der auf dem eigenwilligen Motorrad gewinnen konnte. Als er sich nach der Saison 2010 zu Repsol Honda verabschiedete, musste Ducati sechs Jahre warten, bis Andrea Iannone beim Österreich-GP 2016 wieder ein Sieg gelang. Für den Italiener blieb es bei diesem einen Erfolg.
Dazwischen lagen harte Jahre: Als Valentino Rossi 2011 in das Ducati-Werksteam kam, waren die Hoffnungen nicht nur in Italien groß. Doch aus einem italienischen Dream-Team wurde nichts – nur drei Podestplätze waren nach zwei Jahren, in denen nicht nur am Aluminium-Rahmen experimentiert wurde, das ernüchternde Ergebnis.
2013 folgte dann das schwärzeste Ducati-Jahr in der MotoGP-WM: Die ausbleibenden Erfolge – kein einziger Podestplatz in der ganzen Saison – sorgten unter anderem dafür, dass Ende des Jahres Gigi Dall’Igna als neuer General Manager von Ducati Corse verpflichtet wurde, um Ducati wieder auf die Siegerstraße zu führen. Die Ergebnisse sollten ihm Recht geben – das ganz große Ziel, nach 2007 einen zweiten MotoGP-Titel nach Borgo Panigale zu holen, verfolgt er bislang aber vergeblich.
Daran änderte auch 25-Millionen-Mann Jorge Lorenzo nichts, der sich nach einem schwierigen Start in seinem zweiten Jahr auf der Desmosedici zwar noch in die Liste der Ducati-Siegfahrer eintrug, anschließend aber zu Repsol Honda wechselte und seine Karriere dort frühzeitig beendete.
Dovizioso, der 14 seiner 15 MotoGP-Siege für Ducati einfuhr, dazu 40 seiner 62 Podestplätze in der Königsklasse, ist der zweiterfolgreichste MotoGP-Pilot für den Hersteller aus Borgo Panigale. Sein Titeltraum blieb aber unerfüllt, der zweite MotoGP-Konstrukteurs-Titel der Firmengeschichte war für das Ducati-Lager am Ende ein schwacher Trost.
Dazu beigetragen haben (neben dem gegen Yamaha verhängten Punktabzug) die Ergebnisse der Werksfahrer Dovizioso und Petrucci, der Pramac-Ducati-Piloten Miller und Bagnaia sowie der dritte Rang von Johann Zarco in Brünn – das erste MotoGP-Podium für Avintia Esponsorama.
2020 schickte Ducati erstmals vier aktuelle Desmosedici ins Rennen, dabei bleibt es auch in diesem Jahr. Davon profitieren Zarco und Rookie Jorge Martin im Pramac Team, während für die weiteren zwei Klassen-Neulinge, Moto2-Weltmeister Enea Bastianini und Rossi-Bruder Luca Marini, bei Esponsorama Vorjahresmodelle vorgesehen sind.
Die Erfolge des Ducati-MotoGP-Werksteams seit 2003
2003: Neun Podestplätze (1x Sieg, 2x zweiter Platz, 6x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 4 mit 177 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 6 mit 128 Punkten
2004: Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 9 mit 117 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 14 mit 71 Punkten
2005: Vier Podestplätze (2x Sieg, 1x zweiter Platz, 1x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 6 mit 157 Punkten
Carlos Checa WM-Rang 9 mit 138 Punkten
2006: Neun Podestplätze (4x Sieg: Troy Bayliss siegte als Ersatzfahrer in Valencia, 4x
zweiter Platz, 1x dritter Platz)
Loris Capirossi WM-Rang 3 mit 229 Punkten
Sete Gibernau WM-Rang 13 mit 95 Punkten
2007: 18 Podestplätze (11x Sieg, 4x zweiter Platz, 3x dritter Platz)
Casey Stoner Weltmeister mit 367 Punkten
Loris Capirossi WM-Rang 7 mit 166 Punkten
2008: Elf Podestplätze (6x Sieg, 3x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 2 mit 280 Punkten
Marco Melandri WM-Rang 17 mit 51 Punkten
2009: Neun Podestplätze (4x Sieg, 1x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 220 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 13 mit 104 Punkten
2010: Zehn Podestplätze (3x Sieg, 2x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 225 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 7 mit 163 Punkten
2011: Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
Valentino Rossi WM-Rang 7 mit 139 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 8 mit 132 Punkten
2012: Zwei Podestplätze (2x zweiter Platz)
Valentino Rossi WM-Rang 6 mit 163 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 122 Punkten
2013: Kein Podestplatz
Andrea Dovizioso WM-Rang 8 mit 140 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 126 Punkten
2014: Drei Podestplätze (1x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 5 mit 187 Punkten
Cal Crutchlow WM-Rang 13 mit 74 Punkten
2015: Neun Podestplätze (5x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
Andrea Iannone WM-Rang 5 mit 188 Punkten
Andrea Dovizioso WM-Rang 7 mit 162 Punkten
2016: Zehn Podestplätze (2x erster Platz, 3x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 5 mit 171 Punkten
Andrea Iannone WM-Rang 9 mit 112 Punkten
2017: 15 Podestplätze (6x erster Platz, 4x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 261 Punkten
Jorge Lorenzo WM-Rang 7 mit 137 Punkten
2018: 13 Podestplätze (7x erster Platz, 4x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 245 Punkten
Jorge Lorenzo WM-Rang 9 mit 134 Punkten
2019: 12 Podestplätze (3x erster Platz, 3x zweiter Platz, 6x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 2 mit 269 Punkten
Danilo Petrucci WM-Rang 6 mit 176 Punkten
2020: Drei Podestplätze (2x erster Platz, 1x dritter Platz)
Andrea Dovizioso WM-Rang 4 mit 135 Punkten
Danilo Petrucci WM-Rang 12 mit 78 Punkten
51 MotoGP-Siege
Casey Stoner: 23 Siege (2007: Doha, Istanbul, Shanghai, Barcelona, Donington Park, Laguna Seca, Brünn, Misano, Phillip Island, Sepang; 2008: Doha, Donington Park, Assen, Sachsenring, Phillip Island, Valencia; 2009: Doha, Mugello, Phillip Island, Sepang; 2010: Aragón, Motegi, Phillip Island)
Andrea Dovizioso: 14 Siege (2016: Sepang; 2017: Mugello, Barcelona, Spielberg, Silverstone, Motegi, Sepang; 2018: Doha, Brünn, Misano, Valencia; 2019: Doha, Spielberg; 2020: Spielberg 1)
Loris Capirossi: sieben Siege (2003: Barcelona; 2005: Motegi, Sepang; 2006: Jerez, Brünn, Motegi; 2007: Motegi)
Jorge Lorenzo: drei Siege (2018: Mugello, Barcelona, Spielberg)
Danilo Petrucci: 2 Siege (2019: Mugello; 2020: Le Mans)
Troy Bayliss: 1 Sieg (2006: Valencia)
Andrea Iannone: 1 Sieg (2016: Spielberg)
Pramac Ducati: 20 Podestplätze
2007: Alex Barros (Mugello)
2008: Toni Elias (Brünn und Misano)
2015: Danilo Petrucci (Silverstone)
2016: Scott Redding (Assen)
2017: Danilo Petrucci (Mugello, Assen, Misano, Motegi)
2018: Danilo Petrucci (Le Mans)
2019: Jack Miller (Austin, Brünn, Aragón, Phillip Island, Valencia)
2020: Jack Miller (Spielberg 1, Spielberg 2, Valencia 2, Portimão); Francesco Bagnaia (Misano 1)
Avintia Esponsorama Ducati: Seit den letzten fünf Rennen 2014, 1 Podestplatz
2020: Johann Zarco (Brünn)
Aspar Ducati: 2016 bis 2018, kein Podestplatz