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Stefan Bradl/Honda: «Márquez ist der Alte geblieben»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl

Stefan Bradl

Honda-Testfahrer Stefan Bradl sagt, Marc Márquez fahre genau so riskant wie früher. Die Konkurrenzfähigkeit der Honda wird sich 2021 nicht mehr stark verbessern. «Der Fokus liegt auf 2022», sagt der Bayer.

Stefan Bradl (31) hat in diesem Jahr mit der Honda RC213V schon unzählige Testkilometer in Jerez abgespult, zuletzt auch in Misano, dazu hat er die drei Renneinsätze in Doha (statt Marc Márquez) und Jerez (mit einer Wildcard für das HRC Test Team) absolviert. Aber die Konkurrenzfähigkeit der MotoGP-Honda lässt weiter zu wünschen übrig.

Marc Márquez hat den HRC-Managern nach dem seltsamen Highsider am Freitag in Assen gehörig die Leviten gelesen und sehr deutlich und mit sichtbarer Ungeduld Sofort-Maßnahmen verlangt. Seine Laune hat sich nach dem 20. Startplatz bei der Dutch-TT nicht gerade verbessert.

Honda steckt mehrfach in Problemen. Márquez schimpfte in Assen über die Elektronik, die bei seinem Crash ein Eigenleben führte. Dazu sagt Stefan Brad, man könne das Potenzial der weichen neuen Hinterreifen nur zu 80 Prozent nutzen, das kostet über eine einzelne schnelle Runde zwei bis die Zehntel und erklärt die schlechten Startplätze. Dazu fehlt hinten generell die nötige Traktion. Deshalb lässt auch der Rennspeed und die Konstanz zu wünschen übrig.

Stefan, anscheinend ist das neue Chassis keine Patentlösung. Sogar der loyale Nakagami wettert inzwischen über das Material. Neue Chassis an einem GP-Weekend zu testen und zu vergleichen, war noch nie einfach. Wird Honda also in dieser Saison auf keinen grünen Zweig kommen?

Es gibt am Dienstag und Mittwoch nach dem Misano-GP noch einen offiziellen Zwei-Tage-Test für die Stammfahrer. Da wird natürlich Material für 2022 ausprobiert. Da sind Komponenten dabei, die ich als Testfahrer schon vorsortiere.

Aber es ist klar: Honda hat zwar jetzt ein neues Chassis gebracht. Der große Fokus liegt jedoch bereits auf dem nächsten Jahr.

Allzu viel Geduld bringt aber Marc Márquez nicht mehr auf. Er verlangte zuletzt in Assen Verbesserungen für das nächste Rennen. Und zwar ziemlich rigoros.

Natürlich wird versucht, aus dem existierenden Material noch das Maximum herauszuholen. Und es wird teilweise mit Zeug aus den letzten Jahren kombiniert.

Man bemüht sich, jetzt noch einen Weg einzuschlagen, der vielleicht okay ist.

Übertrieben gesagt: Honda bemüht sich zu retten, was zu retten ist.

Aber der Hauptfokus richtet sich auf die Entwicklung des neuen 2022-Motorrads.

Es wird auch an der Elektronik herumgetüftelt, um die Details noch ein bisschen zu verfeinern.

Das soll dazu beitragen, für den Rest der Saison Schadensbegrenzung zu betreiben.

Aber jetzt hat der Juli begonnen; es ist Sommerpause. Im August geht die Meisterschaft weiter. Der Fokus liegt also auf 2022. Das ist klar.

Als Márquez in Assen am Freitag im FP2 schwer stürzte, stimmte bei der ECU offenbar das «corner by corner»-Set-up nicht. Und das im sechsten Jahr der Einheits-ECU von Magneti Marelli. Wie kann das passieren? Marc war entsprechend sauer.

Dieses Problem haben wir beim letzten Test am 23./24. Juni in Misano gelöst. Aber das Update wurde bei Marc in Assen erst für den Samstag eingebaut.

Das war eines der Dinge, die wir in Misano auf der Agenda hatten. Wir haben es dort abgearbeitet.

Am Samstag war es in Assen beim Repsol-Team drinnen. Und es hat funktioniert.

Der weltgrößte Hersteller blamiert sich seit fast zwei Jahren. 2019 hat Marc bei 19 Rennen noch zwölf Siege und sechs zweite Plätze sichergestellt. Schon beim Doha-Test im Februar 2020 wurde am letzten Tag bei HRC peinlicherweise das 2019-Zeug zusammengesucht. Die Entwicklung geht rückwärts. Die üblichen 30 Stürze wird Márquez auch 2021 wieder schaffen.

Ja, er ist nach wie vor der Alte. Bei dem Speed, den er zeigt, gehört das Crashen offenbar dazu. Es macht ihm ja auch nicht aus. Er setzt sich gleich wieder drauf und fährt so schnell wie vorher.

Dabei hat man gedacht, er kommt langsam in das Alter, in dem er vielleicht einmal zum Nachdenken anfängt.

Aber das ist sein Instinkt. Das braucht er quasi, um den Speed zu finden und vorne mitzufahren.

Die erste Rennrunde von Assen zeigte tatsächlich den alten Márquez.

Ja, er stand in Assen nach dem Crash im Quali nur auf dem 20. Startplatz und kam als Zehnter oder Elfter aus der ersten Runde zurück. Das ist halt auch eine Qualität, die sonst keiner hat. Ich kenne keinen anderen, der dieses Risiko eingeht. Und es war ja eh noch ein kontrolliertes Risiko, so viel ich gesehen habe.

Trotzdem war Márquez am Freitag ordentlich sauer auf Honda. Er hat sich kein Blatt vor den Mund genommen.

Ja, das macht er natürlich clever. Es ist verständlich, dass das einmal frustet und er dann die Spitzen Richtung Honda setzt.
Er hat am Samstag aber auch gesagt, der Fehler wurde repariert. Auch das ist Honda.

Das MotoGP-Feld ist so eng zusammengerückt, das Level ist so hoch geworden. Und die Honda war noch nicht das einfachste Motorrad zum Fahren. Das ist klar.

Márquez hat das durch seine Fahrkünste immer ausgemerzt.
Aber Pol Espargaró fährt jetzt auch nicht die gewünschten Ergebnisse ein.

Deshalb richtet sich jetzt die Entwicklung jetzt nach dem aktuell schnellsten Fahrer. Und das ist nach wie vor einfach der Marc.

Also müssen sich die anderen Honda-Fahrer entweder anpassen oder ihr eigenes Zeug machen.

Es ist auch für die beiden LCR-Fahrer nicht leicht, weil Honda einfach strauchelt. Das ist klar.

Es werden sehr viele Sachen ausprobiert. Aber wir sind noch nicht an den Punkt, wo wir etwas Besseres gefunden haben.

Dann verzweifelt man ein bisschen und kramt in der Kiste rum. Man überlegt, was in der Vergangenheit funktioniert hat.

Dadurch ist die Entwicklung und die Testfahrerarbeit für die Stammfahrer noch etwas zu kurz gekommen.

Jeder Hersteller hat einmal so eine Krise. Yamaha hat sie gehabt, Suzuki 2017 auch. Ducati kämpft eigentlich auch schon lange.

Wann waren die zum letzten Mal Weltmeister? 2007?

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